Caritas International warnt vor Kürzungen bei humanitärer Hilfe

"Ressourcen gezielter in lokale Hände geben"

Nicht nur die USA unter Donald Trump, auch Deutschland spart massiv bei der humanitären Hilfe. Dabei werde sie angesichts vieler Krisen dringender gebraucht denn je, sagt der Chef von Caritas International.

Symbolbild Humanitäre Hilfe / © addkm (shutterstock)

Die Hilfsorganisation Caritas International warnt vor einem historischen Wendepunkt durch weltweite Kürzungen bei der humanitären Hilfe. "Im Jahr 2025 werden global rund 60 Milliarden Dollar weniger zur Verfügung stehen als noch 2024. Das entspricht einem Rückgang um ein Drittel", sagte der Chef von Caritas International, Oliver Müller, dem Verlag Table Media. 

Damit schwinde die internationale Solidarität "ausgerechnet in einer Zeit, in der sie dringender gebraucht würde als je zuvor".

Oliver Müller wird zum 1. Januar 2025 sein Amt als Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe des Deutschen Caritasverbands antreten / © Philipp von Ditfurth (dpa)
Oliver Müller wird zum 1. Januar 2025 sein Amt als Vorstand Internationales, Migration und Katastrophenhilfe des Deutschen Caritasverbands antreten / © Philipp von Ditfurth ( dpa )

Laut Müller sind mehr als 300 Millionen Menschen derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Doch die internationalen Hilfe-Budgets schrumpften in dramatischer Geschwindigkeit. "Die Vereinigten Staaten kürzen ihre Hilfe um 40 Milliarden Dollar, die Bundesregierung reduziert ihre humanitären Mittel um mehr als zwei Milliarden Euro." So seien für humanitäre Hilfe im Bundeshaushalt 2025 nur noch eine Milliarde Euro vorgesehen - ein Rückgang um 53 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Ein Drittel aller Stellen gefährdet

"Allein bei Caritas mussten wir in den letzten Monaten in Äthiopien 1.200 Stellen streichen, in Bangladesch 280. Global gehen wir von mehr als 5.000 Stellenverlusten bei Caritas-Partnerorganisationen aus", führte Müller aus. Schätzungen zufolge seien weltweit rund 60.000 humanitäre Arbeitsplätze gefährdet - ein Drittel der Helferinnen und Helfer in Krisenregionen.

Müller forderte, Ressourcen dorthin zu verlagern, wo Hilfe am direktesten wirkt: "in die Hände lokaler Partnerorganisationen".

Humanitäre Hilfe für Jemen / © Hani Al-Ansi (dpa)
Humanitäre Hilfe für Jemen / © Hani Al-Ansi ( dpa )
Humanitäre Hilfe

Heute flössen rund 95 Prozent der humanitären Mittel an große internationale Organisationen. "Aus unserer Sicht ist das ein Fehler. Macht und Ressourcen müssen gezielter in lokale Hände gegeben werden." Bei Caritas International gehen demnach über 90 Prozent der von der Hilfsorganisation verwalteten öffentlichen Mittel an lokale Partnerorganisationen in den Projektländern.

Caritas international

Caritas International arbeitet eng mit den weltweit 165 nationalen Caritas-Organisationen zusammen. Von seinem Hauptsitz in Freiburg aus unterstützt das katholische Hilfswerk jährlich etwa 1.000 Hilfsprojekte in aller Welt. In den Projekten gewährleisten die Kompetenz und das Engagement der einheimischen Caritas-Mitarbeiter den dauerhaften Erfolg vor Ort.

Die Caritas gibt es in über 160 Ländern / © Karolis Kavolelis (shutterstock)
Die Caritas gibt es in über 160 Ländern / © Karolis Kavolelis ( shutterstock )
Quelle:
KNA