Naumburgs Domstifter reagieren auf Kritik an neuem Altar

Antwort an Paris

Die Debatte um den Status als Welterbe des Naumburger Doms geht weiter. Die Domstifter prüfen die Vorwürfe des Internationalen Rates für Denkmalpflege und verfassen eine Antwort. Auch die sächsische Staatskanzlei ist beteiligt.

Marienaltar im Naumburger Dom / © Rico Thumser (epd)
Marienaltar im Naumburger Dom / © Rico Thumser ( epd )

In der Debatte um den wieder errichteten Marienalter im Naumburger Dom wollen die Vereinigten Domstifter jetzt auf die Kritik des Internationalen Rates für Denkmalpflege (ICOMOS) reagieren. Dessen Gutachten, das durch die Aufstellung des Altars den Welterbe-Status des Doms beeinträchtigt sieht, werde derzeit ausgewertet, teilten die Domstifter, die als Stiftung juristische Eigentümer des Doms sind, am Freitag mit. "Unsere Antwort werden wir Anfang der kommenden Woche an das Unesco-Welterbezentrum in Paris weiterleiten."

Durch den am vergangenen Wochenende eingeweihten Altar, der in Teilen von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1519 stammt und dessen 1541 zerstörter Mittelteil nun vom Leipziger Maler Michael Triegel ergänzt wurde, ist nun im Westchor der Gesamtblick auf die berühmten zwölf Stifterfiguren des Doms aus dem 13. Jahrhundert, darunter Uta von Naumburg, teilweise verstellt. Deshalb könnte dem Naumburger Dom im äußersten Fall die Aberkennung seines erst 2018 zuerkannten Unesco-Weltkulturerbe-Status drohen.

Seit längerem unterschiedliche Auffassungen

Die Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt hatte am Donnerstag auf Anfrage öffentlich gemacht, dass ICOMOS international, das Empfehlungen für das Unesco-Welterbekommitee verfasst, in einem Gutachten "eine beträchtliche Auswirkung auf die wesentlichen Merkmale des Welterbes Naumburger Dom" durch die Aufstellung des Altars sieht.

Offenbar gibt es dazu schon länger unterschiedliche Auffassungen, wie aus der Stellungnahme der Domstifter hervorgeht. Darin heißt es: "Dem Direktor des Unesco-Welterbezentrums in Paris haben wir unseren Plan der auf drei Jahre befristeten Aufstellung des Retabels am 3. März 2022 schriftlich angekündigt. Nach den drei Jahren sollte eine gemeinsame Evaluierung des Altarvorhabens und seines Standortes mit ICOMOS stattfinden."

Auf Wunsch des Landes Sachsen-Anhalt habe man die temporäre Aufstellung bis zum 4. Dezember 2022 verkürzt, um danach eine Evaluierung des Vorhabens und seines Standortes durchzuführen, so die Domstifter. Bereits im Herbst wollen sie in Naumburg ein Symposium mit Gegnern und Befürwortern des Projekts veranstalten.

Weltkulturerbe der Unesco

Die UN-Kulturorganisation Unesco verzeichnet auf ihrer Welterbeliste über 1.000 schützenswerte Natur- und Kulturstätten in über 100 Ländern. Deutschland hat mehr als 40. Dazu gehören der Kölner und der Aachener Dom, die Altstadt Lübecks, Schlösser und Parks in der Region Potsdam-Berlin, die Klosteranlage Maulbronn, das Bauhaus und seine Stätten in Weimar und Dessau, der Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen, das Wattenmeer, alte Buchenwälder in Deutschland oder die Hamburger Speicherstadt.

UNESCO Hauptquartier in Paris / © Pompidu (shutterstock)
UNESCO Hauptquartier in Paris / © Pompidu ( shutterstock )
Quelle:
KNA