Vatikan-Institutionen im Porträt: Dikasterium für Einheit der Christen

Die Einheit im Blick

Im Sommer stellt DOMRADIO.DE gemeinsam mit Radio Vatikan die Institutionen des Heiligen Stuhls vor. Zu den jüngsten Institutionen zählt das Dikasterium für die Förderung der Einheit der Christen. Sein Auftrag übersteigt seinen Namen.

Autor/in:
Ralib-Victor Alyase und Mario Galgano
Gebetswoche zur Einheit der Christen / © Brian A Jackson (shutterstock)
Gebetswoche zur Einheit der Christen / © Brian A Jackson ( shutterstock )

Das Dikasterium für die Förderung der Einheit der Christen. Worum geht es bei dieser Einrichtung eigentlich genau?

Dieses Dikasterium hat eine ganz zentrale Aufgabe im ökumenischen Profil der katholischen Kirche. Es wurde 1960 von Papst Johannes XXIII. ins Leben gerufen – damals als Sekretariat für die Förderung der Einheit der Christen. Seit der Reform der Kurie im Jahr 2022 trägt es die Bezeichnung Dikasterium für die Förderung der Einheit der Christen. Es ist dafür zuständig, den Dialog mit anderen christlichen Kirchen zu führen – sei es mit den orthodoxen Kirchen, den evangelischen Gemeinschaften oder auch mit den anglikanischen Kirchen.

Das heißt, dieses Dikasterium ist so etwas wie die diplomatische Schnittstelle der Kirche für die Ökumene?

In gewisser Weise, ja. Es koordiniert nicht nur bilaterale und multilaterale Dialoge, sondern ist auch bei wichtigen Ereignissen präsent – zum Beispiel bei Besuchen des Papstes in anderen Kirchen oder bei gemeinsamen Erklärungen. Gleichzeitig ist es ein Ort der theologischen Reflexion: Wie kann die Einheit, die Jesus selbst gewollt hat, unter den heutigen Bedingungen wachsen? Wie lässt sich gegenseitiges Vertrauen fördern?

Wer leitet das Dikasterium aktuell – und wer hat es in der Vergangenheit geleitet?

Derzeitiger Präfekt ist der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch. Er steht dem Dikasterium seit 2010 vor und war zuvor Bischof von Basel. Die Einrichtung wird und wurde also lange Zeit von deutschsprachigen Kardinälen geleitet – was durchaus auffällig ist. Da war etwa Kardinal Walter Kasper, ein deutscher Theologe mit ökumenischer Leidenschaft, der von 2001 bis 2010 die Leitung hatte. Und vor ihm Kardinal Edward Idris Cassidy aus Australien. Noch davor, von 1982 bis 2001, war Kardinal Johannes Willebrands aus den Niederlanden zuständig. Und ein ganz prägender Name war Kardinal Augustin Bea, der erste Präsident dieses Gremiums, ebenfalls ein Deutscher, der eng mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verbunden war.

Du hast gesagt, dass da viele deutschsprachige Stimmen in der Leitung und im Dikasterium zu hören sind. Hat das auch mit dem besonderen theologischen Zugang zu tun?

Das könnte man durchaus so sehen. Der deutschsprachige Raum war und ist ein Ort intensiver theologischer Debatte und ökumenischer Sensibilität. Viele dieser Kardinäle und heutige Mitarbeiter im Dikasterium für die Ökumene brachten ein starkes Interesse an der Einheit der Kirchen mit, aber auch an der Versöhnung mit dem Judentum.

Das Stichwort Judentum – hat dieses Dikasterium auch mit dem jüdisch-katholischen Dialog zu tun?

Ja, ein besonderes Merkmal dieses Dikasteriums ist, dass es – neben der Ökumene – auch für die Beziehung der katholischen Kirche zum Judentum zuständig ist. Das mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, aber es geht um die „Wurzel des Glaubens“, wie es Papst Franziskus oft nannte. Die Kirche erkennt im Judentum ihre älteren Geschwister im Glauben, und dieser Dialog ist von enormer Bedeutung, gerade auch angesichts der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Gibt es etwas, das dich persönlich an diesem Dikasterium besonders beeindruckt?

Mich beeindruckt vor allem die Ausdauer und Geduld, mit der dieser Dialog geführt wird. Es geht nicht um schnelle Erfolge, sondern um langfristige Verständigung. Die Gespräche mit der Orthodoxie, mit der reformatorischen Welt, aber auch mit den Pfingstkirchen – sie zeigen, wie vielfältig das Christentum ist. Und dennoch bleibt der Wunsch nach sichtbarer Einheit bestehen.

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