Erzbischof Koch wünscht sich wagemutige Christen

"Christ zu sein, ist nichts für Menschen ohne Wagemut"

Nach Ansicht des Berliner Erzbischofs Heiner Koch gehört zum Christsein eine Portion Wagemut. Eine mutige Haltung sei, Gott zu vertrauen, sagte Koch bei einem Gottesdienst zum Bistumstag in Potsdam.

Erzbischof Heiner Koch (Archiv) / © Juergen Loesel (KNA)
Erzbischof Heiner Koch (Archiv) / © Juergen Loesel ( KNA )

"Christen sind Menschen, die Gott ihr Vertrauen schenken. Das ist eine mutige Haltung und Entscheidung. Christ zu sein, ist nichts für Menschen ohne Wagemut", sagte Koch am Sonntag laut Redemanuskript bei einem Gottesdienst zum Bistumstag in Potsdam aus Anlass der Gründung der Propsteigemeinde Sankt Peter und Paul vor 300 Jahren. Es ist die erste katholische Gemeinde nach der Reformation auf dem Gebiet des heutigen Erzbistums Berlin, die staatlich anerkannt wurde.

Vertrauen entgegensetzen

Erzbistum Berlin

Das Erzbistum Berlin umfasst das Land Berlin, den größten Teil Brandenburgs sowie Vorpommern und einen kleinen Teil Sachsen-Anhalts. In seinen Kirchengemeinden leben rund 400.000 Katholiken, davon rund 312.000 in Berlin. Während die Zahl der Katholiken im Raum der Bundeshauptstadt wächst, geht sie in den ländlichen Gebieten zurück. In seiner jetzigen Form wurde das Erzbistum 1994 errichtet. Erzbischof Dr. Heiner Koch übernahm die Bistumsleitung am 19. September 2015. Bischofssitz ist die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin-Mitte.

Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 (shutterstock)
Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin / © frantic00 ( shutterstock )

Weiter sagte Koch, die Menschen würden nur Gott erfahren, wenn sie ihm ihr Vertrauen schenkten. Die meisten seien aber nicht bereit, "sich mit Gott auf den Weg ihres Alltags und ihres Vertrauens zu machen." Auf Gott zu vertrauen sei "das Zeichen der Hoffnung, das Christen in einer weitgehend gottapathischen und atheistisch geprägten Gesellschaft privat und öffentlich zu setzen beauftragt sind", so Koch.

Vertreter aus Politik und Kirche haben die katholische Kirche aus Anlass der Gründung der Potsdamer Propsteigemeinde vor 300 Jahren gewürdigt. Die katholische Kirche sei eine "wichtige Säule des sozialen Miteinanders", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Sonntag bei einem Gottesdienst zum Jubiläum in Potsdam. "Sie ist Kulturträger, engagiert sich als Träger sozialer und Bildungseinrichtungen. Auch im interreligiösen Dialog wie der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist die katholische Kirche nicht wegzudenken."

Glückwünsche von Papst Franziskus

Der Apostolische Nuntius Erzbischof Nikola Eterovic überbrachte zu dem Jubiläum, das am Sonntag den ganzen Tag in und um die Propsteikirche gefeiert wird, die Glückwünsche von Papst Franziskus. Weiter rief er zu Friedensgebeten für die Welt auf, für "die Menschen hier und vor allem in den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt", etwa der Ukraine. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Belgiens Botschafter Geert Muylle sowie Bischof Jean-Pierre Deville aus Lüttich nahmen an dem Gottesdienst teil.

Bereits am Freitag fand im Rahmen des Jubiläumswochenendes ein Jugendfest sowie am Samstag ein Gemeindefest mit Familienprogramm statt. Bei dem Festwochenende soll nach den Worten von Bistumssprecher Stefan Förner auch Kritik an der katholischen Kirche zur Sprache kommen. So nimmt auf einem Podium am Sonntagnachmittag unter anderen der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, zum Thema Stellung: "Katholische Kirche - Motor oder Bremsklotz auf dem Weg in eine geschwisterliche und schöpfungsverantwortliche Kirche". Eine Mahnwache zum Bistumstag kündigte die Reforminitiative Maria 2.0 an. Sie fordert mehr Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche.

Die Potsdamer Kirchengemeinde wurde 1722 von rund 200 katholischen Waffenhandwerkern und ihren Angehörigen gegründet, die König Friedrich Wilhelm I. aus Belgien nach Brandenburg geholt hatte.

Quelle:
KNA