Digitale Spielereien machen den Papst zum Internetstar

Bob, das Augustiner-Bier und "König der Löwen"

KI-Bilder, Bierflaschen und Witze über "König der Löwen". Der neue Papst ist bereits zum Internetphänomen geworden und wird auf kreative Art und Weise bearbeitet. Worin der Reiz liegt und welche Risiken es gibt.

Autor/in:
Hannah Krewer
Handy mit einem Post auf Instagram mit der KI-Darstellung von Papst Leo XIV. als US-Präsident / © Harald Oppitz (KNA)
Handy mit einem Post auf Instagram mit der KI-Darstellung von Papst Leo XIV. als US-Präsident / © Harald Oppitz ( KNA )

Bob, den Baumeister, kennen Sie vielleicht. Aber haben Sie schon mal von Bob, dem Brückenbauer, gehört? Als solchen zeigt den neuen Papst ein Kurzvideo, das neuerdings in den Sozialen Medien kursiert. Unterlegt mit der bekannten Titelmelodie der Kinderserie: "Bob the builder. Yes, we can!" Der Kanal, der das Video geteilt hat - ein katholisches Medienunternehmen aus Schottland -, schreibt dazu: "Papst Leo, der eigentlich Robert heißt, haben einige Amerikaner scherzhaft 'Papst Bob' genannt. Das hat uns an Bob, den Baumeister, erinnert." Das passe gut - bedeute sein Titel "Pontifex maximus" übersetzt doch "größter Brückenbauer".

Handy mit einem Reel auf Instagram, das Papst Leo XIV. als "Bob der Baumeister" zeigt / © Harald Oppitz (KNA)
Handy mit einem Reel auf Instagram, das Papst Leo XIV. als "Bob der Baumeister" zeigt / © Harald Oppitz ( KNA )

Der neue Papst ist in den Sozialen Medien beinahe omnipräsent. Nicht nur mit seinem offiziellen Kanal @pontifex oder als Bob, der Brückenbauer, sondern auch in vielen anderen Anspielungen und Bildmontagen. Einige davon zeigen sein Gesicht auf Bierflaschen der Münchner Augustiner-Brauerei. Schließlich gehört Leo XIV. dem gleichnamigen Orden an, der das besagte Bier einst selbst braute.

Nutzer können Teil der Ereignisse werden

Aber warum kommen solche Phänomene auf? "Großereignisse wie eine Papstwahl bieten die nötige Relevanz und einen aktuellen Aufhänger, den solche viralen Phänomene brauchen, um groß zu werden", sagt Marcel Lemmes. Er arbeitet am Institut für Medienwissenschaft der Uni Tübingen und forscht dort zu Memes und Sharepics - also Bildern, Videos, Texten und Kombinationen davon, die sich über das Internet verbreiten. "Der Reiz liegt für viele Nutzerinnen und Nutzer wohl darin, sich ein solches mediales Ereignis anzueignen und in gewissem Maße 'ein Teil davon' zu werden." Das bediene auch den Mechanismus, Anerkennung finden zu wollen, so der Experte.

Schon während des Konklaves tauchten derlei Bilder und Kurzvideos auf. Eines zeigte die mittlerweile berühmt gewordene Möwe, die im Live-Stream auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle herumspazierte. Im Video fliegt sie durch den Schornstein und erwischt die Kardinäle im Inneren bei einer Party statt der Papstwahl. Ein anderes erklärte den weißen Rauch scherzhaft mit einer Grillparty. Und am Morgen nach der Papstwahl postete eine österreichische Satire-Seite - in Anlehnung an ein KI-Bild von US-Präsident Trump als Papst - ein Bild von Leo im weißen Haus mit dem Untertitel: Erste Amtshandlung: Papst postet KI-Bild von sich als US-Präsident.

KI beschleunigt das Phänomen

Was auffällig ist: Viele der Inhalte wurden mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. "Früher benötigte man für solche Bildmontagen zumindest grundlegende grafische Grundkenntnisse - gerade für die, wo nicht nur etwas Text auf ein Bild gepackt wird", sagt Lemmes. Das sei heute dank KI nicht mehr erforderlich. "Allerdings werden solche KI-Bilder in vielen Online-Communities gar nicht gut aufgenommen."

Dass viele User Bob, den Brückenbauer, den Augustiner-Papst auf der Bierflasche oder auch nur einen Nussaufstrich mit dem Kommentar "Habemus Mandelmus" lustig finden, liegt laut Lemmes an einem "kulturellen Remixing": Etwas Unerwartetes und etwas nicht Zusammenpassendes, das mit etwas Bekanntem und Aktuellem verbunden werde, formuliere einen sofort verständlichen Witz.

Gratwanderung für Unternehmen

Wie die Münchner Brauerei selbst zu den kursierenden Papst-Bieren steht und ob es irgendwann vielleicht sogar ein offizielles Augustiner-Bier mit Papst Leo geben wird - das ist nicht bekannt. Auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) antwortete die Brauerei nur, man freue sich über den historischen Bezug des Papstes zur Brauerei und sei sich des eigenen augustinischen Erbes bewusst.

Nach Erfahrung von Lemmes sind derartige Phänomene für die betroffenen Unternehmen eine Gratwanderung: "Einerseits erhalten sie natürlich eine Form der kostenlosen Werbung und werden Teil des aktuellen Diskurses. Andererseits besteht immer das Risiko, dass solcher Humor ins Negative kippt und eine Marke dann mit negativen Assoziationen verbunden wird." Würden Grenzen des guten Geschmacks stark überschritten, könne eine Distanzierung geboten sein. Im Fall des Papstes rechnet er damit aber nicht.

Wie lange dauert der Hype?

Ein anderes Video, das in diesen Tagen auf Instagram verbreitet wird, zeigt als Cartoon den neuen Papst, der von einem Kardinal auf der Loggia des Petersdoms hochgehoben und vorgestellt wird - so wie Löwenbaby Simba in "König der Löwen". Auch das sorgt in den Kommentaren für Beifall - nicht nur wegen der Namenswahl von Papst Leo ("Löwe"). Medienwissenschaftler Lemmes glaubt aber nicht, dass diese Inhalte noch allzu lange gefragt seien. Denn sie seien oft kurzlebig und eng an die Ereignisse an sich gekoppelt: "Klassische 'Eintagsfliegen' der Netzkultur, auch wenn besonders gelungene Muster als Vorlagen überdauern können."

Erste Termine des neuen Papstes Leo XIV. im Mai

Papst Leo XIV. ist erst seit einem Tag Oberhaupt der katholischen Kirche. Für die kommenden Tage stehen aber bereits zahlreiche Termine fest. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die offizielle Liste.

11. Mai: Mittagsgebet Regina Caeli von der zentralen Loggia des Petersdoms

12. Mai: Treffen mit der Weltpresse in der Audienzhalle

16. Mai: Treffen mit dem Diplomatisches Korps (Leiter der Missionen)

18. Mai, 10.00 Uhr: Amtseinführung mit feierlicher Messe zum Beginn des Pontifikats auf dem Petersplatz

Der neu gewählte Papst Leo XIV. (l), der US-Amerikaner Robert Prevost, erscheint nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan / © Marijan Murat (dpa)
Der neu gewählte Papst Leo XIV. (l), der US-Amerikaner Robert Prevost, erscheint nach dem Konklave auf dem Balkon des Petersdoms im Vatikan / © Marijan Murat ( dpa )
Quelle:
KNA