Kardinal Marx fordert menschenfreundliche Städte

Auch die Kirche gefragt

Welche Städte tun Menschen gut und welche nicht? Dazu hat sich nun der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx geäußert. In Sachen urbaner Entwicklung ist ihm zufolge auch die Kirche gefragt, die guten Rat geben kann.

Reinhard Kardinal Marx / © Daniel Karmann (dpa)
Reinhard Kardinal Marx / © Daniel Karmann ( dpa )

Beziehungen ermöglichen und Freundschaften stiften – das sollten Architektur und Stadtplanung nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx leisten. Dies sei unabdingbar für die Zukunft eines menschenwürdigen Lebens, sagte Marx am Sonntag in München. 

Für die urbane Entwicklung gehe es nicht um hohe Gebäude und darum, "was man alles noch machen kann", so der Erzbischof von München und Freising. Vielmehr sei maßgeblich, ob "die Entwicklung der Stadt Menschen zusammenführt, Beziehungen ermöglicht, Freundschaften stiftet, Neugierde auf den Weg bringt".

Menschenwürdige Städte

Der Erzbischof erinnerte daran, dass Papst Franziskus in seinem Umwelt-Lehrschreiben "Laudato si" über Stadtentwicklung geschrieben habe: "Welche Städte Menschen guttun und welche Städte Menschen klein machen, ängstlich machen, aggressiv machen. Das gehört zu den großen sozialethischen, kulturellen, politischen Aufgaben der Zukunft: menschenwürdige Städte", so Marx. "Das ist nicht nur eine Aufgabe der Politik oder der Architektur, sondern das ist eine Gesamtaufgabe für alle Menschen, die in einer Stadt leben."

Kirche und Hochhäuser (shutterstock)

Auch die Kirche sei dabei gefragt, mahnte der Kardinal. Es gehe darum, "Netzwerke der Freundschaft, der Beziehungen" zu knüpfen, und darum, "dass wir nicht in unserem kleinen Bereich bleiben". Gläubige sollten dabei mithelfen, "dass diese Stadt ein lebenswerter Ort, ein schöner Ort, ein sozial gerechter Ort ist". Viele Pfarreien lüden Tag für Tag Menschen ein und kümmerten sich um Kranke und Alte. Sie setzten damit ein Zeichen, wie eine Stadt so gestaltet sein könne, "dass Menschen atmen, frei sind, leben können". 

Kritik an Gewinnmaximierung

Es sei ein "Irrweg", die Interessen des Einzelnen in den Mittelpunkt zu stellen, ergänzte der Kardinal. Er kritisierte den Kapitalismus: Dieser habe die individuelle Gewinnmaximierung zur Grundlage. Marx warb dafür, "dass wir uns wieder ganzheitlicher dem Bild des Menschen widmen, dass wir wieder verstehen: Menschliches Leben kann nur gelingen in gelingenden Beziehungen, im Vertrauen, in Freundschaft. Alles andere zerstört menschliches Leben und macht Menschen krank."

Marx äußerte sich beim Festgottesdienst zu Ehren des Münchner Stadtpatrons, des heiligen Benno von Meißen (um 1010-1106). Dessen Reliquien befinden sich seit 1580 im Münchner Liebfrauendom.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA