Belgische Missbrauchsbetroffene warten auf Entschädigung vom Papst

Heikle Briefe an Franziskus

In Belgien fordern 89 Missbrauchsbetroffene höhere Zahlungen von der katholischen Kirche. Laut Berichten in belgischen Medien hatte der Papst ihnen während seines Besuchs neue Entschädigungen zugesagt. Jetzt antwortet er nicht.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Opferanwalt Walter Van Steenbrugge sagte: "Der Papst hielt die Beträge von 2.500 bis 25.000 Euro, die bisher über das Schiedsgericht ausgezahlt wurden, angesichts des immensen Leids und der Schäden für zu niedrig."

Demnach hat der Vatikan aber bislang nicht reagiert. Ein erstes Schreiben wurde laut Van Steenbrugge am 7. Oktober über die Organisation Menschenrechte in der Kirche verschickt, in der sich Missbrauchsbetroffene zusammengeschlossen haben. Adressiert gewesen sei es an den Nuntius in Belgien, Erzbischof Franco Coppola.

Per Gerichtsvollzieher

Da dieser nicht reagierte, sei Ende November ein Mahnschreiben in italienischer Übersetzung verschickt worden. Am 26. Dezember wurde den Angaben zufolge schließlich ein drittes per Gerichtsvollzieher zugestellt. Laut Rechtsanwalt gibt es nun den Beleg, dass das Schreiben auch ankam.

Ankunft von Papst Franziskus im Papamobil zur heilige Messe am 29. September 2024 im König-Baudouin-Stadion in Brüssel. / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Ankunft von Papst Franziskus im Papamobil zur heilige Messe am 29. September 2024 im König-Baudouin-Stadion in Brüssel. / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Papst Franziskus hatte vom 26. bis 29. September Belgien und Luxemburg besucht. In der Hauptstadt Brüssel hatte er 17 Betroffenevon sexueller Gewalt durch katholische Kirchenvertreter getroffen und zwei Stunden mit ihnen gesprochen. Das Treffen fand hinter verschlossener Tür statt und galt als einer der zentralen Termine der Reise. Laut Rechtsanwalt Van Steenburg sagten vier Teilnehmer: "Der Papst hat sich mehrfach bei ihnen entschuldigt."

Kirche in Belgien

Belgien hatte in der jüngeren Kirchengeschichte große Bedeutung als Stätte der wissenschaftlichen Theologie und in der Mission. Nach den Missbrauchsskandalen steht zuletzt wie anderswo eher Krisenbewältigung im Zentrum. Vor allem die Universität Löwen (Leuven/Louvain) ist eine europaweit renommierte Stätte der wissenschaftlichen Theologie und speziell der Missionstheologie. Sie verlor allerdings etwas von ihrem Nimbus im flämisch-wallonischen Sprachenstreit der 1960er Jahre und durch die sprachliche und räumliche Trennung in zwei Hochschulen.

Symbolbild Kreuz im Licht / © Kanjana Kawfang (shutterstock)
Symbolbild Kreuz im Licht / © Kanjana Kawfang ( shutterstock )
Quelle:
KNA