Pfarrer in Gaza berichtet von humanitärer Notlage

Christliche Gemeinde in Gefahr

Vor dem 7. Oktober 2023 zählte die christliche Gemeinde in Gaza noch 1.017 Mitglieder. Nun sind es nur noch die Hälfte - und sie leben unter schrecklichen Bedingungen. Sie kämpfen ums Überleben und rationieren ihre Vorräte streng.

Ein Luftbild zeigt die Trümmer von zerstörten Häusern in Rafah, einen Tag nach Inkrafttreten eines Abkommens über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen.  / © Abed Rahim Khatib (dpa)
Ein Luftbild zeigt die Trümmer von zerstörten Häusern in Rafah, einen Tag nach Inkrafttreten eines Abkommens über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. / © Abed Rahim Khatib ( dpa )

Die christliche Gemeinde in Gaza befindet sich in einer akuten humanitären Krise. Rund 500 Männer, Frauen und Kinder lebten derzeit auf dem Gelände der einzigen katholischen Kirche, berichtet das Portal Vatican News (Samstag) unter Berufung auf den argentinischen Pfarrer Gabriel Romanelli. Nach seinen Angaben liegt der Preis für ein Kilo Mehl bei "etwa 18 Euro, für Tomaten 23; eine einzelne Zwiebel bis zu 15 Euro". Für ein Kilo Zucker brauche man mindestens 100 Euro. "Selbst wenn wir es wollten: Kaffee könnten wir nicht einmal bitter trinken - ein Kilo kostet nicht unter 250 Euro", so der Pfarrer von Gaza.

Bombardements 

Seit 3. März seien sämtliche Hilfslieferungen gestoppt. Vorräte, die man während einer früheren Waffenruhe eingelagert habe, müssten streng rationiert werden. Immer wieder seien Bombardements in unmittelbarer Nähe der Pfarre zu hören, teils nur wenige hundert Meter entfernt.

Vor dem 7. Oktober 2023 zählte die christliche Gemeinde in Gaza noch 1.017 Mitglieder. Heute sind es noch etwa 500, die in den Räumen der Pfarre untergebracht seien. Rund 300 Menschen konnten nach Worten des Pfarrers über den Grenzübergang Rafah nach Ägypten ausreisen. 54 Christen seien im Krieg gestorben, darunter 16 bei einem Luftangriff auf die orthodoxe Kirche St. Porphyrius. Weitere Christen, so Romanelli, seien durch fehlende Medikamente ums Leben gekommen, so der Pfarrer: "Herzkranke, Diabetiker - Menschen, die ohne Hilfe nicht überleben konnten."

Große Erschöpfung

Etwa 50 Menschen mit Behinderung oder schweren Erkrankungen werden derzeit von Schwestern der Mutter-Teresa-Gemeinschaft betreut. Die Erschöpfung in der Gemeinde sei jedoch groß. "Wir haben das Gefühl, fast allein geblieben zu sein in dieser Gegend", so Romanelli.

Trotz allem betont der Pfarrer die zentrale Rolle des Glaubens: "Das Gebet ist das Einzige, was uns noch zusammenhält. Ohne das Gebet wären wir nicht so weit gekommen." Die Verbindung zur Weltkirche, sagt er, gebe Kraft. Anrufe von Papst Franziskus in den Abendstunden hätten der Gemeinde viel bedeutet.

Auch das Wissen, dass weltweit über eine Milliarde Christen für sie beten, sei ein starker Trost. Romanelli appelliert eindringlich: "Lebensmittel, Medikamente und Treibstoff sind für uns genauso wichtig wie das Gebet. Aber ohne das Gebet hätten wir nicht bis heute durchgehalten - unser Gebet und eures. Wir zählen auf euch."

Quelle:
KNA