Ehemaliger vatikanischer Bankenaufseher ist freigesprochen worden

Amtsgeheimnis nicht verletzt

Der frühere Bankenaufseher des Papstes, René Brülhart, ist in der Schweiz von Korruptionsvorwürfen freigesprochen worden. Das Verfahren um die Beschaffung von wirtschaftlichen Informationen wurde eingestellt.

Akten auf einem Tisch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten auf einem Tisch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Das Zürcher Bezirksgericht hat ein Verfahren gegen den ehemaligen Bankenaufseher des Papstes, den Schweizer Juristen René Brülhart, eingestellt. Das meldete das Portal kath.ch am Donnerstag.

Es ging demnach um die Beschaffung von wirtschaftlichen Informationen in den Jahren 2014 bis 2016. Im November hatte die Zürcher Staatsanwaltschaft Anklage gegen Brülhart erhoben, unter anderem wegen mehrfacher Bestechung fremder Amtsträger. Der Finanzexperte bestritt die Vorwürfe.

Rene Brülhart / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Rene Brülhart / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Das Bezirksgericht sah nun laut Bericht nicht als erwiesen an, dass die Informationen, die Brülhart über eine deutsche Privatvermittlerin mit Stasi-Vergangenheit beschafft habe, geheim waren und damit das Amtsgeheimnis verletzt hätten. Es stellte das Verfahren ein. Die Staatsanwaltschaft hatte von "einem gut etablierten Korruptionssystem" gesprochen, an dem Brülhart beteiligt gewesen sei und fünf Jahre Haft für ihn gefordert

Energischer Finanzaufseher im Vatikan

Der Schweizer Jurist Brülhart wurde international als Bankenaufseher des Papstes bekannt. Ab Ende 2012 war er bei der Vatikanischen Finanzaufsicht (AIF) tätig. Die 2010 von Benedikt XVI. eingerichtete Behörde ist für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung zuständig. Der Jurist trat als energischer Kontrolleur auf und war wesentlich an der Durchleuchtung der Vatikanbank IOR und anderer Vatikanbehörden beteiligt. 2019 wurde sein Mandat als AIF-Präsident nicht verlängert.

Der Finanzexperte war laut Staatsanwaltschaft parallel zu seinen Leitungsfunktionen bei der vatikanischen Finanzaufsicht in Rom Verwaltungsrat verschiedener in Zürich ansässiger Gesellschaften der Beratungs- und Analysebranche. Letztere Tätigkeit führte zum aktuellen Gerichtsverfahren in Zürich.

Milde Geldstrafe im Vatikan-Finanzskandal

Brülhart war auch in den vatikanischen Finanzskandal verwickelt, in dem es unter anderem um eine verlustreiche Immobilien-Investition in London ging. Ende 2023 wurde der Finanzexperte von einem Vatikan-Gericht zu einer milden Geldstrafe von 1.750 Euro verurteilt, weil er verdächtige Vorgänge nicht bei der vatikanischen Justiz angezeigt habe. Vom Vorwurf der Mitwirkung an Unterschlagungen und betrügerischen Machenschaften wurde er freigesprochen.

Finanzen im Vatikan

Als zentrale Leitungsbehörde einer weltweiten Organisation sowie als Träger karitativer Einrichtungen hat der Heilige Stuhl hohe laufende Kosten, die meisten davon für Personal. Die Einnahmen kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen.

Dazu zählen im Vatikan die Gewinne der Vatikanbank IOR aus Gebühren und Zinsen sowie die an den Heiligen Stuhl abgeführten Gewinne des Vatikanstaates, etwa aus Eintrittsgeldern oder dem Verkauf von Briefmarken.

Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA