Theologe hält Warnungen vor Kirchenspaltung für verfehlt

"Es gibt das Schisma längst"

Der Freiburger Theologe Magnus Striet hält die von Gegnern des Reformprojekts Synodaler Weg vorgebrachten Warnungen vor einer Kirchenspaltung für verfehlt. Die Kritiker spielten dabei auf die Reformbewegung und Martin Luther an.

Wegweiser zur dritten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Wegweiser zur dritten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Immer wieder sei von einem drohenden Schisma zu hören, schreibt Striet in einem am Montag auf katholisch.de veröffentlichten Gastbeitrag. Unverblümt spielten die Kritiker auf die schließlich zur Spaltung führende Reformbewegung an, die Martin Luther mit seiner Kritik an den Zuständen und der Theologie in der Kirche seiner Zeit geübt habe. "Sich sorgen, dass ein Schisma kommen könnte, müssen die Kritiker sich aber nicht. Es gibt das Schisma längst", so Striet.

Distanz durch "Geschmack an Freiheit" geschaffen

Magnus Striet / © Dieter Mayr (KNA)
Magnus Striet / © Dieter Mayr ( KNA )

"Die innere Distanz zu dem, was angeblich als verbindlich zu glauben vom Lehramt der römisch-katholischen Kirche vorgegeben wird, ist in vielen katholischen Milieus so ausgeprägt, dass hier auch nichts mehr zu kitten ist", bilanziert der Theologe.

"Ob dieser Prozess im deutschsprachigen Raum nur intensiver vorangeschritten ist als in anderen kulturellen Kontexten, vermag ich nicht zu beurteilen. Es ist der Geschmack an der Freiheit, den längst auch viele Katholikinnen und Katholiken als evangeliumsgemäß kosten wollen, der die Distanz geschaffen hat."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Striet äußerte sich mit Blick auf einen Offenen Brief, in dem 74 Bischöfe die Befürchtung äußern, die beim Synodalen Weg angestrebten Änderungen könnten abermals in der Geschichte eine Kirchenspaltung von deutschem Boden auslösen.

Wachsende Unruhe auch in anderen Ortskirchen

Zugleich warnt der Freiburger Theologe vor überzogenen Erwartungen an den von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken 2019 gestarteten Synodalen Weg. "Wenn es einen Konstruktionsfehler des Synodalen Wegs gibt, dann besteht er darin, dass seine Protagonisten (wenn es stimmt) ernsthaft geglaubt haben oder immer noch glauben, in relativ kurzer Zeit weltkirchliche Veränderungen herbeiführen zu können." Vor diesem Hintergrund sei die Anerkennung der Rechte von LGBTQ-Menschen noch das geringere Problem. Schwieriger werde sich vermutlich die Zulassung von Frauen zum Priesteramt gestalten, "nachdem vergangene Päpste verboten haben, auch nur die Frage zu diskutieren".

Unabhängig vom Synodalen Weg lasse sich allerdings auch in anderen Ortskirchen eine wachsende Unruhe beobachten, fügt Striet hinzu. Die Probleme seien möglicherweise anders gelagert, ließen sich deshalb aber noch lange nicht mit einer "römischen Einheitsdoktrin" regulieren.

Quelle:
KNA