Schuldnerberatungen melden erneut mehr Anfragen

Schnelle, kostenlose Hilfe nötig

Beratungsstellen für Menschen mit Schulden melden erneut eine bundesweit gestiegene Nachfrage. "Pandemie und Inflation sind bei uns deutlich zu spüren", sagte die Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen, Annabel Oelmann.

Verschuldung nimmt zu / © Kmpzzz (shutterstock)

Sie äußerte sich am Donnerstag auf einer gemeinsamen Online-Pressekonferenz mit Caritas und Diakonie. "Es kommen immer mehr Menschen, die ihre Miete und Stromkosten nicht mehr zahlen können."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )

Mehr Anfragen meldeten 56 Prozent von 462 Schuldnerberatungsstellen, die sich an einer Umfrage von Verbraucher- und Wohlfahrtsorganisationen beteiligten. Im vergangenen Jahr waren es bereits rund zwei Drittel der Einrichtungen. Damals wurde vor allem die Corona-Pandemie als Grund genannt. Nun spielen auch gestiegene Lebenshaltungskosten eine Rolle. So sagten 32 Prozent der Beratungsstellen, es hätten sich mehr Ratsuchende wegen Miet- und Energieschulden gemeldet.

Forderung nach allgemeinem Rechtsanspruch

Die Träger der Beratungsstellen forderten einen allgemeinen Rechtsanspruch auf kostenlose Schuldnerberatung. Diesen hätten derzeit nur Bezieher von Sozialleistungen. "Wer akut in finanzielle Not gerät, greift nach jedem Strohhalm und läuft dabei Gefahr, noch tiefer in die Schuldenfalle zu tappen", warnte die Diakonie-Vorständin für Sozialpolitik, Maria Loheide. Unseriöse Anbieter versprächen schnelle Hilfe und schlügen Profit aus Notlagen.

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, forderte einen schnelleren Ausbau der Beratungsangebote. Die Nachfrage erhöhe sich und Wartelisten würden länger. "Wem das Wasser bis zum Hals steht, kann nicht Wochen bis zum ersten Beratungstermin warten", mahnte sie.

Steigende Lebensmittel- und Energiepreise

Die Umfrage führte die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände durch, in der sich Verbraucher- und Wohlfahrtsorganisationen zusammengeschlossen haben. Die Beratungsstellen reichten ihre Antworten zwischen Mitte Januar und Anfang März ein, also zum Teil nach Beginn des Ukraine-Kriegs. Insgesamt vertritt die AG 1.400 Einrichtungen, die jährlich rund 600.000 Menschen beraten.

Eine Privatperson gilt als überschuldet, wenn ihr Geld nicht mehr reicht, um Verbindlichkeiten abzubezahlen. Laut Statistischem Bundesamt sind rund 6 Millionen Erwachsene in Deutschland überschuldet. Das entspricht einer Quote von etwa 8,9 Prozent. 2020 lag der Wert noch bei 9,8 Prozent und 2007 bei 10,9 Prozent. Wegen der steigenden Preise schlagen Beratungsstellen dennoch Alarm. Bis Freitag läuft die Aktionswoche "... und plötzlich überschuldet".

 

Quelle:
KNA