Patriarchen besuchen Gaza nach Angriff auf Kirche

Kirchenführer im Kriegsgebiet

Nach Granateneinschlägen in der einzigen katholischen Kirche im Gazastreifen zeigen der lateinische Patriarch von Jerusalem und sein griechisch-orthodoxer Bruder ihre Solidarität mit den Opfern. An Israel richten sie deutliche Worte.

Nach einem Angriff der israelischen Armee auf Gaza stiegt Rauch auf / © Mahmoud Zaki/XinHua/ (dpa)
Nach einem Angriff der israelischen Armee auf Gaza stiegt Rauch auf / © Mahmoud Zaki/XinHua/ ( dpa )

Nach dem tödlichen Granateneinschlag in die einzige katholische Kirche in Gaza sind der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, und sein griechisch-orthodoxer Amtsbruder, Patriarch Theophilos III. mit einer kirchlichen Delegation in den Gazastreifen gereist. Wie das Portal Vatican News am Samstag berichtete, haben die beiden Geistlichen unter anderem die katholische Pfarrei besucht, wo am Donnerstag drei Menschen nach israelischen Beschuss getötet wurden. Sie hätten dort mit den notleidenden Menschen gesprochen und die Schäden an der Kirche in Augenschein genommen. 

Vor Ort wollten sie einheimische Christen treffen und sich persönlich ein Bild der humanitären und pastoralen Bedürfnisse der Gemeinde machen, heißt es in einer Mitteilung von Freitagmorgen. Der Besuch sei Ausdruck der "gemeinsamen pastoralen Sorge der Kirchen des Heiligen Landes und ihrer Besorgnis um die Gemeinde in Gaza". Israel habe für die Dauer des Besuchs ein Aussetzen der Militäroperationen in dem Gebiet der Pfarrei garantiert.

Hunderte Tonnen Lebensmittelhilfe

Auch die in der Nähe gelegene griechisch-orthodoxe St. Porphyrios-Kirche haben die beiden Patriarchen dem Bericht zufolge besucht, ebenso das christliche Krankenhaus Al-Ahli. Kardinal Pizzaballa übernachtete in der am Donnerstag beschossenen katholischen Pfarrei und erklärte, er wolle noch bis Sonntag bleiben. Unter anderem wolle er ein Team der Caritas treffen und die Verteilung der mitgebrachten Hilfsgüter garantieren.

Darüber hinaus habe das Lateinische Patriarchat die Evakuierung der bei dem Angriff Verletzten sichergestellt. Sie sollen außerhalb des Gazastreifens medizinische Versorgung erhalten. Sichergestellt wurde laut Mitteilung auch eine Hilfslieferung mit hunderten Tonnen Lebensmittel, medizinischer Ausrüstung und Erste-Hilfe-Sets. Die Lieferung solle neben den Christen möglichst vielen Familien zugutekommen.

Telefonat mit Präsident Abbas

Wie Vatican News weiter berichtete, telefonierte Palästinenser-Präsident Mahmut Abbas mit Pizzaballa. Mit den Worten "Eure Kirche ist auch unsere Kirche" verurteilte er den Beschuss der Kirche und sicherte der christlichen Minderheit sein Beileid und seine Solidarität zu. Es sei "dringend notwendig, die heiligen Stätten zu schützen und die historische Präsenz der Christen im Heiligen Land zu stärken".

Nach Angaben des Lateinischen Patriarchats war das Pfarreigelände am Donnerstagmorgen von einer Granate der israelischen Armee getroffen worden. Dabei wurden drei Menschen getötet und zehn weitere teils schwer verletzt. In der Pfarrei leben derzeit den Angaben zufolge rund 500 Binnenflüchtlinge.

Vorwurf gezielter Tötung

Das Patriarchat sprach von einer durch nichts zu rechtfertigenden "gezielten Tötung unschuldiger Zivilisten". Caritas Jerusalem verurteilte den Angriff als "schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts und einen direkten Angriff auf die Menschenwürde". Auch das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem sprach von einer "offenkundigen Verletzung der Menschenwürde" sowie einem "eklatanten Verstoß gegen die Unantastbarkeit des Lebens und die Heiligkeit religiöser Stätten".

Unterdessen hat der anglikanische Erzbischof in Jerusalem, Hosam Naum, in einer Rede vor der Synode seiner Kirche betont, dass die christliche Minderheit im Nahen Osten sich weiterhin für Frieden und Versöhnung einsetzen werde. Die Anglikaner betreiben das Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza, eine der wenigen noch halbwegs funktionsfähigen Kliniken dort. Scharf kritisierte Naum die Schüsse auf Menschen bei der Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen. Es gebe dort schreckliche Szenen wie in dem Film "Die Tribute von Panem", so der Geistliche.

Israels Armee erklärte unterdessen am Donnerstagabend, dass eine erste Untersuchung des Vorfalls darauf hindeute, dass Fragmente einer Granate "versehentlich die Kirche getroffen haben". Das israelische Außenministerium und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu äußerten Bedauern über die Opfer. Der Kirchendelegation gehörten neben den beiden Patriarchaten auch der Kanzler des Lateinischen Patriarchats, der Sekretär der Apostolischen Delegation des Heiligen Stuhls in Jerusalem und der Sekretär Heilig-Land-Bischofskonferenz an.

Der Artikel wurde am Samstag, dem 19. Juli um 18:30 Uhr aktualisiert.

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Das israelische Luftabwehrsystem "Iron Dome" feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen in der Nacht zum 14. April 2024 abzufangen. / © Tomer Neuberg/AP (dpa)
Das israelische Luftabwehrsystem "Iron Dome" feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen in der Nacht zum 14. April 2024 abzufangen. / © Tomer Neuberg/AP ( dpa )
Quelle:
KNA