Apollinaris von Ravenna wird in Düsseldorf und Remagen verehrt

Ein Heiliger für Wein und Wasser

Ein bekanntes Mineralwasser ist nach dem heiligen Apollinaris benannt. Dabei ist der frühchristliche Bischof und Märtyrer der Schutzpatron des Weins. Ein Blick auf die Geschichte des Heiligen zeigt, wie beides zusammenpasst.

Autor/in:
Roland Müller
Der Schrein des Heiligen Apollinaris liegt während der Festmesse auf den Altarstufen. / © Tomasetti (DR)
Der Schrein des Heiligen Apollinaris liegt während der Festmesse auf den Altarstufen. / © Tomasetti ( DR )

"The Queen of Table Waters" – mit diesem Slogan wurde die Wassermarke Apollinaris in der ganzen Welt bekannt. Das rote Dreieck der Marke steht für die besondere Qualität, die dem Wasser aus einer Quelle in der Nähe von Bad Neuenahr nachgesagt wird. Benannt ist das Mineralwasser nach einem frühchristlichen Bischof und Märtyrer, dem heiligen Apollinaris von Ravenna. 

Als der Winzer Georg Kreuzberg die kohlensäurehaltige Wasserquelle 1852 bei Bohrungen an seinem Weinberg entdeckte, gab er ihr den Namen Apollinaris – denn eine Statue dieses Heiligen befand sich in einem Bildstock unterhalb des Areals. Das ist kein Wunder, denn schließlich ist Apollinaris der Schutzheilige der Winzer und der Patron des Weins. Außerdem befand sich der Weinberg an einem alten Pilgerweg zum Apollinarisberg nach Remagen, wo das Haupt des Heiligen verehrt wird. 

Als Glaubensbote nach Ravenna geschickt 

Doch Apollinaris lebte nicht im Rheinland: Wie sein Beiname nahelegt, wirkte er vor allem in Ravenna im heutigen Norditalien. Seine Lebensdaten sind nicht gesichert, aber es ist überliefert, dass er in Antiochia geboren wurde und um 75 oder 150 nach Christus in Ravenna den Märtyrertod erlitt. Legenden zufolge soll Apollinaris, dessen Name auf den griechischen Lichtgott Apollon verwiest, gemeinsam mit Petrus nach Rom gekommen und vom Apostelfürsten als Glaubensbote nach Ravenna geschickt worden sein. Dort war er zwei Jahrzehnte lang Bischof der christlichen Gemeinde und wurde aus Hass auf den Glauben an Jesus Christus misshandelt und getötet. 

Das Gemälde aus der Wallfahrtskirche Sankt Apollinaris in Remagen zeigt die Bischofsweihe des Heiligen (KNA)
Das Gemälde aus der Wallfahrtskirche Sankt Apollinaris in Remagen zeigt die Bischofsweihe des Heiligen / ( KNA )

Eine andere Überlieferung berichtet davon, dass Apollinaris die qualvollen Leiden überlebte, weil er für tot gehalten wurde, und anschließend in Dalmatien das Evangelium verkündete. Nach drei Jahren kehrte der Gemeindeleiter jedoch nach Ravenna zurück, wo er schließlich mit einer Keule erschlagen wurde. Über seinem Grab wurde einige Jahrhunderte später die Basilika Sant’Apollinare in Classe errichtet, die wegen ihrer weltberühmten Mosaike bis heute zahlreiche Touristen und Pilger anzieht. 

Die Verehrung des heiligen Apollinaris, dem zahlreiche Wunder zugeschrieben wurden, verbreitete sich rasch. So weihte Papst Symmachus im Jahr 505 einen Altar der Peterskirche dem Apollinaris, was auch eine politische Bedeutung hatte: Ravenna war zur Residenz des Ostgotenkönigs Theoderich geworden und die Förderung der Verehrung des von dort stammenden Heiligen ist als Zugeständnis des Papstes an diesen Herrscher zu verstehen. In der Folge wurde Apollinaris auch in Mailand, Dijon oder im Elsass stark verehrt.

Schiff stoppte aus unerklärlichen Gründen 

Kaiser Otto III. brachte den Kult um den Heiligen nach einem Besuch in Ravenna auch nach Aachen und in den deutschen Sprachraum. Über die bedeutende Benediktinerabtei in Siegburg gelangten Apollinaris-Reliquien nach Remagen, wo es eine dem Kloster unterstellte Propstei gab. Eine Legende besagt, dass die Gebeine des Heiligen aus Ravenna 1164 mit dem gleichen Schiff in das heutige Deutschland gebracht wurden, wie die Reliquien der Heiligen Drei Könige. Bei Remagen soll das Schiff jedoch aus unerklärlichen Gründen gestoppt haben. 

Der mittelalterliche Hochaltar und der Dreikönigsschrein im Kölner Dom (DR)
Der mittelalterliche Hochaltar und der Dreikönigsschrein im Kölner Dom / ( DR )

Daraus schloss der Kölner Erzbischof Rainald von Dassel, dass die Gebeine des Apollinaris sich diese Stadt als neue Heimat ausgesucht hätten. Erst nachdem die Reliquien abgeladen worden waren, konnte das Schiff weiter nach Köln fahren. Diese Legende ist jedoch wahrscheinlich aus dem Zusammenfallen des Gedenktages von Apollinaris mit dem Kölner Fest der Übertragung der Gebeine der Heiligen Drei Könige am 23. Juli entstanden.

Haupt des Heiligen verblieb in Remagen

Nachdem Remagen zu einem bekannten Wallfahrtsort geworden war, sollten einige der Apollinaris-Reliquien abermals ihren Standort wechseln. 1383 raubte der Jülicher Herzog Wilhelm I. die Gebeine aus Remagen und brachte sie nach Düsseldorf. In der damaligen Zeit hatten Reliquien nicht nur einen religiösen, sondern auch einen politischen und wirtschaftlichen Wert – denn sie zogen viele Pilger an, die Geld in die Wallfahrtsstätte brachten. Das Haupt des Apollinaris verblieb jedoch in Remagen, weil ein Ritter es vor dem Überfall der Angreifer in Sicherheit bringen konnte. 

Seit 15 Jahren versuchen katholische Kirchenvertreter, den religiösen Hintergrund der Rheinkirmes durch den Namen Apollinaris-Kirmes zu verdeutlichen / © Rolf Vennenbernd (dpa)
Seit 15 Jahren versuchen katholische Kirchenvertreter, den religiösen Hintergrund der Rheinkirmes durch den Namen Apollinaris-Kirmes zu verdeutlichen / © Rolf Vennenbernd ( dpa )

Seit dem 14. Jahrhundert ist Apollinaris daher Stadtpatron von Düsseldorf und Remagen. Ihm zu Ehren wird in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen rund um seinen Gedenktag die Rheinkirmes gefeiert – und in Remagen eine einwöchige Wallfahrt. So mancher Pilger wird sich nach dem Besuch bei der Kopfreliquie des antiken Märtyrers wohl mit Wein aus der Region stärken – und vielleicht auch mit einem Schluck Apollinaris-Wasser.

Quelle:
DR

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