DOMRADIO.DE: An diesem Freitag ist Jakobustag. Das dürfte in Santiago de Compostela ein besonderes Fest sein, oder?
Beate Steger (Autorin und Pilgerexpertin): Ja, die feiern auch schon. Die fangen schon vor dem 25. Juli an und hören erst nach dem Jakobustag auf. 14 Tage lang geht es da richtig ab.
Es gibt viele Aktivitäten. Konzerte, besondere Messen, Musikdarbietungen, auch eine Art Theater wird es geben. Es ist jede Menge los.
Die Hauptveranstaltung ist am Abends des 24. Ich hatte schon mal das Vergnügen bei der Feuerwerksshow dabei zu sein. Das findet direkt an dem Platz bei der Kathedrale statt. Am 25. Juli wird eine Messe gefeiert mit dem Botafumeiro. Das ist ein riesiges Weihrauchfass, das geschwenkt wird.
DOMRADIO.DE: Das klingt nach einem üppigen Programm. Gibt es darüber hinaus noch besondere Bräuche?
Beate Steger: In Spanien werden gerne "Gigantes y Cabezudos" gemacht. Das sind populäre Figuren der spanischen Volkstradition. Dabei werden große Figuren mit überdimensionalen Köpfen durch die Gegend getragen. Ich habe das auch schon auf Mallorca gesehen. Das gibt es in Spanien zu allen möglichen Festen.
So ist das auch zum Jakobustag. Bei der der Messe am 25. kommen ebenfalls diese Cabezudos die Kathedrale reingelaufen. Es gibt auch folkloristische Tänze vor der Kirche. Manchmal ist auch der spanische König mit dabei.
DOMRADIO.DE: Im Sommer sind es viele Pilgerinnen und Pilger, die sich auf den Jakobsweg machen. Warum tun die sich das bei dieser Hitze an?
Beate Steger: Ich habe mir das auch einmal angetan. Da war ich auf dem portugiesischen Jakobsweg unterwegs. Das sind, wenn man in Porto startet, nur 250 Kilometer nach Santiago. Das geht noch.
Ich habe mir die Hitze bewusst zugemutet, weil ich zu diesem Jakobustag nach Santiago reinlaufen wollte. Ich wollte diese Bräuche und Feste mitmachen.
Ich habe mir aber die Statistiken angeschaut. Von dem Pilgerbüro in Santiago bekommt man auch die Statistiken. Die führen genau Buch. Am Dienstagmorgen sind 25 Pilgerinnen und Pilger angekommen. Im Juli ist es gar nicht so viel. Es geht ein bisschen abwärts, wahrscheinlich wegen der Hitze. Im August steigt es wieder an.
Die Hauptmonate, an denen die meisten ankommen, sind Mai und August. In Galicien regnet es auch viel. Das ist der grüne Teil von Spanien. Insofern hält sich die Hitze in Grenzen. Wenn jedoch trotzdem sehr heiß wird, muss man früh morgens starten und macht früher Pause.
DOMRADIO.DE: Ist der Jakobustag an diesem Freitag eine exklusiv spanische Angelegenheit oder spielt er auch bei uns in Deutschland eine Rolle?
Beate Steger: Bei uns gibt es viele Jakobswege. Köln ist zum Beispiel ein Hotspot Es gibt auch schöne Feste, die in Deutschland gefeiert werden. Es ist in diesem Jahr ein Freitag. An dem Tag gibt es zum Beispiel in Rheinhessen oft Veranstaltungen wie das Feierabendpilgern. Am Jakobustag wird es zum Anlass genommen, dass das besonders gefeiert wird.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Jakobus-Verehrung
Der Apostel Jakobus der Ältere ist seit mehr als 1.000 Jahren Schutzpatron des christlichen Spanien. Jakobus gehörte laut biblischer Überlieferung zum engsten Kreis um Jesus Christus und wird in ganz Europa verehrt: auf Deutsch als heiliger Jakob, auf Französisch Saint-Jacques, Englisch Saint James, Italienisch San Giacomo, Spanisch Santiago, San Jaime, San Jacobo oder San Diego. Sein kirchlicher Festtag ist der 25. Juli.
