Die Habsucht – diesem Thema widmete Domkapitular Thomas Weitz seine Predigt. Weitz warnte vor den verheerenden Auswirkungen dieser "Sucht" auf persönlicher sowie gesellschaftlicher Ebene. Die Habsucht sei eine Sucht, weil sie einem Menschen die Freiheit nehme, so der Domkapitular. In der Heiligen Schrift werde dieses Laster als eine Form des Götzendienstes dargestellt. Als Beleg dafür führte Weitz vor allem den Kolosserbrief an.
Die Gier führe dazu, dass alle anderen Lebensaspekte untergeordnet würden, weil sie alles für sich fordere, sodass nichts anderes neben ihr bestehen könne. "Die Habsucht versklavt die Welt und macht oft genug Menschen zu Marionetten." Er appellierte an die Gläubigen im Kölner Dom, wachsam zu bleiben und sich von dieser Sucht fernzuhalten, um ein authentisches und erfülltes Leben führen zu können.
Dabei seien materieller Besitz, Karriereerfolge und gesellschaftliches Ansehen nicht grundsätzlich schlecht, könnten aber zu einer Quelle des Bösen werden, wenn sie die Perspektive auf das Wesentliche verdrängten. Weitz warnte vor einer Lebensweise, die nur auf das Haben ausgerichtet sei, und vor den Folgen, die die Habsucht für den inneren Frieden und das soziale Miteinander habe. Der Geistliche betonte, dass materieller Reichtum am Ende des Lebens nichts wert sei, wenn er nicht von zwischenmenschlicher Liebe und spirituellem Reichtum begleitet werde. Es gehe darum, bei Gott reich zu sein.
Sonntagsevangelium aus dem Lukasevangelium:
An diesem Sonntag steht im Kapitelsamt die Erzählung vom reichen Mann im Zentrum des Evangeliums:
"In jener Zeit bat einer aus der Volksmenge Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen! Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler bei euch eingesetzt? Dann sagte er zu den Leuten: Gebt Acht, hütet euch vor jeder Art von Habgier! Denn das Leben eines Menschen besteht nicht darin, dass einer im Überfluss seines Besitzes lebt. Und er erzählte ihnen folgendes Gleichnis: Auf den Feldern eines reichen Mannes stand eine gute Ernte. Da überlegte er bei sich selbst: Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen könnte. Schließlich sagte er: So will ich es machen: Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen; dort werde ich mein ganzes Getreide und meine Vorräte unterbringen. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Seele, nun hast du einen großen Vorrat, der für viele Jahre reicht. Ruh dich aus, iss und trink und freue dich! Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast? So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist." (Lk 12,13-21)
(© Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet)
Auslegung zum Sonntagsevangelium
Von Ambrosius von Mailand
Ganz richtig weist er die irdischen Angelegenheiten zur Seite, da er doch um der göttlichen Dinge willen vom Himmel gekommen ist. Er lässt sich nicht dazu herbei, Richter in
Streitsachen und Schlichter in Geldangelegenheiten zu sein, er,
der Richter sein wird über die Lebenden und Toten und über
alle Verdienste. … Dieser Bruder verdiente die Zurückweisung,
weil er den Spender himmlischer Gaben für vergängliche Dinge
in Anspruch nehmen wollte. Denn unter Brüdern sollte nicht ein
Schiedsrichter das väterliche Erbe teilen, sondern die vermittelnde Bruderliebe; das Erbe der Unsterblichkeit, nicht Geld, sollen
die Menschen erhoffen.
Ambrosius von Mailand (Bischof, Kirchenlehrer, 339–397),
hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien
im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 683,
© EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012