Ruck-Schröder als Präses der westfälischen Kirche eingeführt

Fragen in einem größeren Horizont

Die neue Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Adelheid Ruck-Schröder, ist am Sonntag in Bielefeld ins Amt eingeführt worden. Sie steht für acht Jahre an der Spitze der viertgrößten Landeskirche mit 1,9 Mio. Mitgliedern.

Die Theologin Adelheid Ruck-Schröder wird neue Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen / © Friedrich Stark (epd)
Die Theologin Adelheid Ruck-Schröder wird neue Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen / © Friedrich Stark ( epd )

Die 59-jährige Theologin war im März zur Nachfolgerin von Annette Kurschus gewählt worden, die im November 2023 als westfälische Präses und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten war. 

In ihrer Predigt nannte Ruck-Schröder die Kommunikation des Evangeliums und die Stärkung von Menschen in ihrem Christsein als zentrale Aufgaben der Kirche. Um das Wichtige in den Blick zu rücken, könne es helfen, "vom Ende her" zu denken und so den Blick zu weiten weg vom "Klein-Klein" der alten Aufgaben, sagte sie laut Redetext. Auch angesichts des nötigen Umbaus der Kirche und der damit verbundenen Ängste helfe der Gedanke, "vom Zuletzt her auf die gegenwärtige Herausforderung und Krise zu blicken", um konkrete Fragen "in einen größeren Horizont zu stellen und die mutigere Version zu wählen".

Kirche muss Menschen zum Glauben ermutigen

In ihrer Antrittspredigt nannte Ruck-Schröder die Kommunikation des Evangeliums als zentrale Aufgaben der Kirche. Um das Wichtige in den Blick zu rücken, könne es helfen, "vom Ende her" zu denken und so den Blick zu weiten. Die Kirche müsse Menschen zum Glauben ermutigen und mit Lust neue Formen erproben. Sexualisierter Gewalt gelte es "transparent, strukturiert und professionell" entgegenzutreten.

Im Namen der nordrhein-westfälischen Landesregierung gratulierte Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) Ruck-Schröder, die bisher Regionalbischöfin in der hannoverschen Landeskirche war, zu ihrer Wahl. Angesichts einer Gegenwart voller Spannungen und Konflikte werde mehr denn je eine Kirche gebraucht, "die klar und deutlich für Werte wie Mitmenschlichkeit, Respekt, Verantwortung und Versöhnung eintritt", sagte Feller. Sie wünschte Ruck-Schröder Kraft und Zuversicht dafür, dass die westfälische Kirche auch weiterhin eine Quelle der Orientierung, des Trostes und der Ermutigung für die Menschen in Westfalen bleibe.

Würdigung von EKD-Ratsvorsitzender

EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs hob Ruck-Schröders Klarheit, Leitungskompetenz, Zuversicht und Gestaltungswillen hervor, davon werde sie in ihrem neuen Amt viel benötigen. Es bleibe Aufgabe der Kirche, sich für Geflüchtete stark zu machen sowie jedweden Opfern von Gewalt und Verachtung zur Seite zu stehen. Zudem müsse Kirche "gerade jetzt und beharrlich für Frieden und Gerechtigkeit eintreten", betonte Fehrs mit Blick auf den Nahen Osten und die Ukraine.

Der Bischof des katholischen Bistums Essen, Franz-Josef Overbeck, rief angesichts großer Herausforderungen zur Zusammenarbeit der großen Kirchen auf. "Gerade in einer Zeit, in der menschenverachtende Tendenzen, Konflikte und Krisen auch die Demokratie herausfordern, braucht es unsere vereinte Stimme", sagte der Ruhrbischof.

Der Präses der benachbarten Evangelischen Kirche im Rheinland, Thosten Latzel, würdigte Ruck-Schröder als "eine profilierte Theologin, eine lebensfrohe Christin und eine leitungserfahrene Kirchenfrau". Mit Blick auf einen notwendigen Reformprozess der Kirchen sagte der leitende Theloge der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland, Aufgabe sei es, "mitten in den Stromschnellen nicht nur das Schiff hier und da zu flicken", sondern es "gleichsam in eine andere Art von Schiff umzuwandeln". Er freue sich, gemeinsam mit Ruck-Schröder "und allen anderen westfälischen Geschwistern die Menschen vor Ort in der Arbeit zu stärken".

Bisherige berufliche Position von Adelheid Ruck-Schröder

Die in Baden-Württemberg aufgewachsene promovierte Theologin Ruck-Schröder war zuletzt Regionalbischöfin für den Sprengel Hildesheim-Göttingen in der hannoverschen Landeskirche. Zuvor leitete sie sechs Jahre lang das Predigerseminar im Kloster Loccum bei Nienburg. Ruck-Schröder ist verheiratet mit dem in Göttingen lehrenden Theologieprofessor Bernd Schröder und Mutter von zwei erwachsenen Kindern.

Fehrs äußerte sich auch zur früheren Präses Kurschus. Es blieben "Unbearbeitetes, unausgesprochener Dank sowie lose Fäden", sagte die EKD-Ratsvorsitzende zu ihrer Amtsvorgängerin. "Hoffen wir, sie werden irgendwann ihre Verknüpfungen finden, diese Fäden, dass es zum Guten kommt." Kurschus hatte ihre kirchlichen Leitungsämter wegen mangelnder Transparenz im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall in ihrem Umfeld aufgegeben.

Quelle:
epd