Bereits zum achten Mal veranstaltet die autoritäre Staatsführung Kasachstans einen "Kongress der Führer der Welt- und traditionellen Religionen". Dazu werden in der Hauptstadt Astana am Mittwoch und Donnerstag (17./18. September) rund 100 Delegationen aus 60 Ländern erwartet.
Der langjährige Staatschef Nursultan Nasarbajew lud 2003 erstmals zu der Religionskonferenz ein. Nach den islamistischen Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA wollte er damit laut eigener Aussage zu Frieden und Eintracht in der Welt beitragen.
Kritiker warfen der Staatsführung immer wieder vor, sie wolle mit dem Kongress Kasachstan international als Land ethnischer und religiöser Toleranz darstellen, aber keine echte Religionsfreiheit gewähren. Die Erklärungen der bisherigen Kongresse seien an Allgemeinheit und Phrasen kaum zu übertreffen und hätten sich nicht auf aktuelle Konflikte mit religiöser Komponente ausgewirkt. Betont wurden etwa traditionelle Familienwerte und moralische Orientierungen, die gegen den Liberalismus verteidigt werden müssten.
Konzept religiöser Eintracht
Kasachstans Staatsführung sieht sich als Vorreiterin des weltweiten interreligiösen Dialogs. Das Konzept der religiösen Eintracht stammt aus den 1990er Jahren, entstanden nach der Unabhängigkeit von der ehemaligen Sowjetrepublik. Der internationale Anspruch ist dabei typisch für Kasachstan. Das Land will wahrgenommen werden und international Verantwortung übernehmen. 2022 besuchte auch Papst Franziskus das Religionstreffen in Astana.
Die jetzige Konferenz ist die zweite unter Präsident Kassym-Schomart Tokajew, der 2019 Nasarbajew ablöste. Er will die Tagung im "Palast der Unabhängigkeit" besuchen, in der sich unter anderen Bischöfe in violetten Soutanen, protestantische Geistliche in schwarzen Talaren, Mullahs in Labbaadehs und buddhistische Mönche in ihren Safran-Roben versammeln. Der Vatikan hat seit Beginn an den Kongressen teilgenommen. In diesem Jahr leitet dessen Delegation der Chef der Vatikanbehörde für den Interreligiösen Dialog, der indische Kardinal George Jacob Koovakad. (KNA 15.09.2025)