"Politische Empfehlungen" sollten gesammelt werden, um "den Zugang zu In-vitro-Befruchtung (IVF) zu schützen und die Kosten für solche Behandlungen aus eigener Tasche und von Krankenversicherungen drastisch zu senken", ordnete Donald Trump an. Nüchtern betrachtet ist der kürzlich unterzeichnete Präsidentenerlass nicht mehr als ein Prüfauftrag. Die demokratische Senatorin aus Washington, Patty Murray, spricht gar von einem PR-Gag.
Was für Kritiker nicht mehr als Augenwischerei ist, nimmt Barbara Collura sehr ernst. "Über die Jahrzehnte unseres Einsatzes haben wir noch nie erlebt, dass eine Regierung IVF als ein Thema priorisiert, das Millionen Amerikaner betrifft", lobt die Präsidentin der National Infertility Association das Dekret. Dafür sei man dankbar.
Künstliche Befruchtung ist seit jeher umstritten, moralisch wie politisch. Beim IVF-Verfahren werden Eizellen aus den Eierstöcken entnommen, im Labor mit Sperma befruchtet, um dann in die Gebärmutter eingesetzt zu werden. Eine Befruchtungsmethode, die zur Zerstörung von Embryonen führt und die zudem teuer ist: zwischen 12.000 bis 25.000 Dollar. Krankenversicherungen decken die Kosten nur lückenhaft. Und die Leistungen der Versicherer sind in den einzelnen Bundesstaaten unterschiedlich.
Wahlkampfversprechen
Mit der Order des neuen Präsidenten ändert sich daran zunächst nicht viel für Betroffene, die per In-vitro-Befruchtung Kinder zur Welt bringen möchten. Trump hatte im Wahlkampf versprochen, IVF für Familien kostenlos zu machen. Stattdessen sollten die Krankenversicherungen oder die Regierung die Kosten übernehmen.
Das entspricht der Forderung der demokratischen Senatorin aus Illinois, Tammy Duckworth, die schon 2024 einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt hat. Ihr "Gesetz für ein Recht auf künstliche Befruchtung" verfolgt das Ziel, den Schutz von IVF auf Bundesebene zu verankern. Die Republikaner hatten den Entwurf im Kongress gleich zweimal blockiert. Wenn Trump es nun ernst meine mit seinem Wahlversprechen, so Duckworth, sollte er seine Partei auffordern, doch ihren Gesetzentwurf zu unterstützen. Doch die Republikaner sind uneinig im Umgang mit IVF.
Teile der Partei unterstützen Gesetze zur Personenschaft, die Embryonen Rechte verleihen. Das Thema geriet 2024 in die Schlagzeilen, als das oberste Gericht von Alabama entschied, dass eingefrorene Embryonen "extra-uterine Kinder" seien, also "Kinder außerhalb der Gebärmutterhöhle". Das führte zu einem vorübergehenden IVF-Stopp; bis der Bundesstaat ein Gesetz verabschiedete, nach dem IVF-Kliniken nicht haftbar gemacht werden können, wenn ein Embryo nicht zu einer Lebendgeburt führt.
US-Bischöfe dagegen
Das ist im Sinne der US-Bischofskonferenz, die künstliche Befruchtungen ablehnt. In einem neuen Leitfaden zu assistierter Reproduktion heißt es, IVF werfe erhebliche moralische Bedenken auf. Zerstörung, Einfrieren oder selektive Entsorgung von Embryonen verstoße gegen kirchliche Lehre, argumentieren die Bischöfe. Empfängnis dürfe niemals von der ehelichen Verbindung getrennt werden. "IVF umgeht diese Verbindung vollständig und macht die Erschaffung von Leben zu einem technologischen Prozess, an dem Dritte beteiligt sind."
Auch von Abtreibungsgegnern wird künstliche Befruchtung größtenteils ablehnt. Die Methode mache Kinder zu einem Produkt, bei dem Embryonen "verkauft und weggeworfen werden", kritisiert die Leiterin der Abtreibungsgruppe Live Action, Lila Rose. IVF sei "nicht für das Leben".
"Strenge medizinische Standards"
Ähnlich deutlich ist die Reaktion von Kristan Hawkins. "IVF tötet Menschen, beutet Frauen aus und sollte niemals aus Steuermitteln finanziert werden", so die Präsidentin der Students for Life. Weniger scharf reagierte die Vorsitzende der Anti-Abtreibungsgruppe Susan B. Anthony Pro-Life, Majorie Dannenfelser. Sie hat keine Einwände gegen "ethische Fruchtbarkeitsbehandlungen, solange sie strengen medizinischen Sicherheitsstandards unterliegen".
Pro Jahr werden in den USA fast 100.000 Babys mithilfe von IVF geboren. Die Mehrheit der US-Amerikaner hält künstliche Befruchtung grundsätzlich für eine gute Sache. Sieben von zehn sprechen sich dafür aus, was auch Untersuchungen unter verschiedenen religiösen Gruppen zeigen. Etwa 14 Prozent der Amerikaner haben künstliche Befruchtung oder IVF bereits genutzt; und mehr als 60 Prozent meinen, dass die Krankenversicherungen die Kosten dafür übernehmen sollten.