Caritas befürchtet bei Flüchtlingslage Kippen der Stimmung

"Nervosität in der Sprache"

Kurz vor den Bund-Länder-Gesprächen hat sich Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa besorgt über die Tonlage gegenüber Migranten geäußert. "Die Stimmung in der Zivilgesellschaft droht zu kippen", erklärte Welskop-Deffaa.

Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz (KNA)
Eva Maria Welskop-Deffaa / © Harald Oppitz ( KNA )

Das bekämen nicht nur geflüchtete Menschen selbst, sondern auch die Mitarbeitenden in Hilfseinrichtungen zu spüren, so Welskop-Deffaa in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Berlin. "Viele haben das Gefühl, ihre Umgebung sei nicht begeistert, wenn sie erfährt, dass ihre Nachbarin oder ihr Nachbar in der Asylverfahrensberatung tätig ist", führte Welskop-Deffaa aus.

"Musst du dich denn jetzt um diese Leute so stark kümmern?"

Sie seien dann mit Fragen konfrontiert wie "Musst du dich denn jetzt um diese Leute so stark kümmern?" Das habe es in den vergangenen Jahren in dieser Form nicht gegeben, und es belaste die Mitarbeitenden zusätzlich. Dabei sei die Lage in den Unterkünften insgesamt nicht so dramatisch, wie sie oft dargestellt werde.

"Nervosität in der Sprache passt nicht wirklich zum objektiven Befund"

"Die Nervosität in der Sprache passt meiner Ansicht nach nicht wirklich zum objektiven Befund bundesweit", so die Caritas-Präsidentin. Welskop-Deffaa äußerte zudem die grundsätzliche Befürchtung, dass durch die Debatte andere Themen wie gleichstellungsfreundliches Elterngeld, ein auskömmliches Bürgergeld, bezahlbare Pflege und Anstrengungen gegen den Klimawandel auf der Strecke blieben.

Mit Blick auf ein Bund-Länder-Gespräch am Montag äußerte Welskop-Deffaa sich zuversichtlich, dass man sich in der Frage der Finanzierung bei der Unterbringung von geflüchteten Menschen einigen werde - "zumal die Bundesländer ja sehr geschlossen dastehen". Bei allen Bemühungen um eine Regulierung der Flüchtlingszahlen hoffe sie aber, dass die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt.  

Eva Maria Welskop-Deffaa

Eva Maria Welskop-Deffaa wuchs in Duisburg auf und ging nach dem Abitur 1977 nach München. Sie studierte dort an der Ludwig-Maximilian-Universität Volkswirtschaftslehre. Nach ihrem Abschluss arbeitete Welskop-Deffaa einige Jahre als wissenschaftliche Assistentin, bevor sie 1987 für ein Postgraduiertenstudium der Geschichte zwei Jahre zum Europäischen Hochschulinstitut nach Florenz ging.

Präsidentin des Deutschen Caritasverbands Eva Maria Welskop-Deffaa (rechts im Bild) (CD)
Präsidentin des Deutschen Caritasverbands Eva Maria Welskop-Deffaa (rechts im Bild) / ( CD )
Quelle:
KNA