Miamis Erzbischof betet vor Migranten-Knast "Alligator Alcatraz"

Akt "frommer Solidarität"

Das neue Abschiebegefängnis in Florida wird zu einem Symbol für die strikte Migrationspolitik der Trump-Regierung. Nun setzte Miamis Erzbischof Thomas Wenski vor den Toren der Haftanstalt mit Motorradjacke und Rosenkranz ein Zeichen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Zufahrt zum Abschiebelager Alligator Alcatraz  / © Tobias Käufer (KNA)
Zufahrt zum Abschiebelager Alligator Alcatraz / © Tobias Käufer ( KNA )

Unter dem blauen Schild mit der Aufschrift "Alligator Alcatraz" stehen die Motorräder. 

Die Männer und Frauen tragen Jeans, Lederjacken und halten einen Rosenkranz in der Hand. Sie beten für die im Abschiebegefängnis hinter dem Zaun einsitzenden Migranten. In der Mitte steht Miamis Erzbischof Thomas Wenski mit weißem Bart und Motorradkluft. 

Er betet vor, die Gemeinschaft folgt. Wenski ist ein begeisterter Motorradfahrer. Auf dem X-Account des 74-Jährigen ist eine ur-amerikanische Harley Davidson zu sehen.

Politische Sensibilität des Themas Migration

Der Erzbischof selbst veröffentlichte die Bilder von dem Gebet in den Sozialen Netzwerken; sie wurden bereits über eine Million Mal abgerufen. Mit seiner Kommunikation geht Wenski in diesen Tagen sehr vorsichtig vor; er weiß um die politische Sensibilität des Themas Migration. 

Thomas Gerard Wenski, Erzbischof von Miami / © Stefano Dal Pozzolo/CNS photo (KNA)
Thomas Gerard Wenski, Erzbischof von Miami / © Stefano Dal Pozzolo/CNS photo ( KNA )

So versucht er, das Heft des Handelns in der eigenen Hand zu behalten, was über ihn und von ihm publiziert wird. Interviews gibt er den Medien seines Bistums. Den Besuch mit der Motorradgruppe kündigt er nicht vorher an, sondern veröffentlicht danach Bilder.

Das Motiv seines Besuchs: "Das Erzbistum wartet noch auf die Genehmigung, Zugang zu den Häftlingen zu erhalten und ihnen die Messe anzubieten", wird er in der örtlichen Tageszeitung "Miami Herald" zitiert. 

"Wir wollen sicherstellen, dass sich Seelsorger um die Inhaftierten kümmern können, zu deren eigenem Wohl und auch zum Wohl des Personals."

"Akt frommer Solidarität"

Die Aktion vor den Toren des Abschiebegefängnisses nennt er einen Akt "frommer Solidarität". Laut CBS Miami sagte Wenski weiter: "Der Anstand gebietet uns, daran zu denken, dass die Gefangenen Väter und Mütter, Brüder und Schwestern von Familienangehörigen in Not sind."

Schon ein paar Tage zuvor hatte der Erzbischof sein Position um das umstrittene Abschiebegefängnis in den Everglades klar gemacht: "Es ist Zeit, dass der Kongress handelt", erklärte Wenski in einem Interview auf der Website der Erzdiözese Miami.

"Ich würde mir wünschen, dass der Kongress seine Bemühungen verstärkt und Verantwortung für die Schaffung von Gesetzen übernimmt."

Der Kongress müsse Gesetze schaffen; die Exekutive müsse sie durchsetzen, und die Judikative müsse als Schiedsrichter sicherstellen, dass die Gesetze "mit unseren Verfassungsgrundsätzen in Einklang stehen", forderten Wenski und seine US-Amtsbrüder.

Käfigartige Einheiten

Mit dem Bau des "Alligator Alcatraz", gut eine Autostunde vom Stadtzentrum von Miami entfernt, wurde erst vor wenigen Wochen in den Everglades in Florida begonnen. Die Haftanstalt besteht im Wesentlichen aus mit Etagenbetten ausgestatteten käfigartigen Einheiten mit Drahtzäunen und Gemeinschaftstoiletten. 

US-Präsident Donald Trump besichtigt das "Alligator Alcatraz" / © Evan Vucci/AP (KNA)
US-Präsident Donald Trump besichtigt das "Alligator Alcatraz" / © Evan Vucci/AP ( KNA )

Die Einrichtung mit einer geschätzten Kapazität für 3.000 Insassen kann bis auf 5.000 erweitert werden. Berichte über Insektenangriffe, verdorbenes Essen und Hunderte Inhaftierte, die keinerlei Vorstrafen hätten, verbreiten Angst und Schrecken unter den Migranten. Die Regierung widerspricht diesen Meldungen, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen.

Kaum Rechtsbeistand 

Die Migrations-Anwältin Magdalena Cuprys aus Miami sagte der Zeitung "Die Welt": "Derzeit ist der Kontakt zu den in 'Alligator Alcatraz' festgehaltenen Migranten äußerst eingeschränkt. Wir können nur über überwachte und aufgezeichnete Telefonate kommunizieren". 

Es gebe keine Erlaubnis für persönliche Besuche von Rechtsanwälten oder privaten, vertraulichen Telefongesprächen. "Das beeinträchtigt unsere Fähigkeit, angemessene Rechtsberatung zu leisten, erheblich", sagt Cuprys.

Die Zahl der Migranten in Haftanstalten in Florida ist nach Angaben der Zeitung "Diario las Americas" 2024 um 111 Prozent gestiegen. Laut einem aktuellen Bericht von Human Rights Watch (HRW) und anderen Bürgerrechtsorganisationen führt dies zu einer kritischen Überbelegung, zu "systematischen Misshandlungen" und Bedingungen, die gegen internationales Recht verstoßen.

"Menschen, die aus migrationsrechtlichen Gründen inhaftiert sind, werden wie Nicht-Menschen behandelt", so die HRW-Vize-Direktorin der Abteilung für Krisen und Konflikte, Belkis Wille.

Schreiben von Papst Franziskus an die US-Bischöfe zur Migrationspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump

Schreiben von Papst Franziskus an die katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten zur Migrationspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump

Liebe Brüder im Bischofsamt,

Ich schreibe Ihnen heute, um einige Worte an Sie zu richten in diesen heiklen Momenten, die Sie erleben als Hirten des Volkes Gottes, das in den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenlebt.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA