Kirchenvertreter fordern nach Kirchenbeschuss in Gaza Waffenstillstand

"Dem allgegenwärtigen Sterben Einhalt gebieten"

Nach dem Granateneinschlag auf dem Gelände der katholischen Pfarrei in Gaza hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz einen sofortigen Waffenstillstand gefordert. Weitere kirchliche Stimmen verurteilen den Angriff scharf.

Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Georg Bätzing / © Harald Oppitz ( KNA )

"Dem allgegenwärtigen Sterben und der alles verschlingenden Gewalt muss Einhalt geboten werden", sagte Bischof Georg Bätzing am Donnerstagabend.

Die heutige Explosion sei vermutlich nicht gezielt herbeigeführt worden, so Bätzing weiter. "Aber es ist ein ausdrucksstarkes Symbol, dass sie einen Ort getroffen hat, der inmitten von Krieg und Zerstörung Hunderten Schutzsuchenden Zuflucht bietet. Auch dieser Raum des Friedens ist nicht verschont geblieben." Daraus werde deutlich: "Inmitten des andauernden Bombardements gibt es keine sicheren Räume mehr."

Drei Tote und mehrere Verletzte

Der Angriff der israelischen Armee ereignete sich nach Angaben des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem am Donnerstagmorgen gegen 10.20 Uhr. Dabei traf eine Granate die Kirche und richtete großen Schaden an. Drei Menschen starben, mehrere wurden teils schwer verletzt. Unter den Verletzten befinde sich auch Pfarrer Gabriel Romanelli, so Bätzing. Er habe sich seit Jahren unermüdlich für Frieden und Versöhnung engagiert.

Gabriel Romanelli / © Andrea Krogmann (KNA)
Gabriel Romanelli / © Andrea Krogmann ( KNA )

Weiter appellierte der Bischof an die Konfliktparteien: "Selbstverständlich muss die Hamas die grausame Gefangenschaft der verbliebenen Geiseln beenden. Aber gerade weil Israel beansprucht, keine dieser Terrororganisation ähnliche Kriegspartei zu sein, muss die Regierung in Jerusalem ihrerseits dem humanitären Völkerrecht endlich Genüge tun." Auch habe die palästinensische Zivilbevölkerung das Recht auf uneingeschränkten Zugang zu humanitärer Hilfe.

Internationalen Nothilfeorganisationen dürfe zudem der Zutritt in den Gazastreifen nicht verwehrt werden.

Missio und Sternsinger verurteilen Militärangriff

Das Hilfswerk Missio Aachen und das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" haben derweil den israelischen Militärangriff auf eine katholische Kirche in Gaza-Stadt scharf verurteilt.

"Menschen, die in einer Kirche Schutz suchen, zu bombardieren, stellt einen eklatanten Bruch internationalen Rechts dar und ist durch nichts zu rechtfertigen", erklärte Pfarrer Dirk Bingener, Präsident der beiden Aachener Hilfswerke. Er forderte eine "eindeutige und spürbare Reaktion der Bundesregierung" auf das Handeln der israelischen Regierung. "Unsere Solidarität und unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen, die unter den Folgen dieses Angriffs leiden. Wir beten für sie."

Dirk Bingener / © Julia Steinbrecht (KNA)
Dirk Bingener / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Betroffen von dem Angriff war nach Informationen der Projektpartner von Missio und Sternsingern die einzige katholische Kirche in Gaza, die Pfarrei der Heiligen Familie im Zentrum der Stadt. Auf dem Gelände der Pfarrei sollen demnach rund 500 Flüchtlinge Schutz gesucht haben. Missio Aachen und das Kindermissionswerk hatten die Hilfe der katholischen Kirche in Gaza für Geflüchtete in letzter Zeit finanziell unterstützt.

Papst Leo XIV. zeigte sich tief betroffen und versicherte Romanelli und der gesamten Gemeinde seine spirituelle Nähe. In einem Telegramm des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin, das der Vatikan im Namen des Papstes am Donnerstag veröffentlichte, hieß es: "Seine Heiligkeit erneuert seinen Aufruf zu einem sofortigen Waffenstillstand." Leo bringe "seine tiefe Hoffnung auf Dialog, Versöhnung und dauerhaften Frieden in der Region zum Aufdruck". Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem ist eine katholische Teilkirche und für Gläubige im Nahen Osten zuständig.

EU-Bischofe trauern um Opfer von Attacke auf Gaza-Kirche

Auch die EU-Bischofskommission COMECE hat den Opfern des Granateneinschlages an einer Kirche in Gaza sein Mitgefühl ausgesprochen. "Solche Taten erneuern unseren Schmerz über die Ausbreitung von Gewalt und zwingen uns dazu, mit Überzeugung unseren festen Widerstand gegen jede Art von Krieg und bewaffnetem Konflikt zu bekräftigen", erklärte der COMECE-Vorsitzende Mariano Crociata laut Mitteilung am Donnerstagabend in Kiew.

Bischof Mariano Crociata / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Bischof Mariano Crociata / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der italienische Bischof hält sich derzeit zu einem dreitägigen Besuch in der ebenfalls vom Krieg versehrten Ukraine auf. Er betonte, dass Krieg immer eine Niederlage der Menschlichkeit und eine tiefe Wunde für die Würde jedes einzelnen Menschen sei. 

"Aus der Ukraine, wo wir das Böse und die Sinnlosigkeit des Krieges und seine schrecklichen Folgen erfahren, sende ich eine tief empfundene Botschaft der Nähe und Solidarität zur christlichen Gemeinschaft in Gaza, um unsere Stimme für ein Ende des Krieges und Respekt gegenüber der palästinensischen Bevölkerung zu erheben."

Quelle:
KNA