Kirchenrechtler sieht in Synodalem Weg Täuschungsmanöver

"Und die Laien machen das einfach mit"

Der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke hält den Synodalen Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland für eine Alibi-Veranstaltung. Lüdecke bezeichnete die Initiative als "große Täuschungsaktion der Bischöfe".

Autor/in:
Joachim Heinz
Teilnehmer beim Auftakt der Beratungen der Synodalversammlung am 31. Januar 2020 / © Harald Oppitz (KNA)
Teilnehmer beim Auftakt der Beratungen der Synodalversammlung am 31. Januar 2020 / © Harald Oppitz ( KNA )

Dort würden Dokumente als Entscheidungen verkauft, "die ja bloß ein unverbindliches Äußern von Meinungen und Bitten sind. Und die Laien machen das einfach mit und geben dazu die Bühne, auf der die Bischöfe sich als dialogbereit inszenieren können", so der Kirchenrechtler gegenüber der "Rheinischen Post" (Mittwoch online).

Theologe Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz (KNA)
Theologe Norbert Lüdecke / © Harald Oppitz ( KNA )

Am Donnerstag beginnt in Frankfurt die dritte Vollversammlung des Synodalen Wegs. Ausgangspunkt der von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken 2019 gestarteten Initiative ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat.

Die aus 230 Mitgliedern bestehende Synodalversammlung soll Beschlüsse zu den zentralen Themen des Synodalen Wegs fassen: Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.

Zweidrittelmehrheit für Beschlüsse nötig

Laut Satzung erfordern Beschlüsse eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Mitglieder und eine eigene Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe. Die einzelnen Bischöfe wiederum haben dann darüber zu entscheiden, ob sie die von der Synodalversammlung gefassten Beschlüsse in ihrem Gebiet umsetzen.

Bischof Franz-Josef Bode (vorne) bei Beratungen des Synodalen Wegs (Archiv) / © Anne Ackermann (KNA)
Bischof Franz-Josef Bode (vorne) bei Beratungen des Synodalen Wegs (Archiv) / © Anne Ackermann ( KNA )

Über einige der diskutierten Themen wie einen Zugang von Frauen zu Weiheämtern kann jedoch nur der Papst oder ein weltweites Konzil entscheiden. Er halte die Chancen auf hoffnungsvolle Zeichen vom Synodalen Weg momentan für "sehr gering", sagte Lüdecke.

"Weil nichts von dem, was auf der Synodalversammlung besprochen wird, von deutschen Bischöfen am Ende geändert werden könnte - sieht man einmal vom kirchlichen Arbeitsrecht hierzulande ab."

Kritisches Verhältnis zwischen Laien und Bischöfen

Das Verhältnis von Laien und Bischöfen bei dem Reformdialog bewertete der Kirchenrechtler grundsätzlich kritisch.

"Wenn beispielsweise erklärt wird, wie wichtig der 'Synodale Weg' für angeblich reformfreudige Bischöfe sei, dann ist das geradezu eine dreiste Instrumentalisierung. Diejenigen, die hier die Macht innehaben und sich das laut Satzung auch noch bestätigen lassen, geben sich ausgerechnet jenen gegenüber, die ihnen zu Gehorsam verpflichtet sind, als unterstützungsbedürftig aus", so Lüdecke. "Das sind ziemlich perfide Doppelbotschaften."

Ähnlich hatte sich der 63-Jährige zuvor auch in einem Gastbeitrag für das österreichische Portal feinschwarz.net geäußert.

Lassen sich Laien vereinnahmen?

Angesichts der Mängel bei der Aufarbeitung von Missbrauch durch die Bischöfe müssten katholische Laien sich fragen, inwieweit sie sich durch Initiativen wie den Synodalen Weg vereinnahmen ließen.

Zweite Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Zweite Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Dieselben Menschen, die den Bischöfen (völlig zu Recht) 'komplettes Führungsversagen' vorwerfen, werden eben diesen Bischöfen, die sich in Teilen weiterhin weigern, ihr Handeln oder Unterlassen mit den Augen der Betroffenen zu betrachten oder sofort die gängige Bagatellisierungs- und Selbstamnestie-Phrase 'aus heutiger Sicht' parat haben, Gelegenheit bieten, sich als dialogfähig und -bereit zu inszenieren, ohne auch nur das Geringste ihrer ständisch begründeten Positionsmacht aufzugeben."

Lüdecke weiter: "Wer das warme Bad der Zugehörigkeit auch dann der Zumutung der Freiheit vorzieht, wenn er die Problematik des Systems erkennt und sich keine Rechenschaft über die realen Chancen seiner Veränderung ablegt, der wird zum Komplizen."

Synodaler Weg

Der Begriff "Synodaler Weg" verweist auf das griechische Wort Synode. Es bedeutet wörtlich "Weggemeinschaft"; im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien.

Der Reformdialog Synodaler Weg dauerte von Ende 2019 bis Frühjahr 2023. Dabei berieten die deutschen katholischen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Delegierten über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland.

Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Das gelochte Metallkreuz und Teile des Schriftzugs Synodaler Weg / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA