Das Buch, in dem seit 50 Jahren prominente Besucher, zahlreiche Politiker und Personen der Zeitgeschichte ihr Autogramm und teilweise auch persönliche Worte und Widmungen hinterlassen haben, ist nun - fast bis auf die letzte Seite - gefüllt. Es wurde am Donnerstag dem Archiv des Bistums Speyer übergeben.
Das Goldene Buch sei "ein Dokument der Zeitgeschichte", sagte Domdekan und Domkustos Christoph Kohl in der Pressekonferenz im Bistumsarchiv. Auffällig ist: Insbesondere in den 1980er Jahren, während der Kanzlerschaft des Pfälzers Helmut Kohl, trugen sich zahlreiche Staatsgäste ein. Als Kanzler führte Kohl unter anderem Jacques Chirac, Margaret Thatcher, Michail Gorbatschow, George H. Bush, Vaclav Havel und Boris Jelzin durch die Kathedrale. Mit seinem "Lieblingsdom" habe Helmut Kohl dann auch den bevorzugten Ort gefunden, um den hochrangigen Gästen seine Idee der Einheit Europas zu erläutern, so der Domkustos.
Ulf Merbold: Alles Gute für die nächsten 960 Jahre
"Meine Amtszeit als Bundespräsident habe ich hier beendet - im Herzen des christlichen Europa. Ich bin unendlich dankbar", schrieb Roman Herzog am 1. Juli 1999 ins Goldene Buch. Herzog besuchte den Dom auch schon als Präsident des Bundesverfassungsgerichts - trug sich damit also mehrfach ein. Auch die Bundespräsidenten Karl Carstens, Richard von Weizsäcker und Christian Wulff haben sich eingeschrieben.
Aber nicht nur Staatsoberhäupter, auch Adelsvertreter wie der spanische König Juan Carlos nebst seiner Frau Sofia, oder auch der deutsche Astronaut Ulf Merbold und der Dirigent Sir Georg Solti sind unter den mehreren hundert Unterschriften in dem Buch zu finden. Der Raumfahrer Merbold war 2021 zu Besuch im Dom und wünschte der romanischen Kathedrale "alles Gute für die nächsten 960 Jahre".
Der erste Eintrag ist von Scheel
Der erste Eintrag im Goldenen Buch stammt von Bundespräsident Walter Scheel, als er anlässlich eines Besuchs in Rheinland-Pfalz am 21. Januar 1975 auch den Speyerer Dom besichtigte. Der letzte Eintrag stammt von Großherzog Henri von Luxemburg. Er hielt am 18. November 2024 die "Europarede" im Dom - im Rahmen der Jahrestagung der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer.
Es existiere kein Regelwerk, wer sich eintragen darf, hieß es. Meist seien es hohe Geistliche oder Politiker, die aus offiziellem Anlass den Dom besucht haben. Der Speyerer Dom gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und ist die größte erhaltene romanische Kirche der Welt. Als prominentester Eintrag könne wohl die "Unterschrift eines Heiligen" gelten, so das Bistum Speyer: Papst Johannes Paul II. trug sich bei seinem Speyer-Besuch im Jahr 1987 ein.
Drei Jahre später findet sich dort auch die Unterschrift seines Nachfolgers im Amt des Pontifex - Kardinal Joseph Ratzinger. Der spätere Papst Benedikt XVI. trug sich 1990 jedoch noch als Präfekt der römischen Glaubenskongregation ein.
An sicherem Ort und im Schrank verwahrt
Das Goldene Buch - und eine passende Schutzkassette - wurde 1974 von der Ausbildungswerkstatt für Buchbinderei im Jugendwerk Sankt Josef in Landau hergestellt. Es misst 33,5 mal 23,5 Zentimeter. Der Buchrücken mit der goldenen Aufschrift in Großbuchstaben "DOM - ZU - SPEYER - SEINE - GÄSTE" ist fünf Zentimeter dick. Der Einband ist aus afrikanischem Ziegenleder.
Illustriert wurden die Einträge von Helmut Schollenberger. Der heute 84-Jährige war bei der Pressekonferenz dabei und erläuterte, wie er seine Illustrationen auf den Seiten - etwa das Kirchengebäude oder Wappen - mit Bleistift vorzeichnete und dann mit dem Pinsel in Aquarellfarben ausmalte. Das sehr wertvolle Buch nahm er für seine Illustrationen mit nach Hause. Schollenberger verriet, dass er das Buch - wenn er mal nicht dran arbeitete - "im Kleiderschrank versteckt" habe.
Aufbewahrt wurde das Goldene Buch normalerweise an einem "sehr sicheren Ort" im Dom, bevor es nun in das Bistumsarchiv übergeht. Dort könnten sich aber Interessenten "nach Voranmeldung" das Buch unter Aufsicht ansehen, sagte der Direktor des Bistumsarchivs, Thomas Fandel. Auch eine Digitalisierung des Werkes sei geplant. Ein neues Goldenes Buch ist auch schon fertig - und wartet auf die erste Unterschrift eines berühmten Menschen.