Kloster-Auszeit bedeutet Heilung für Herz, Kopf und Körper

Wellness im Kloster

Massagen und Morgenimpulse statt Meetings und Stress: Im Kloster Arenberg in Koblenz finden viele zu neuer Lebenskraft. Ordensschwester und Dominikanerin Ursula Hertewich hat dabei ihre ganz eigene Definition von Wellness.

Autor/in:
Hannah Schmitz
Blick in den Wald um Kloster Arenberg / © welcome@lufthelden.de (Kloster Arenberg)
Blick in den Wald um Kloster Arenberg / © welcome@lufthelden.de ( Kloster Arenberg )

Es ist ein heißer Sommertag, im Garten und auf der Dachterrasse des Klosters Arenberg in Koblenz entspannen sich Gäste auf gelben Sonnenliegen. Rund 60 Frauen und Männer nehmen hier derzeit eine "Auszeit" vom Alltag. Das Dominikanerinnen-Kloster, gegründet 1868, bietet ihnen ein breites Wellness-Angebot und damit nach Angaben von Schwester Ursula Hertewich auch eine bundesweit recht "einzigartige Kombination" von Wellness und Klosterleben. "Man rödelt sich durch das Leben, richtig gut geht es einem dabei aber nicht", sagt die 49-jährige Seelsorgerin. Das Evangelium lehre aber etwas anderes - darin gehe es um das Leben in Fülle. "Die Freude des Evangeliums, die möchten wir hier ganzheitlich vermitteln", sagt sie. 

Schwester Ursula Hertewich, Dominikanerin im Kloster Arenberg in Koblenz. / © Conny Kurz (privat)
Schwester Ursula Hertewich, Dominikanerin im Kloster Arenberg in Koblenz. / © Conny Kurz ( privat )

Neben Sauna, Massagen, Kneippschen Anwendungen und einem Fitnessraum sind die Besucher des Klosters eingeladen, an Gebetszeiten der Ordensgemeinschaft, geistlichen Morgen- und Nachtimpulsen oder an Gesprächskreisen teilzunehmen - allerdings getreu dem Motto: Alles kann, nichts muss. "Man kann auch eine Woche einfach im Schwimmbad liegen", sagt Schwester Ursula. Die Gesprächsangebote zum Glauben würden allerdings gut genutzt werden. Manche Menschen würden dabei sogar das Evangelium und den Glauben für sich entdecken. "Das ist schön zu erleben", so die Ordensschwester und ergänzt lachend: "Das ist wie ein Zahltag für uns."

Ordensleben als gute Übung für Gäste-Seelsorge

Die gebürtige Saarländerin ist vor knapp 20 Jahren in die Gemeinschaft der Arenberger Dominikanerinnen eingetreten und fühlt sich dort angekommen. Obwohl sie zuvor in ihrer Pfarrei eine sehr engagierte Katholikin gewesen sei, habe sie sich niemals vorstellen können, in einem Kloster zu leben. "Ich hatte viele Vorurteile", räumt die Schwester ein, als sie braungebrannt in einem Gartenstuhl sitzt. Das Kloster Arenberg, in dem sie zunächst nur geistlichen Beistand suchte, habe sie aber "geflasht". "Es kam mir vor, als sitze ich in einer Badewanne, in die ich aber ganz eintauchen möchte." So entschied sich die promovierte Pharmazeutin gegen die Übernahme der elterlichen Apotheke. "In einem heilenden Beruf bin ich aber immer noch unterwegs", sagt sie. 

Garten im Kloster Arenberg / © Hannah Schmitz (KNA)
Garten im Kloster Arenberg / © Hannah Schmitz ( KNA )

Ihre Arbeit als Seelsorgerin werde auch durch die eigene Ordensgemeinschaft bereichert. Denn mit rund 35 anderen Schwestern zusammenzuleben, sei nicht immer einfach. "Es knallt auch mal und ist auch mal sehr anstrengend", berichtet Hertewich, die im Kloster zusätzlich für die Ausbildung neuer Ordensschwestern zuständig ist. Diese sind für das Kloster mit seinen rund 80 Mitarbeitenden übrigens überlebenswichtig: Das Durchschnittsalter der Dominikanerinnen in Arenberg beträgt 81 Jahre.

Hertewich erlebte etwa als "Zerreißprobe", dass sich eine der Mitschwestern zur Corona- wie auch Klimawandelleugnerin entwickelte. Für die Naturwissenschaftlerin ist es eine große menschliche Enttäuschung, dass sich Faktenverdrehung und Halbwahrheiten in der Gesellschaft so durchsetzen konnten. "Das macht mich sehr traurig. Ich habe immer gedacht, die Vernunft siegt." Gleichzeitig sagt sie: "Manchmal bin ich fast dafür dankbar, dass wir das in unserer Gemeinschaft erleben, sonst könnte ich nicht so gut nachvollziehen, wie das Familien spaltet." Überhaupt, durch das Zusammenleben mit so vielen verschiedenen Menschen sei den Seelsorgern im Kloster eigentlich "nichts fremd".

Schwester Ursula: Menschen blühen auf

Laut Hertewich kommen die verschiedensten Menschen in das Kloster, die Mehrheit sei allerdings weiblich. "Es sind Menschen, die Erholung an Leib und Seele brauchen, auch Krisengebeutelte in der Mitte ihres Lebens", berichtet die Dominikanerin. Sie fasziniere, wie viel Menschen unternehmen würden, um zu heilen: "Egal, welche Katastrophe sie erlebt haben, sie kommen doch her und suchen das Gespräch." Sie könnte Bücher darüber schreiben, sagt die Seelsorgerin, wie Menschen im Kloster aufgeblüht und gesund geworden seien: "auch Menschen, die als austherapiert galten".

Die Gäste auf dem Arenberg sollen Hertewich zufolge spüren, dass es hier nicht um ihre Leistungen geht, sondern um sie als Menschen. "Wellness klingt dabei zunächst etwas oberflächlich, es ist aber ein totaler Türöffner", erklärt die Ordensschwester. Für sie bedeute Wellness, in einem geschützten Raum anzukommen, in dem man sich wohl fühlt, sich öffnen kann und die "beste Version seiner selbst entdeckt".

Quelle:
KNA