Nicht nur der weiße Rauch, sondern auch die Glocken des Petersdoms haben als unverkennbares Zeichen verkündet: Wir haben einen neuen Papst. Nachdem es bei vergangenen Konklaven in den ersten Momenten immer mal Ungewissheit gab, ob der Rauch nun schwarz oder weiß sei, hat man sich im Vatikan dazu entschieden, gleichzeitig mit dem Rauchsignal dann auch die Glocken läuten zu lassen.
Ist die Welt durch den weißen Rauch informiert, dass es einen neuen Papst gibt, ist erst mal Warten angesagt. Während im Gebäudekomplex aus Petersdom, Sixtinischer Kapelle und Apostolischem Palast der neue Papst seine weißen Gewänder anlegt und sich in der "Kapelle der Tränen" von seinem alten Leben verabschiedet, wird der Mittelbalkon des Petersdoms für die berühmtesten Worte des Konklaves vorbereitet: "Habemus Papam" – Wir haben einen Papst.
Zwischen weißem Rauch und "Habemus Papam" vergeht in etwa eine Stunde. Verkündet werden diese Worte vom höchstgestellten Papstwähler im Rang der Kardinaldiakone, diesmal der Franzose Dominique Mamberti, von Hause aus Diplomat des Heiligen Stuhls. Von ihm werden in wenigen Sätzen zwei wichtige Informationen an die Welt verkündet: A) Wer ist der neue Papst? Und B) Wie wird er sich nennen? Beides wird zu großer Hektik bei Journalisten in aller Welt führen, obwohl viele schon Portraits, Lebensläufe und potentielle Gesprächspartner vorbereitet haben.
Verkündung des Papstnamens
Mehr Spekulation wird die Verkündung des Papstnamens bedeuten: Wird es ein Liberaler? Ein Konservativer? Der Name des Papstes ist die erste Aussage des neuen Kirchenoberhauptes. Bis 2013 war es unvorstellbar, dass sich ein Papst nach dem Heiligen Franziskus von Assisi benennt, dem Ordensmann, der die Bescheidenheit und den Dienst an den Armen zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. Für Jorge Mario Bergoglio war das in einem einzigen Wort die erste Regierungserklärung.
Nachdem der neue Name verkündet wurde, zeigt sich auch der neue Papst der Öffentlichkeit. Vor dem ersten Wort wird er alleine schon mit seinem Erscheinungsbild die zweite große Aussage seines Pontifikats treffen: Tritt er wie Franziskus in der schlichten, weißen Soutane auf? Oder tritt er wie alle anderen Vorgänger mit Pallium und Mozetta auf den Balkon?
Obwohl die Frage nach der Ausrichtung des neuen Papstes komplex ist, und sich niemand so einfach in eine Schublade stecken lässt, wird der optische Eindruck für viele schon das erste Urteil bedeuten. Ein Journalist nannte das 2013 den größten Adoptionsprozess der Weltgeschichte. Innerhalb von Sekunden lernt die Welt einen neuen Menschen kennen, der in den kommenden Jahren für über 1,4 Milliarden Katholiken eine tragende Rolle spielen wird. Da wird der erste Eindruck eine sehr große Rolle spielen, auch wenn es unfair sein mag, jemanden danach zu beurteilen, ob er ein Schultertuch oder ein Wollband um den Hals trägt.
Was passiert in den folgenden Tagen für den neuen Papst?
Den aufregendsten Moment haben danach sowohl der neue Papst als auch die Gläubigen hinter sich. Trotzdem werden gerade die darauffolgenden Tage für viele hochinteressant. Worüber spricht er in seiner ersten Predigt? Welchen Politiker trifft der Pontifex als erstes? Wohin geht die erste Reise? Es wird eine Zeit der Premieren im neuen Pontifikat.
Eine spannende Frage wird auch, ob der neue Papst wie sein Vorgänger Franziskus im Gästehaus Santa Marta leben wird, oder wie alle anderen Vorgänger zurück in den Apostolischen Palast am Petersplatz zieht. Die Theorien gehen gerade in beide Richtungen. Aus Vatikankreisen heißt es, dass die Papstwohnung, die seit 2013 verwaist war, in den vergangenen Monaten renoviert wurde, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Es gibt aber auch noch den Faktor X. Was wird der neue Papst tun, das niemand erwartet? Gerade Franziskus hat da vor zwölf Jahren für viel ungläubiges Staunen gesorgt. Damals hatte der neue Papst noch spontan selber seine Hotelrechnung bezahlt oder ist im Bus mit den anderen Kardinälen zurück ins Gästehaus gefahren. Gerade diese unerwarteten Bilder und Gesten werden für die Welt eine größere Bedeutung haben, als alle Reden, Predigten oder Empfänge. Gerade, wenn es sonst noch wenige Zitate oder Videos gibt, die uns ein Bild des neuen Papstes vermitteln.
Einführungsmesse des neuen Papstes
Den Abschluss dieser Ausnahmezeit im Vatikan wird dann die Einführungsmesse des neuen Papstes bilden. Die wird nicht am Tag der Wahl oder danach gefeiert, sondern wird noch mal einige Tage Vorbereitung brauchen. Man vermutet, es wird in etwa noch mal eine knappe Woche dauern, bis der neue Bischof von Rom in sein Amt eingeführt wird, unter anderem auch, damit die Staats- und Ehrengäste, von denen viele schon vor zwei Wochen für Franziskus‘ Beerdigung in Rom waren, eingeladen werden können und die Zeit haben, erneut nach Rom zu reisen.
Damit endet dann der Ausnahmezustand der katholischen Kirche, der mit dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag begann. Stand die Welt an diesem Tag in Trauer, wird es jetzt ein freudiges Ereignis sein, dass weltweit durch die Schlagzeilen gehen wird.
Information der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 08.05.2024 um 18.33 Uhr aktualisiert.