Kuba und USA verhandeln erneut über politische Gefangene

"Die Rolle der Kirche in schwierigen Zeiten"

Neue Hoffnung für politische Gefangene? Die USA drängen in Kuba auf Haftentlassung für Hunderte Menschen. Erneut wird auch die Kirche wieder als Vermittlerin angerufen. Zuletzt hatte das keinen nachhaltigen Erfolg.

Autor/in:
Tobias Käufer
Demonstrierende mit kubanischen und US-amerikanischen Flaggen protestieren für Freiheit in Kuba am 25. Juli 2021  / © Tyler Orsburn/CNS photo (KNA)
Demonstrierende mit kubanischen und US-amerikanischen Flaggen protestieren für Freiheit in Kuba am 25. Juli 2021 / © Tyler Orsburn/CNS photo ( KNA )

Die Sozialproteste in Kuba im Juli 2021 waren historisch und hatten für viele ungeahnte Folgen. Hunderte Menschen wurden festgenommen, weil sie gegen die Regierung demonstrierten.

Vier Jahre später versucht die US-Botschaft in der kubanischen Hauptstadt Havanna nun offenbar wieder Bewegung in die Verhandlungen über politische Gefangene zu bringen.

Kardinal Juan de la Caridad Garcia Rodriguez / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Juan de la Caridad Garcia Rodriguez / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Der zuständige US-Gesandte Mike Hammer habe das Gespräch mit dem Erzbischof von Havanna, Kardinal Juan de la Caridad García Rodríguez, gesucht, berichten unabhängige Portale. Der US-Diplomat habe dabei "seine Besorgnis über die Haftbedingungen mehrerer politischer Gefangener, die freigelassen werden sollten" ausgedrückt, heißt es. 

Die Kirche als Vermittler 

Die Kirche auf Kuba vermittelte in den letzten Jahren immer wieder zwischen der offiziell nicht zugelassenen Opposition und dem Ein-Parteien-Staat. Mehrfach gelang es ihr, die Freilassung
politischer Gefangener zu erreichen.

Laut Angaben der US-Botschaft hat sich Hammer für den Einsatz der Kirche bedankt und auf "die Herausforderungen, denen sich die Kirche bei der Hilfe für die Schwächsten gegenübersieht", hingewiesen. 

Der Horizont von Havanna, Kuba  / © Sean Pavone (shutterstock)
Der Horizont von Havanna, Kuba / © Sean Pavone ( shutterstock )

Zuvor hatte sich Hammer bereits mit dem katholischen Priester Alberto Reye getroffen, der als scharfer Kritiker der kommunistischen Regierung gilt. Hammer hatte auch Gespräche mit Bischof Marcelo Arturo González Amador über "die Rolle der Kirche in schwierigen Zeiten" geführt.

Das kubanische Regierungslager wiederum hatte Hammer in den vergangenen Wochen vorgeworfen, sich in die Innenpolitik des Landes einzumischen und die Bevölkerung aufzuwiegeln.

 Der US-Gesandte war dabei über die Insel gereist und hatte sich mit Regierungskritikern, aber auch der einfachen Bevölkerung getroffen. Kubas Regierung übt derzeit zudem scharfe Kritik an den Haftbedingungen in den Abschiebegefängnissen in den USA, in denen auch kubanische Migranten einsitzen.

Neue Festnahmen

Die Zeitung "El País" berichtete jüngst unter Berufung auf die Nichtregierungsorganisation "Prisoners Defenders", das von den im Januar freigelassenen 230 politischen Gefangenen einige namhafte Oppositionelle erneut inhaftiert wurden. 

Papst Franziskus und Miguel Diaz-Canel, Staatspräsident von Kuba, am 20. Juni 2023 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und Miguel Diaz-Canel, Staatspräsident von Kuba, am 20. Juni 2023 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Die damalige Freilassung erfolgte im Rahmen einer Abmachung mit dem Vatikan und war im Wesentlichen noch von Papst Franziskus unterstützt worden.

Die damals scheidende Regierung von US-Präsident Joe Biden hatte im Gegenzug Kuba von der Liste der Staaten genommen, die nach US-Ansicht den Terrorismus unterstützen. Nachfolger Donald Trump machte das nach Amtsantritt wieder rückgängig. 

Unter den zuletzt erneut Verhafteten befindet sich auch José Daniel Ferrer, der als Kopf der kubanischen Opposition gilt. "El País" kommentiert, Kuba habe das Abkommen mit dem Vatikan nicht erfüllt.

Vorwurf der schweren Misshandlung

Vor wenigen Tagen äußerte sich die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch ähnlich. Trotz einer Vereinbarung vom Januar 2025, die zur Freilassung einiger dieser Gefangenen führte, befänden sich Hunderte weiterhin in Haft, heißt es in einer Mitteilung. 

Symbolbild Demonstrantin mit kubanischer Fahne / © Phil Pasquini (shutterstock)
Symbolbild Demonstrantin mit kubanischer Fahne / © Phil Pasquini ( shutterstock )

"Demonstranten, die wegen ihrer Teilnahme an den friedlichen Protesten im Juli 2021 in Kuba festgenommen wurden, sind schweren Misshandlungen ausgesetzt", hieß es anlässlich des vierten
Jahrestages der Demonstrationen Mitte Juli weiter. 

Allein seit Ausbruch der historischen Sozialproteste 2021 haben schätzungsweise eine Million Menschen Kuba in Richtung USA und Lateinamerika verlassen, das entspricht etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Die Demonstranten forderten eine demokratische Öffnung des Ein-Parteien-Systems und eine Verbesserung der Versorgungslage.

Kuba und die Katholiken

Der sozialistische Karibikstaat Kuba hatte lange ein sehr konfliktreiches Verhältnis zur katholischen Kirche. Das Land unter Führung von Fidel Castro erklärte sich nach dem Sieg der Revolution von 1959 für laizistisch. Viele Priester mussten aber in den darauffolgenden Jahren die Insel verlassen. Kirchen wurden besetzt und katholische Schulen gingen in Staatshand über.

Kirche in Kuba / © Bildagentur Zoonar GmbH (shutterstock)
Kirche in Kuba / © Bildagentur Zoonar GmbH ( shutterstock )


 

Quelle:
KNA