Kölner Domkapitular beleuchtet Ringen um Einheit der Christen

"Ständige Herausforderung"

Im Kapitelsamt am siebten Sonntag der Osterzeit macht Domkapitular Guido Zimmermann das Ringen um die Einheit der Christen zum Thema. Zugleich erinnert an das Gebet Jesu um Einheit und das gemeinsame Glaubensbekenntnis.

Blick in den Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach (DR)
Blick in den Kölner Dom / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Immer wieder zeigt sich, dass es sich beim Wunsch um Einheit um ein ständiges Ringen handelt. Ein Beispiel ist die Grabeskirche in Jerusalem. "Die Grabeskirche in Jerusalem ist kein Ort der Ruhe, ist kein Ort der Besinnung, kein Ort der Stille. Nein, dieser Ort ist ein Ort der lautstarken Konflikte," stellt Domkapitular Zimmermann fest. Wie an keinem anderen Ort offenbare sich an "dem heiligsten Ort der Christenheit, der Grabes- und der Auferstehungskirche die große Tragödie einer getrennten Christenheit," führt Zimmermann aus.

Jesus selbst sprach "noch im Abendmahlsaal kurz vor seiner Gefangennahme, kurz vor seiner Passion, kurz vor seinem Tod" Worte des Gebetes, so Zimmermann, "in diesem, seinem letzten Gebet bittet er den Vater um die Einheit seiner Jüngerinnen und Jünger." Die Einheit im Glauben, um die Jesus Christus so innig betet, ist und bleibt jedoch, wir sehen es in der Grabeskirche, zerbrechlich und eine ständige Herausforderung," erklärt Domkapitular Guido Zimmermann.

Beim Konzil von Nizäa, das vor 1.700 Jahren stattfand, haben sich die christlichen Konfessionen auf ein Glaubensbekenntnis verständigt. Trotz dieses gemeinsamen Bekenntnisses haben, ein "Fundament unseres Glaubens", sei "die Einheit im Glauben, um die Jesus Christus so innig betete, immer auch zerbrechlich und eine ständige Herausforderung," bekräftigt der Kölner Domkapitular.

Einheit in Vielfalt

Einigkeit bedeute allerdings nicht Uniformität, erklärt er, sondern das gegenseitige Anerkennen. "Vorbild für diese Einheit in der Vielfalt ist Gott selbst, der eine Gott, den wir nicht in seiner Uniformität verehren, sondern in seiner Dreifaltigkeit," so Zimmermann.

Und so lädt der Domkapitular dazu ein, in diesen Tagen der Vorbereitung auf das Pfingstfest, "so wie Jesus, um das Einssein aller Christinnen und Christen zu beten. Damit wir gerade in der Vielfalt die höchst ansprechende Schönheit der Christenheit erkennen und anerkennen, deren Fundament der Einheit das 1.700 Jahre alte große Glaubensbekenntnis von Nizäa bildet."

Übertragung am siebten Sonntag der Osterzeit 

DOMRADIO.DE übertrug am siebten Sonntag der Osterzeit das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Guido Zimmermann. Es sangen der Chor VOCALIS und der Kammerchor St. Adelheid Bonn unter der Leitung von Marita Hersam. 

Im Gottesdienst erklangen Gregorianik und Teile aus der Missa Brevis von Jacob de Haan, einem zeitgenössischen niederländischen Komponisten. Die Orgel spielt David Kiefer. Die Liturgie wird - wie an jedem ersten Sonntag im Monat - zu einem größeren Teil in lateinischer Sprache gefeiert. 


"Jesus erhob seine Augen zum Himmel und betete: 
Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, 
    sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben." (Joh 17,20)

Impuls zum Evangelium Joh 17,20-26

Und wieder werden die Augen zum Himmel erhoben. Im Englischen gibt es die schöne Unterscheidung zwischen Sky als den Himmel, an dem wir die Vögel und Flugzeuge fliegen, die Wolken, die Sonne, den Mond und die Sterne ziehen sehen – und Heaven als den Himmel, zu dem Jesus seine Augen erhebt und in den Stephanus schauen darf. 

Ist der Himmel, in den Jesus schaut, seine Herkunft und in der Verbundenheit mit seinem Vater auch immer etwas Gegenwärtiges, ist er für uns die verheißene Zukunft, die hinter dem Himmel – Sky – liegt, den wir sehen können. Dann werden wir eins sein mit dem Vater, dem Sohn, dem Heiligen Geist und allen, die dort sind und sein werden.

Thomas Frings. Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Juni 2025, www.tedeum-beten.de