DOMRADIO.DE: Letztes Jahr hat Bischof Genn dem Heiligen Vater seinen Rücktritt als Bischof von Münster bereits angeboten. Mit der Annahme dieses Gesuchs endet auch die Amtszeit von Bischof Genn. Wie geht es für Bischof Genn und das Bistum Münster weiter?
Oliver Kelch (Redakteur bei DOMRADIO.DE): Genn ist dann emeritierter Bischof. Die Weihe bleibt natürlich bestehen und er wird auch sicherlich noch Gottesdienste leiten, da gehe ich von aus.
Er ist, so habe ich ihn auch persönlich im Rahmen meiner Ausbildung zum Diakon im Bistum Münster kennengelernt, ein Bischof, ein Priester, ein Christ, der lebt, was er sagt. Genn ist und war ein Bischof, der sehr glaubwürdig und beliebt in der Gemeinde ist.
Er hat sich immer für die Armen eingesetzt und war auch ein Vermittler zwischen den Konservativen und den liberalen Flügeln. Das hat man auch bei Bischofskonferenzen festgestellt.
Im Bistum Münster muss nun das Domkapitel aktiv werden. Das muss jetzt mögliche Kandidaten suchen und vorschlagen. Ich gehe mal davon aus, da gibt es schon Namen. Neu ist, dass an der Auswahl nun auch Laien teilhaben sollen. Das heißt auch Frauen und Personen verschiedener Altersgruppen. Die Beteiligung von Laien war ein wichtiges Anliegen des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland.
Die Liste mit den durch die Laien und das Domkapitel vorgeschlagenen Kandidaten geht dann zum vatikanischen Botschafter in Berlin. Diese wird im Vatikan auf drei Personen reduziert und geht dann wieder zurück zum Bistum Münster, und das entscheidet dann, wer es wird. Ich hoffe, das dauert jetzt nicht allzu lange, denn ich möchte gerne nächstes Jahr zum Diakon geweiht werden (lacht).
DOMRADIO.DE: Lässt sich denn irgendwie erahnen, wer bald neuer Bischof von Münster werden könnte?
Kelch: Da hüllt sich wirklich jeder in Schweigen. Die einen könnten sich durchaus Weihbischof Hegge vorstellen, die nächsten sprechen von einem Weihbischof aus einem ganz anderen Bistum. Wieder andere könnten sich vorstellen, dass es wieder einmal ein Abt wird, das hatten wir im letzten Jahr auch schon das eine oder andere Mal. Da weiß man ganz ehrlich nichts Genaues.
DOMRADIO.DE: Um 14 Uhr wird der Festgottesdienst stattfinden. Wie muss ich mir den genau vorstellen?
Kelch: Es wird sehr festlich mit Chören und jeder Menge Prominenz. Der Dom zu Münster wird brechend voll werden und der Gottesdienst wird, weil man mit so vielen Menschen rechnet, auch auf einer Leinwand in St. Lamberti übertragen. Es sind zahlreiche Kleriker eingeladen: Bischof Bätzing, Bischof Dieser, Erzbischof Benz, Kardinal Woelki, Kardinal Marx, Bischof Overbeck - um nur einige zu nennen. Dazu gesellen sich dann zahlreiche Weihbischöfe, emeritierte Bischöfe, Bischöfe aus weltlichen Partnerbistümern. Menschen aus der Politik, wie zum Beispiel NRW-Staatssekretär Schulte, NRW-Innenminister Laumann, Ministerin Karliczek werden da sein. Natürlich auch Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz und Presse, und natürlich auch Menschen aus der Stadt Münster, die in Politik und Gesellschaft anerkannt sind.
Nach dem Gottesdienst gibt es in der Halle Münsterland dann ein 'Get together'. Von 17 bis 19 Uhr hat man dann Zeit, sofern man drankommt, Bischof Genn persönlich zum 75. Geburtstag nachträglich zu gratulieren und wahrscheinlich auch zur "Rente".
Das Interview führte Tim Helssen.