DOMRADIO.DE: Am heutigen Montag und Dienstag findet die Jahrestagung der Internationalen Katholischen Seelsorge statt und das katholische Leben im Erzbistum ist bunt und vielseitig. Wie viele Gemeinden betreuen Sie?
Ingbert Mühe (Referent der Internationalen Katholischen Seelsorge im Erzbistum Köln): Wir haben 43 Gemeinden, die in 27 verschiedenen Sprachen feiern. Dazu kommen zehn unterschiedliche Riten der unierten Kirchen. Das sind mit Rom verbundene Kirchen. Das Östlichste, was wir haben, ist eine japanische Gemeinde. Dann gibt es eine chinesiche Gemeinde und es geht über die Philippinen, Indien weiter bis Europa. Auch in den Süden geht es nach Afrika, oder auch Gemeinden aus Südamerika. Bei uns sind alle 21 Ländern Südamerikas in unseren spanischen Missionen vertreten.
DOMRADIO.DE: Welche Gemeinde ist die exotischste aus Ihren Augen?
Mühe: Für unsere Ohren sind das wahrscheinlich die afrikanischen Gemeinden. Wenn man in einen afrikanischen Gottesdienst geht, ist das zwar vom Gottesdienst-Ablauf vergleichbar mit unserem, aber die Rhythmen, die Lieder, die Prozessionen ... Das ist alles viel bunter als bei uns.
DOMRADIO.DE: Sind die Gottesdienste von der Gestaltung her eingedeutscht oder originalgetreu wie im Heimatland?
Mühe: Die sind originalgetreu wie im Heimatland. Die Gottesdienste unser ostafrikanischen Gemeinde sind vergleichbar mit denen in Kenia und Tansania. Die Gläubigen singen ihre eigenen Lieder ohne Orgel mit ihren eigenen Instrumenten, mit Trommeln. In den eritreischen Gottesdiensten kommen sechs, sieben Trommeln zum Einsatz. Es gibt viele Prozessionen. Es ist eine ganz andere Art, sehr interessant und ungewohnt für unsere Ohren. Es wird viel getanzt, vor allem bei den Afrikanern. Man tanzt zum Evangelium, man tanzt zum Offertorium. Deshalb dauert dort eine Messe auch wesentlich länger. Unter zwei Stunden geht es meistens nicht.
DOMRADIO.DE: Das Faszinierende an der katholischen Kirche ist, dass egal, wo man auf der Welt ist, die Liturgie überall gleich ist. Auch wenn man die Sprache nicht versteht, kann man mitfeiern. Trotzdem verfolgt das Erzbistum mit den fremdsprachigen Katholiken einen anderen Ansatz. Welcher ist das?
Mühe: Am besten betet es sich in der Muttersprache. In der Muttersprache sagt man dem lieben Gott etwas anderes als in der Sprache, die man neu erlernt hat. Aber das zweite Element ist die Integration in Deutschland. Wir wollen dafür sorgen, dass von dieser Begeisterung, die diese Gemeinden ausstrahlen etwas in die deutschen Gemeinden übergeht.
Das heißt, alle Deutschen sind auch dazu eingeladen. Wir denken im Moment darüber nach, dass wir in den größeren Städten und Ballungsräumen die Gemeinden mehr in Form von internationalen Messen konzentrieren. Dort könnten mehrere Sprachen gesprochen werden, darunter auch Deutsch, und verschiedene Elemente genutzt werden. Warum nicht ein afrikanischer Gottesdienst mit einer deutschen Lesung und Fürbitten, aber mit afrikanischen Gesängen? Davon hätten auch die deutschen Gläubigen mit dieser anderen Form der Musik und eine andere Form der Frömmigkeit etwas.
DOMRADIO.DE: Heute und morgen treffen Sie sich zu Ihrer Jahrestagung. Kardinal Woelki wird auch dabei sein und mit Ihnen die Heilige Messe feiern. Wer nimmt sonst noch an dieser Konferenz teil?
Mühe: An dieser Konferenz nehmen alle unsere pastoralen Dienste teil. Das sind die Leiter der Missionen. Das sind überwiegend Priester, dazu kommen Schwestern. Es ist wie ein großes Familientreffen, weil sich dort alle Sprachen begegnen. Wir kennen uns untereinander. Wir überlegen zusammen, wie wir das, was wir an positiven Elementen haben, in diese Kirche hier in Deutschland transportieren können.
Die Gemeinden werden immer größer. Welche Rolle werden die IKS-Gemeinden spielen? Wir werden lange über die neuen Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz sprechen. "Auf dem Weg zu einer interkulturellen Communio" heißt das Papier. Das ist auch ein Thema in anderen Bistümern. Es geht darum, wie man es am besten schafft, dass die Deutschen keine Fremdkörper sind, sondern man zusammenkommt.
DOMRADIO.DE: Sprechen Sie auch über die anstehende Romwallfahrt?
Mühe: Ja, mit der Romwallfahrt haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in Köln. Sie geht nämlich von den internationalen Gemeinden aus. Wir sind sehr glücklich, dass wir über eintausend Anmeldungen für diese Romfahrt haben. Im Verhältnis kommen 70 Prozent aus den muttersprachlichen Gemeinden mit und 30 Prozent aus den deutschen Gemeinden. Das ist wirklich eine Reise des Zusammenwachsens und des gegenseitigen Verständnisses.
Das Interview führte Carsten Döpp.