ZdK-Vizepräsident sieht Auftrag für Gremium in Gesellschaft und Kirche

"Kein Widerspruch zwischen deutscher und römischer Synodalität"

Am Freitag hat die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken begonnen. Vizepräsident Thomas Söding sieht das Gremium als Triebfeder für synodale Reformen. Auch Papst Leo XIV. ist Thema bei dem Treffen in Paderborn.

Autor/in:
Roland Müller
Blick auf die Teilnehmer der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), davor das Logo des ZdK, am 28. Mai 2024 in Erfurt. / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf die Teilnehmer der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), davor das Logo des ZdK, am 28. Mai 2024 in Erfurt. / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: An diesem Freitag hat die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Paderborn begonnen. Wird der neue Papst Leo XIV. auch Thema bei dem Treffen sein?

Prof. Dr. Thomas Söding (Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken): Auf der Vollversammlung ist die Wahl von Leo XIV. natürlich ein großes Thema. Wir haben sorgfältig darauf geachtet, welche ersten Worte und Gesten der neue Papst gewählt hat. Da gibt es auf der einen Seite das starke friedenspolitische Engagement, das mit politischen und sozialen Fragen verbunden ist. 

Thomas Söding / © Maximilian von Lachner (SW)
Thomas Söding / © Maximilian von Lachner ( SW )

Das begrüßen wir sehr. Auf der anderen Seite freut uns als ZdK sehr, dass Leo den Weg der Kirche in die Zukunft als synodal begreift. Mit der Programmatik des ZdK gibt es eine grundlegende Übereinstimmung in sehr vielen Punkten. Deshalb freuen wir uns auf die Zukunft und haben auch genauso positiv schon auf der Vollversammlung über unseren neuen Pontifex gesprochen.

DOMRADIO.DE: Sie kennen den heutigen Papst von Gesprächen, die Sie als Vertreter der Kirche in Deutschland mit ihm als damaligen Präfekten des Bischofsdikasteriums im Vatikan geführt haben. Wie haben Sie Robert Prevost damals erlebt?

Söding: Ich hatte Kardinal Prevost schon bei den Sitzungsperioden der Weltsynode gut kennengelernt. Dort hat er sich mit biblisch fundierten Überlegungen zur Frage zu Wort gemeldet, was die Kirche auf universaler und lokaler Ebene zusammenhält. Prevost hat den Gedanken der Gemeinschaft vom Christusglauben her verstanden, ist dabei aber auch auf die Synodalität der Glaubenden untereinander eingegangen. Das hat mir sehr gut gefallen. 

Thomas Söding

"Ich finde es sehr erfreulich, dass mein Eindruck vom damaligen Kardinal Prevost sehr gut mit dem Bild vom jetzigen Papst Leo XIV. zusammenpasst."

Das Gespräch, das das Präsidium des ZdK mit dem Präfekten des Bischofsdikasteriums im Vatikan geführt hat, war ein sehr guter und intensiver Austausch, der durch großen Respekt füreinander gekennzeichnet war. Für Kardinal Prevost war damals vollkommen klar, dass für das ZdK das politische Engagement im Zentrum steht, aber vom synodalen Engagement innerhalb der Kirche begleitet wird. 

Er war gut über unsere Initiativen informiert und hat sie gutgeheißen, im Einsatz für das verletzliche, das ungeborene Leben, für soziale Politik und eine humane Migrationspolitik. Ich habe auch wahrgenommen, dass wir wechselseitig vom Austausch über die systemischen Ursachen von Missbrauch in der Kirche profitiert haben. Ich finde es sehr erfreulich, dass mein Eindruck vom damaligen Kardinal Prevost sehr gut mit dem Bild vom jetzigen Papst Leo XIV. zusammenpasst. 

DOMRADIO.DE: Was erwarten das ZdK, aber auch der Synodale Weg der Kirche in Deutschland vom Pontifikat Leos?

Söding: Wir erwarten, dass Leo XIV. seinen Dienst als Nachfolger von Papst Franziskus tut und dabei auch seine eigenen Akzente setzt. "Papa Leone" hat verstanden, dass die Kirche ein Verfassungsproblem hat und dass die Synodalität der beste Weg ist, es zu lösen. Bis mindestens 2028 sind wir gemeinsam synodal unterwegs auf der von Franziskus angestoßenen Etappe der Rezeption der Synodalität. Das setzt Leo fort.

Thomas Söding

"Papst Leo kann sich darauf verlassen, dass wir weiterhin synodale Reformen in der Kirche fördern werden."

Wir bieten als katholische Kirche in Deutschland eine Möglichkeit der Verwirklichung von Synodalität an, die zu unserer Geschichte und Kultur passt. Natürlich kann es in anderen Ländern andere Lösungen geben, aber unsere Option ist klar: Papst Leo kann sich darauf verlassen, dass wir weiterhin synodale Reformen in der Kirche fördern werden – und das nicht als Selbstzweck, sondern mit dem Ziel, das Evangelium Jesu Christi von der Befreiung glaubwürdiger in der Gesellschaft zu verkünden.

Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Welche weiteren Themen werden bei der Vollversammlung des ZdK wichtig sein?

Söding: Wir müssen uns neu aufstellen, denn wir wollen als Gremium agiler und schlanker werden. Deshalb nehmen wir unser neues Leitbild mit viel Kraft in eine Satzungsdiskussion hinein. Das soll mehr Klarheit in den inneren Betriebsablauf bringen, und das erfordert bei der Vollversammlung viel Zeit, weil wir das sehr seriös machen wollen. 

Wir drehen uns aber keineswegs nur um uns selbst: Wir haben Bischof Helmut Dieser und Patrick Bauer eingeladen, den neuen Sprecher des Betroffenenbeirates, weil wir uns mit dem Thema des Umgangs mit Missbrauch in der Kirche nachhaltig beschäftigen wollen. Wir werden zudem die Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus ins Gedächtnis rufen, weil wir glauben, dass die klimapolitische Debatte zu sehr in den Hintergrund gerückt ist. 

Weiter haben wir Andrea Nahles, die Chefin der Arbeitsagentur, zu uns eingeladen, um mit ihr über Bildung und Ausbildung zu sprechen. Wir kommen als ZdK damit unserem ureigensten Auftrag nach, denn wir wollen einerseits katholische Positionen klar in die Gesellschaft hineintragen und dort markieren. Andererseits sind wir natürlich weiterhin ein verlässlicher Partner mit Blick auf die innerkirchlichen Reformen.

Thomas Söding

"Wir vertrauen darauf, dass die Vorbehalte überwunden werden können."

DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich von der Deutschen Bischofskonferenz, dem anderen Partner mit Blick auf die synodalen Reformen der Kirche in Deutschland?

Söding: Wir sehen mit Sorge, dass die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz untereinander nicht einig sind. Aber wir brauchen Einheit unter den Bischöfen. Das ZdK gehört nicht zu denen, die diese deutlichen Spannungen fördern, sondern wir wollen sie abbauen. Wir vertrauen darauf, dass die Vorbehalte überwunden werden können. 

Dazu ist es gut, in einen intensiven Austausch mit dem Vatikan zu gehen. Das hat schon begonnen und zu ersten guten Veränderungen geführt. Wir würden uns von allen deutschen Bischöfen wünschen, dass sie ihre Positionen auch im zu gründenden Synodalen Rat bzw. in der Synodalen Konferenz vertreten. 

Das wäre das Beste für die Kirche in Deutschland, denn es gibt keinen Widerspruch zwischen deutscher und römischer Synodalität. Es gibt nur eine katholische Synodalität, die unterschiedlich verwirklicht wird. In Deutschland wollen wir eine markante Form dieser Synodalität sein.

Das Interview führte Roland Müller.

Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK)

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ist das höchste repräsentative Gremium des deutschen Laien-Katholizismus. Es vertritt die katholischen Laien bei der gesellschaftlichen Meinungsbildung und ist das von der Bischofskonferenz anerkannte Organ zur Koordinierung des Laienengagements in der Kirche. Allerdings melden sich immer wieder auch einige katholische Laien und Vereinigungen zu Wort, die das ZdK nicht als ihre Vertretung verstehen.

Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)  / © Harald Oppitz (KNA)
Das Kreuz des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR

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