DOMRADIO.DE: Wie haben Sie vom tragischen Unglück von Laura Dahlmeier erfahren, als sie beim Bergsteigen im pakistanischen Karakorum-Gebirge von einem Steinschlag getroffen wurde? Was war Ihre erste Reaktion?
Pfarrer Josef Konitzer (Pfarrverbandsleiter im Pfarrverband Zugspitze): Über die Presse beziehungsweise über Social Media habe ich davon erfahren, aber auch von etlichen Menschen, die bei uns in Garmisch-Partenkirchen wohnen.
DOMRADIO.DE: Die Kirche St. Martin in Garmisch-Partenkirchen ist nun auch ein Gedenkort für die Verstorbene geworden. Was genau erwarten die Menschen an diesem Ort jetzt? Wie ist er gestaltet?
Konitzer: Wir stellen ein Bild und eine große Kerze auf. Wenn jemand kommen möchte, kann er auch dort zur Ehre der Verstorbenen eine Kerze anzünden. Wir alle sind Menschen des Lichts. Ich glaube, dort, wo das Licht fehlt, wird es kalt und dunkel, und dort, wo Menschen fehlen, die so sind wie das Licht für die Welt, da wird es auch unerträglich und kalt.
Selbst wenn sie den Ort nicht mehr besuchen kann, hat sie eine Spur hinterlassen. Sie war wirklich ein Licht in dieser Welt. Dafür bin ich ihr auch sehr dankbar. Sie hat vermutlich mehr bewegt als so mancher von uns.
DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach so ein Gedenkort für die Trauerarbeit von Freunden, Angehörigen, aber auch von Menschen, die sie gar nicht persönlich kannten?
Konitzer: Die Leute gehen unterschiedlich mit der Trauer um. Manche wollen dorthin, wo sie in dieser Marktgemeinde auch war, um diese Verbindung zu haben. Auf der anderen Seite erinnern sich manche natürlich an sie, machen aber gar nichts. Sie sagen vielleicht nur: "Lieber Gott, schenke Du ihr die Vollendung, uns wird sie fehlen, wir können nichts tun."
Ich finde, dass sie für unseren Ort schon von Bedeutung war, weil sie eben diese Spur der Menschlichkeit zurückgelassen hat, ohne abzuheben. Sie ist zwar in die Höhe geklettert, sie ist hochgestiegen, aber sie ist immer am Boden geblieben. Ob sie Olympiasiegerin war oder nicht, sie blieb menschlich. Das ist, glaube ich, sehr wichtig.
Bei solchen Orten, an denen man einkehren kann, sind wir immer wieder darauf angewiesen, gewisse Zeichen aufzunehmen. Wir haben Augen und Ohren und wir machen Erfahrungen damit. Da nehmen wir Wärme und Licht wahr. Mit dem Licht verbinden wir auch etwas. Ohne das alles gibt es kein Bewusstsein in uns Menschen. Das ist ja ein großes Zusammenspiel.
Für mich ist das mehr als nur ein Bild aufzustellen und zu sagen: Herr, gib ihr die ewige Ruhe. Ich weiß, diese Wirklichkeit des Geistes, das ewig Lebendige, kann nicht zerstört werden, auch wenn der Stein einem auf den Kopf fällt. Das Bewusstsein, die Erinnerungen, die Wirklichkeit der Gedanken, das ist es, was bleibt. Ich glaube, das nehmen sich viele junge Leute auch mit.
Das Interview führte Oliver Kelch.