Jesuit und Philosoph warnt vor Gefahren Künstlicher Intelligenz

Jeder Hund wertvoller als alle KI-Programme

Der Philosoph und Jesuit Godehard Brüntrup befasst sich seit rund 40 Jahren mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Er sieht in dieser Technik Gefahren und den Ausgang der KI-Entwicklung ungewiss. Er glaubt nicht, dass sie Gott gefällt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © Miriam Doerr Martin Frommherz ( shutterstock )

Kann Künstliche Intelligenz gefährlich werden? Durchaus, meint der Philosoph und Ordensmann Godehard Brüntrup. Der Ausgang der KI-Entwicklung sei ungewiss und nicht unbedingt zum Wohle der Menschheit, so der Jesuit laut einer Mitteilung seines Ordens vom Dienstag aus München. Er äußerte sich im Vorfeld der Konferenz "Geist, Welt und KI" an der Hochschule für Philosophie in München.

Aufklärungsideal in Gefahr

"Das bedeutet dann auch, dass viele Menschen das 'Denken' den Maschinen überlassen werden. Das Ideal der Aufklärung 'Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!' wird verblassen. Man denkt nicht mehr selber, man 'lässt denken', nämlich von den Maschinen."

 (privat)

Zur Frage, ob Maschinen ein Bewusstsein haben können, sagte Brüntrup: "Solange Computer nichts erleben, sind sie philosophisch gesehen von eher geringem Wert. Denn worauf es im Leben ankommt, ist die Intensität und Vielfalt der erlebten Erfahrung. Jeder Hund und jede Katze ist daher wertvoller als alle üblichen KI-Programme der Welt."

Theologische Perspektive auf KI

Brüntrup ergänzte: "Man stelle sich eine Welt vor, die nur von hochintelligenten Maschinen bevölkert würde, die kein Bewusstsein haben und nichts erleben. Eine solche Welt wäre im Vergleich zu der unseren einfach nur metaphysisch erbärmlich. Oder theologisch gewendet: Gott würde eine solche Welt nicht erschaffen. Er interessiert sich letztlich nicht für solche Maschinen."

Von wegen "verantwortliche KI" Die Entwicklung der nächsten Generationen von KI werde mehr und mehr von den Maschinen selbst übernommen, so der Philosoph. "Der Mensch wird immer weniger verstehen, was da eigentlich im Detail geschieht." Wohin das führe, wisse keiner. In diesem Zusammenhang sei der aktuell diskutierte Begriff einer "verantwortlichen KI" zu hinterfragen. Die KI habe kein Selbst, das etwas verantworten könnte. "Nur eine Person kann etwas ethisch verantworten. Eine Person kann aber nur das moralisch verantworten, worüber sie Kontrolle hat."

Konferenz zu ethischen Herausforderungen

Godehard Brüntrup ist Professor für Philosophie an der Hochschule für Philosophie (HFPH) München mit den Schwerpunkten Metaphysik, Philosophie des Geistes und Religionsphilosophie. Er beschäftigt sich seit den 1980er Jahren mit KI. An der HFPH findet vom 20. bis 22. März die Konferenz "Geist, Welt und KI" statt, ein interdisziplinäres Forum zu den ethischen, philosophischen und theologischen Herausforderungen der KI-Entwicklung.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA