Zentralrat gegen Wunsch nach "Schlussstrich" unter NS-Zeit

Erschreckende Tendenzen

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist besorgt , dass sich fast die Hälfte der Deutschen einen "Schlussstrich" unter die NS-Vergangenheit wünscht. Für viele Menschen seien die Traumata Alltag.

Der Zweite Weltkrieg dauerte von 1939 bis 1945 / © TreasureGalore (shutterstock)
Der Zweite Weltkrieg dauerte von 1939 bis 1945 / © TreasureGalore ( shutterstock )
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Christophe Gateau (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland / © Christophe Gateau ( dpa )

49 Prozent wünschen sich dies laut einer Erhebung der Bertelsmann-Stiftung. "Diese Zahl ist einerseits erschreckend, andererseits spiegelt sie leider unsere Wahrnehmung wider", sagte Schuster der "Welt" am Freitag.

Traumata für viele täglich präsent

Politik, Bildungseinrichtungen und Zivilgesellschaft müssten diesen Tendenzen entgegentreten. Bei den Überlebenden und deren Nachfahren bis in die dritte Generation seien die Traumata täglich präsent. "Für sie ist ein Schlussstrich schlicht nicht möglich", betonte der Zentralratspräsident.

Beunruhigend sei zudem das negative Bild, das viele Deutsche von Israel hätten. Wer Israel nur aus den Nachrichten kenne, kenne das Land fast ausschließlich im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt. Der Bertelsmann-Studie zufolge waren 93 Prozent der Deutschen noch nie in dem jüdischen Staat. "Ein ausgewogenes Bild von Israel als einziger Demokratie im Nahen Osten wird selten vermittelt", kritisierte Schuster. Dabei könne nur so Empathie für die Lebenssituation der Israelis entstehen.

Quelle:
KNA