DOMRADIO.DE: Am Sonntag konnten Sie sich mit einem guten Gefühl Ihrem Verein, dem 1. FC Köln, widmen. Mit dem 4:0 gegen Kaiserslautern hat der FC den Wiederaufstieg in die erste Fußball-Bundesliga aus eigener Kraft perfekt gemacht. Sofort nach Abpfiff haben Sie bei Facebook den Aufstiegspost des FC geteilt. Wie glücklich sind Sie?
Schwester Katharina Hartleib (Olper Franziskanerin und DOMRADIO.DE-"Fußballnonne"): Ja, ich muss gestehen, dass ich mir vorher nicht so sicher war, ob der Aufstieg gelingt. Nicht nur, weil der FC es vielleicht nicht schafft, und weil der FC das Talent hat, es mal wieder zu vergeigen, sondern weil ich mir auch nicht sicher bin, ob der Aufstieg für den Klub klug ist.
Die Mannschaft hat die letzten Wochen und Monate so furchtbar schlecht gespielt. Das muss man einfach sagen. Deswegen war ich erstaunt, wie ein Trainerwechsel eine Mannschaft für zwei Spiele so umkrempeln kann, dass sie plötzlich einen anderen Fußball spielt. Dann war es natürlich wundervoll.
DOMRADIO.DE: Trainer Gerhard Struber musste den Verein verlassen. Es kam Friedhelm Funkel. War er mit seiner Ruhe und seiner Erfahrung der entscheidende Faktor für die Erfolge, die den Aufstieg besiegelt haben?
Sr. Katharina: Man weiß das natürlich nie, aber es kann sein, dass es mit einem neuen Trainer plötzlich funktioniert. Wenn eine verunsicherte Mannschaft plötzlich jemanden hat, der den Jungs Ruhe vermittelt; der sie bestärkt und Tipps gibt, worauf zu achten ist.
DOMRADIO.DE: Die Stimmung im Stadion war richtig gut. "Kölle Alaaf", "Nie mehr Zweite Liga", Freudentränen und ein Platzsturm im "Rhein Energie"-Stadion. Der Fußball hat wieder gezeigt, dass er Menschen glücklich machen kann und ein gutes Gefühl vermittelt. Können wir solche Moment aktuell gut gebrauchen? Was würden Sie sagen?
Sr. Katharina: Ja, auf alle Fälle. Es gibt manchmal solche schönen Doppelungen. Wir hatten an diesem Wochenende das 25. Stadtfest hier in Olpe. Wir hatten wunderbares Wetter und die Stimmung in der Stadt war gut. Wir Olper Franziskanerinnen wohnen quasi mittendrin. Abends ist das für uns etwas ältere Damen zwar nicht so toll, weil wir von beiden Seiten von den großen Bühnen bis tief in die Nacht etwas von den Konzerten mitbekommen haben, aber am Sonntagvormittag gab es einen ökumenischen Gottesdienst mitten auf dem Festgelände. Am Sonntagnachmittag haben die "Paveier" (Kölner Karnevalsband, Anm. d. Red.) ein Konzert gespielt. Nachdem die ihr Lied "Schön ist das Leben" gespielt haben, wurde das 1:0 angesagt und der Jubel in der Stadt war einfach wundervoll.
Ich glaube, das ist es, was uns gut tut. Es tut uns gut, Dinge zu haben, über die wir uns gemeinsam freuen können. Wir haben ein paar Mitbeter, die mit uns die Laudes beten. Einer davon ist nicht unbedingt so fromm. Heute Morgen sagte er, dass er das erste Mal den Papst geguckt habe und es so toll für ihn war. Das hat mir dann gefallen und ich habe mir gedacht, dass diese Menschenmenge, die da in Rom zusammengekommen ist - plus die Millionen vor dem Fernsehern - etwas Verbindendes gefunden haben. Etwas Verbindendes untereinander, mit sich selbst und mit diesem Gott. Das ist schon schön.
DOMRADIO.DE: Jetzt beginnt die Sommerpause im Liga-Betrieb. Also eine Zeit ohne FC. Erst im August geht es für den 1. FC Köln weiter. Dann aber in der ersten Fußballbundesliga. Macht Sie das nervös oder freuen Sie sich auch?
Sr. Katharina: Etwas von beidem. Ich denke mir, dass Sie jetzt einen Stürmer verpflichten müssen. Das ist seit Jahren das Problem. Der FC hatte mal einen Anthony Modeste, der die Tore geschossen hat. Davor hatten wir noch Simon Terodde. Im Moment haben sie keinen Torschützen. Daran müssen Sie arbeiten. So wie Sie in den letzten Monaten gespielt haben, gehe ich von einem Direktabstieg ab, aber ich bleibe hoffnungsvoll.
Das Interview führte Tobias Fricke.