DOMRADIO.DE: Sie bewegen die Kirchenbank nicht alleine. Hinter dieser Idee steckt ein ganzes Team. Wer ist das?
Margit Umbach (Sozialwissenschaftlerin und Projektinitatiorin von "Ver*rückte Kirchenbank – Kirche an die frische Luft"): Wir haben das Aachener Kernteam, dazu gehören die Pastoralreferenten Yasmin Raimundo, die Gemeindereferentin Dorothee Wakefield aus der Gemeinschaft der Gemeinden Sankt Franziskus in Düren-Nord und Pastoralreferent Pierre-Willy Ngeyitala, der bisher hier in Aachen gearbeitet hat und jetzt nach Heinsberg gewechselt ist. Dazu gehören aber auch noch einige Ehrenamtliche, die punktuell mit an der Bank verstärken.
DOMRADIO.DE: Aus ganz unterschiedlichen Orten und verschiedenen Berufen arbeiten sie zusammen an dieser Idee. Wie ist die Idee entstanden?
Umbach: Die Idee nahm ihren Ausgangspunkt bei einer Begegnung in der Pfarrei Sankt Jakob, wo ich irgendwann mal eine Kollegin besucht hatte. Als ich rausging, sah ich hinter der Kirche eine Frau im Garten auf einer golden angestrichenen Kirchenbank tiefenentspannt in der Sonne sitzen. Wir kamen kurz ins Gespräch. Die Frau hat mir dann erzählt, dass sie dort regelmäßig vorbeikommt, da sie auf dieser Bank - obwohl sie, wie sie sagte, nicht gläubig ist, für einen kurzen Moment einen tiefen Frieden und Entspannung findet. Diese in den Garten verrückte goldene Bank als Ruhe- und Ankerpunkt war ein sehr schönes Bild, das viel mehr als 1000 Worte sagt. Und das ließ mich nicht los.
DOMRADIO.DE: Und wofür steht die Kirchenbank?
Umbach: Die Kirchenbank steht für diese Themen, an denen wir in Kirche im Moment arbeiten - für Gendergerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Offenheit, Transparenz und Toleranz. Das sind die Grundkomponenten, auf die wir uns verständigt haben.
DOMRADIO.DE: Eine Kirchenbank steht auch vor der JVA Aachen?
Umbach: Ja, in der JVA Aachen haben wir gemeinsam mit Häftlingen eine Kirchenbank gestaltet, die nachher dann nach zweimonatigen Treffen fertig war und vor der JVA aufgestellt wurde. Sie soll jetzt als Entlassbank dienen, wo Menschen sich draufsetzen können, wenn sie rausgehen aus dem Knast und wo sie dann abgeholt werden können von ihren Verwandten und weitergehen in ihr neues Leben.
DOMRADIO.DE: Und bald geht es auch um das Thema Sterben und Tod. Sie stellen eine der Kirchenbänke demnächst in einem Friedwald auf. Was hat es mit der "Kirchenbank Ewigkeit" auf sich?
Umbach: Wir wollen dort ein offenes Gesprächsangebot für Friedwald-Spaziergänger*innen und Trauernde im Trauer-Monat anbieten. Ewigkeit und Sterben sind Themen, die uns vom ersten Tag unseres Leben an begleitet. Insofern gehört da natürlich auch eine Kirchenbank hin. Bestattungskultur verändert sich vom Gottesacker zum Friedwald, wo Menschen ohne und mit religiöser Bindung naturnah bestattet werden. Baumbestattung ist so was wie ein natur-religiöses Bekenntnis: Der Mensch kehrt in den Kreislauf der Natur zurück, was dem christlichen Glauben und dem ewigen Leben widerspricht. Und man sieht ja aufgrund der gestiegenenen Nachfrage, dass Menschen dort bestattet werden wollen, dass sich die Bedürfnisse oder die Auseinandersetzung mit dem Thema auch verändern. Da gehören wir auch als katholische Kirche mit dazu.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie mit Ihrer Bank bei einer Veranstaltung sind, dann bieten Sie auch Aktionen an oder Gespräche auf dieser Bank. Wenn man auch Interesse daran hat, die Kirchenbank mal bei sich stehen zu haben, aus welchen Anlässen ginge das? Und wie kann man sein eigenes Thema bei Ihnen auf die Bank bringen?
Umbach: Das ist in der Tat auch die Idee, die wir ins Konzept mit rein geschneidert haben. Wenn Menschen eine Idee haben, ein eigenes Thema haben, mit dieser Bank nach draußen zu gehen, kann man sich natürlich bei uns auch eine Bank ausleihen. Wir haben eine kleine portable Bank, die ein Schreiner aus der Eifel nach einer Vorlage der evangelischen Landeskirche gebaut hat. Wir haben aber auch diverse andere Bänke, die man ausleihen kann. Es gibt viele Themen, die Menschen haben.
Das Interview führte Katharina Geiger.