Erstmals Christen wegen Bekehrung zu Gefängnis verurteilt

Kein anerkanntes Verbrechen

In zwölf indischen Bundesstaaten gelten strikte Gesetze gegen religiöse Bekehrung. Erstmals hat in Indien ein Gericht Christen wegen angeblicher Konversion von Hindus zum Christentum zu einer langen Haftstrafe verurteilt.

Christen in Indien / © Zvonimir Atletic (shutterstock)

Erstmals hat in Indien ein Gericht Christen wegen angeblicher Konversion von Hindus zum Christentum zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Ein Sondergericht in Uttar Pradesh verhängte gegen einen Pastor und seine Frau je fünf Jahre Gefängnis und jeweils umgerechnet knapp 300 Euro Geldstrafe, wie der asiatische Pressedienst Ucanews (Donnerstag) berichtet.

Christen in Indien / © Zvonimir Atletic (shutterstock)

"Dies ist das erste Mal, dass wir ein solches Urteil für einen mutmaßlichen Bekehrungsversuch erleben", zitiert Ucanews den Menschenrechtsaktivisten A.C. Michael. Ein Bekehrungsversuch sei nach dem Gesetz kein anerkanntes Verbrechen, und weder Urteil noch Strafmaß würden der Prüfung eines höheren Gerichts standhalten, meint Michael. Pastor Joy Mathew, der das Paar unterstützt, kündigte an, das Urteil vor dem obersten Gericht des Bundesstaates anzufechten.

Hindu-Hardliner als Regierungschef

Uttar Pradesh im Norden ist der bevölkerungsreichste der 28 Teilstaaten Indiens. Christen machen weniger als ein Prozent der mehrals 200 Millionen Menschen aus. Regiert wird der Bundesstaat seit 2017 von dem hindu-nationalistischen Hardliner Yogi Adityanath. Uttar Pradesh hat das schärfste Gesetz gegen Bekehrungen. Von 585 christenfeindlichen Vorfällen in Indien im abgelaufenen Jahr wurden 156 von dort gemeldet.

Kein friedliches Weihnachtsfest 

"An vielen Orten konnten Christen Weihnachten nicht friedlich feiern. Sie wurden durch aggressive Parolen und Unruhen gestört", teilte zuletzt der katholische Bischof von Allahabad, Louis Mascarenhas, Ucanews mit. Ministerpräsident Yogi Adityanath lehne ab, sich mit Christen zu treffen, so der Bischof weiter.

Allahabad, das heute Prayagraj heißt, ist seit 15. Januar Schauplatz des hinduistischen Mega-Events Maha Kumbh Mela. In dessen Mittelpunkt steht ein Bad im als heilig geltenden Fluss Ganges. Bis 26. Februar werden mehr als 400 Millionen Pilger zu der nur alle zwölf Jahre stattfindenden Veranstaltung erwartet.

Katholische Kirche in Indien

Unter den rund 1,38 Milliarden Indern sind die Katholiken mit etwa 18 Millionen nur eine kleine Minderheit. Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil von unter zwei Prozent ist ihr Einfluss im Land jedoch viel größer. Die Kirche stellt ein Fünftel der schulischen Leistungen, dazu ein Viertel aller Unterstützungsprogramme für Witwen und Waisen und knapp ein Drittel der Versorgung von Lepra- und Aidskranken. Indien ist auch das Land mit den meisten Priesterberufungen weltweit.

Christen in Indien  / © Jaipal Singh (dpa)
Christen in Indien / © Jaipal Singh ( dpa )
Quelle:
KNA