DOMRADIO.DE: Wie erleben Sie die Atmosphäre mit ganz vielen Kindern und Jugendchören in München?
Anja Dewey (Seelsorgebereichsmusikerin Köln-Dellbrück/Holweide): Die Atmosphäre ist einfach überwältigend. Das ist für uns Erwachsene genauso wie für die jugendlichen Sängerinnen und Sänger. Überall in der Stadt wird gesungen: auf den Straßen, in der U-Bahn, im Hotel, natürlich auch bei den großen Veranstaltungen auf dem Marienplatz oder in der Frauenkirche. Der Gesang ist in diesen Tagen wirklich allgegenwärtig.
DOMRADIO.DE: Die Mädchen aus den katholischen Jugendchören Köln-Dellbrück/Holweide sind zwischen 11 und 17 Jahre alt. Was haben Sie bisher für Auftritte erlebt?
Dewey: Für uns hat das Festival eigentlich schon am Dienstag begonnen. Da haben wir uns mit den elf anderen Chören aus dem Erzbistum Köln im Kölner Dom getroffen, die Aussendungsfeier mitgestaltet und den Reisesegen von Monsignore Bosbach bekommen.
Am Mittwochabend ging es dann in München mit der großen Eröffnung auf dem Marienplatz richtig los. Da waren fast 4.500 Sängerinnen und Sänger aus 18 Nationen versammelt. Wir haben gemeinsam in vielen Sprachen gesungen und gebetet.
Am Donnerstag haben wir eine deutschsprachige Messe in St. Michael mitgestaltet, danach ein Konzert eines anderen Chores besucht und bereits für den Abschlussgottesdienst geprobt.
Abends gab es dann ein fröhliches Offenes Singen auf dem Marienplatz mit viel Bewegung, Body-Percussion, Schnipsen und abwechslungsreichen Kanons und Gesängen.
DOMRADIO.DE: Was gefällt den jungen Sängerinnen besonders an diesem internationalen Festival?
Dewey: Ich glaube, sie genießen vor allem das gemeinsame Singen in der großen Gemeinschaft. Zuhause singt man vielleicht mit zehn, zwanzig Leuten, aber hier sind es Hunderte, manchmal Tausende. Und dann auch noch international, das ist etwas ganz Besonderes.
Gestern, in unserem deutschsprachigen Gottesdienst zum Beispiel, war die Kirche mit bestimmt 600 bis 700 Jugendlichen voll. Wenn dann alle gemeinsam in so einer Akustik singen, ist ein unglaublich bewegendes Erlebnis.
Und es gibt hier noch eine tolle Aktion, die sich die Pueri Cantores-Jugend ausgedacht hat: ein Kartenspiel mit 200 Karten, auf denen jeweils ein Bild von einem selbst oder dem eigenen Chor ist. Die Idee ist, die Karten mit anderen Chören zu tauschen. Das bringt richtig viel Begegnung und Austausch. Gestern kamen zum Beispiel zwei ganz kleine schwedische Sängerinnen zu uns und wollten ihre Karten tauschen. Das ist einfach schön. Egal ob jung oder älter, die Chöre kommen ins Gespräch.
DOMRADIO.DE: Sicher ergeben sich auch viele nette Begegnungen am Rande?
Dewey: Ja, zum Beispiel gestern Abend. Nach einer großen Veranstaltung wollten wir mit der Bahn zurückfahren. Auf dem Bahnsteig standen auch zwei andere Chöre. Spontan haben wir zusammen gesungen und dann wurde jeder Chor musikalisch in die passende U-Bahn verabschiedet.
In der Bahn selbst haben wir weitergesungen. Da sprach uns ein Münchner an, der am Marienplatz in einem Restaurant arbeitet. Er hat uns spontan eingeladen, heute Nachmittag vorbeizukommen. Er würde den Mädchen ein Getränk und einen kleinen Snack ausgeben. Eine sehr herzliche Geste!
DOMRADIO.DE: Bis Sonntag läuft Pueri Cantores noch. Was steht bis dahin auf dem Programm?
Dewey: Die Mädchen sind gerade unterwegs zu unserem Begegnungskonzert. Dort treten wir gemeinsam mit drei anderen Chören, die aus dem Münsterland, aus Freiburg und aus Frankreich kommen, auf. Jeder Chor singt etwa zehn Minuten allein, dann gibt es auch gemeinsame Stücke.
Am Nachmittag nehmen wir an einem Workshop teil. Wir haben uns für einen mit kongolesischen Rhythmen entschieden: singen, tanzen, trommeln. Und abends steht wieder ein Konzertbesuch an. Es gibt jeden Abend Galakonzerte großer Domchöre.
Morgen machen wir einen Ausflug in die Umgebung von München, unser Ziel ist Oberschleißheim. Am Abend findet dann das große Fest der Kulturen auf dem Marienplatz statt. Und am Sonntag feiern wir um 10 Uhr die Abschlussmesse, bevor wir mit dem Zug wieder nach Köln fahren.
Das Interview führte Hilde Regeniter.