DOMRADIO.DE: Sie sind seit Dienstag auf dem Parookaville-Festival. Was kriegen Sie denn vom Festival mit?
Norman Hofmann (Johanniter, Leiter Marketing und Kommunikation): Seit Mittwochmorgen ist das Festival eröffnet, die ersten Gäste sind da und seitdem haben wir einiges zu tun. Das Festival hat endlich begonnen und wir sind da.
DOMRADIO.DE: Müssen Sie sich mit Ihren Kolleginnen und Kollegen um den Einsatz streiten, weil alle diese Tickets wollen oder ist das Festival eher unbeliebt?
Hofmann: Nein, ist das Festival beliebt. Wir sind mit ehrenamtlichen Helfern hier, die aus ganz Deutschland anreisen. Man kann fast schon sagen, dass das ein Familientreffen der Johanniter ist. Es gibt sehr viel Interesse daran, bei diesem Festival Dienst zu machen.
Wir arbeiten ja nicht fünf Tage durch. Dadurch kann man während seiner Freischichten das Festival selbst als Gast besuchen. Das ist natürlich eine schöne Abwechslung, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit denen man sonst Sanitätsdienst macht und sich um Verletzte oder Erkrankte kümmert, mal Privatzeit auf einem Festival zu verbringen. Somit haben wir nie Probleme, unsere Helfer zu finden.
DOMRADIO.DE: Der Einsatz selbst bringt aber auch Herausforderungen mit sich, gerade was Hitze, Unwetter, Alkohol und Menschenmengen angeht, oder?
Hofmann: Natürlich, wie jede Großveranstaltung ist es immer wetterabhängig. Große Hitze ist natürlich ein Thema. Dann haben wir mit mehr Kreislaufproblemen zu rechnen. Aber das Parookaville-Festival ist eines der friedlichsten Festivals.
Alle, die Gäste, aber auch wir als Johanniter, verfolgen ein Ziel: Bis zum Ende eine schöne Zeit miteinander zu erleben. Aber klar, neben der Wetterlage stellen wir uns auf andere Sachen ein und sind vorbereitet. Aber das ist hier noch nie notwendig gewesen.
DOMRADIO.DE: Wenn doch mal was passiert und sich beispielsweise jemand verletzt, wie versorgen Sie denn diese medizinischen Notfälle auf dem Festival?
Hofmann: Es gibt zwei Varianten. Einerseits sind wir mit sogenannten Erstversorger-Trupps (EVTs) vor Ort. Das sind Trüppchen von drei Leuten, die einen Rucksack mit Sanitätsmaterial dabei haben. Wir "bestreifen" das Festival und sind Ansprechpartner.
Natürlich gucken wir uns Leute an, die in der Ecke sitzen und sprechen sie an. Dann reagieren wir, wenn Kreislaufprobleme auftreten oder jemand gestolpert ist und sich den Fuß verstaucht hat und nehmen diese Person mit zu den Unfallhilfestellen.
Andererseits haben wir Rettungswagen und Krankenwagen vor Ort, die über die 112 ganz normal alarmiert werden und dann zu den Patienten fahren. Wir haben eine ganz schnelle Schnittstelle zur Leitstelle der Feuerwehr und bekommen den Einsatz gemeldet. Wir entsenden dann den Krankenwagen oder sogar den Notarztwagen dorthin.
DOMRADIO.DE: Am Mittwochabend brannte die Haupttribüne des Tomorrowland-Festivals in Belgien zwei Tage vor dem Start ab. Daraufhin ist auch das Sicherheitskonzept des Parookaville-Festivals nochmal überprüft worden. Kommen denn Menschen zu Ihnen, die zum Beispiel Angst vor fehlender Sicherheit auf so einem großen Festival haben? Und wie gehen Sie damit um?
Hofmann: Wir sind auch für die seelische Versorgung da. Dafür haben wir Awareness-Teams. Bei uns sind es die PSNV-Teams für die psychosoziale Notfallversorgung. Die sind ausgebildet und für solche Notfälle zuständig.
Es ist mir bis jetzt nicht zu Ohren gekommen, dass jemand Ängste hatte, dass sowas auch hier passieren könnte. Natürlich ist das Sicherheitskonzept da, aber das ist eine Sache des Veranstalters, das wird abgenommen. Auch wir sind ein Teil dieses Puzzlestücks des Sicherheitskonzepts.
DOMRADIO.DE: Seit zehn Jahren gibt es das Parookaville-Festival. Sie sind seit 2017 dabei. Welche besonderen Einsätze, Momente oder Situationen sind Ihnen in dieser Zeit in Erinnerung geblieben?
Hofmann: Eine große, schlimme Lage hatten wir zum Glück noch nie. Es sind die ganz normalen Notfälle: Kreislauf, umgeknickt oder hingefallen, Schürfwunden – auch mal kombiniert mit Alkoholkonsum oder Hitzestichen.
Es gibt aber auch lustige Einsätze: Vor zwei Jahren waren zwei junge Mädels recht angetrunken und gut drauf, aber irgendwie waren die traurig. Ich bin zufälligerweise vorbeigefahren.
Sie hatten sich einen Dosenhund aus Bierdosen gebaut und den mitgenommen und dieser Hund hat ein Bein verloren. Für sie war es eine Notsituation, aber da haben unsere Einsatzkräfte helfen können. Sie haben ihr Leukosilk (Anm. d. Red.: Rollpflaster) aus dem Rucksack geholt, das Bein drangeklebt und den Hund wieder komplett gemacht.
Wir wollen helfen, wir können helfen. Bei kleineren Sachen ist es umso schöner, wenn man bei Einsätzen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Sowas bleibt mir immer im Kopf.
DOMRADIO.DE: Was sind denn die drei besten Zutaten für ein ausgelassenes, aber auch für Sie entspanntes Festival?
Hofmann: Nicht zu heiß, genug Wasser trinken und Parookaville-Menschen. Die Stimmung hier ist einfach super toll. Bei uns und bei den Besuchern und allen, die damit zu tun haben.
Es ist eine wirklich schöne Stimmung. Gut drauf sein und ein Ziel zu haben: gemeinsam eine schöne Zeit zu haben.
Das Interview führte Moritz Mayer.