DOMRADIO.DE: Was bedeutet so ein Groß-Event für die Menschen in der Rhein-Ruhr-Region?
Thorsten Latzel (Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland): Das ist ein beeindruckendes Ereignis. "FISU" haben viele vorher noch nie gehört, das sind die Weltspiele der Universitäten. Ich war selbst bei der Eröffnungsfeier in Duisburg dabei und es war wirklich beeindruckend, als die Mannschaften aus 150 Ländern einmarschiert sind. Diese riesige Gruppe von Sportlerinnen und Sportlern, die Atmosphäre, die ganze Show war ein starkes Erlebnis. Ich bin gespannt, wie es nun weitergeht mit den Spielen bei uns.
DOMRADIO.DE: Wie war die Resonanz auf den ökumenischen Gottesdienst im Vorfeld? Spielen Religion und Glaube bei so einem Sportevent überhaupt eine Rolle?
Latzel: Glaube und Sport haben viel gemeinsam. Es geht um Gemeinschaft und um Werte. Ich sage immer: Sport ist Training für den Körper, Glaube ist Training für die Seele. Viele Sportlerinnen und Sportler brauchen bei dem hohen Leistungsdruck einen inneren Halt. Es geht darum, eine Haltung zu finden, die auch dann trägt, wenn es nicht gut läuft.
Das war beim Gottesdienst deutlich spürbar, eine schöne, dichte Atmosphäre mit Athletinnen, Funktionären und Musik. Man hat die Vorfreude auf das Großereignis richtig gemerkt.
DOMRADIO.DE: "Spiele wie diese bieten die Chance für Begegnung und Verständigung" haben Sie im Gottesdienst gesagt. Warum ist das heute besonders wichtig?
Latzel: Man darf nicht vergessen, dass dies die ersten Spiele seit der Corona-Zeit sind. Zwischenzeitlich sollten welche in Russland stattfinden, die dann wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine abgesagt wurden. Umso wichtiger ist jetzt das Miteinander, der Austausch, die internationale Verständigung gerade auch für die vielen jungen Athletinnen und Athleten. Das gemeinsame Erleben, die Freude am Sport, die Leidenschaft tut uns allen gut. Hoffentlich senden diese Spiele auch ein Zeichen des Friedens, der Versöhnung und der Hoffnung aus.
DOMRADIO.DE: Sie haben auch gesagt, dass Glaube und Sport in Gemeinschaft am schönsten sind. Was bedeutet Gemeinschaft hier konkret?
Latzel: Im Gottesdienst hatten wir die Heilung des Gelähmten als Thema, da tragen die Freunde ihn zu Jesus. Das zeigt: Im Glauben wie im Sport lässt man niemanden zurück. Wenn jemand verletzt ist, kümmern sich die anderen. Es geht um Leistung, um Wettkampf, aber eben auch um Fairness, Toleranz und Zusammenhalt.
Das merkt man auch bei den Spielen. Besonders freut mich, dass auch Parasportler dabei sind. Es wird zum Beispiel ein 3x3-Basketballturnier für Sportler mit Behinderung geben. Diese Form von Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg – egal, wer du bist, woher du kommst, was du glaubst oder wen du liebst – ist das Schöne an diesen Spielen. Alle haben gemeinsam Spaß am Sport.
DOMRADIO.DE: Gibt es während der Spiele auch Seelsorge für die Sportlerinnen und Sportler?
Latzel: Ja, das ist bei uns Tradition. Thomas Weber auf evangelischer Seite und Elisabeth Keilmann auf katholischer Seite sind als Sportseelsorgende wie schon bei den Olympischen Spielen dabei. Sie sind mit den Athleten gemeinsam eingelaufen und haben engen Kontakt zu ihnen. Das ist wichtig. Denn man darf nicht vergessen, dass sich viele jahrelang auf so ein Ereignis vorbereiten und dann vielleicht eine Verletzung oder ein enttäuschendes Ergebnis dazwischenkommt. Aber auch persönliche Krisen oder die Frage nach Nähe und Distanz in der Wettkampfsituation spielen eine Rolle. Seelsorge hilft, mit all dem umzugehen. Auch mit den schönen Seiten. Dafür sind unsere Kolleginnen und Kollegen da.
DOMRADIO.DE: Bis zum 27. Juli dauern die World University Games noch. Welche Impulse kann dieses Großereignis über das Datum hinaus für die Region setzen?
Latzel: Wir laufen uns in der Rhein-Ruhr-Region quasi schon mal warm für die Olympischen Spiele und hoffen, hier eine gute Visitenkarte abzugeben. Aber auch darüber hinaus passiert viel. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen, die hoffentlich viele Menschen anziehen. Ich wünsche mir, dass die Leute Freude an den Spielen haben, gemeinsam feiern und die Gemeinschaft genießen. Gerade jetzt in der Sommerzeit ist das einfach wunderbar.
Das Interview führte Hilde Regeniter.