Anna-Nicole Heinrich ist jüngste Präses der Geschichte

"Keinem Spektrum zuordnen"

Ihr Geld verdient Anna-Nicole Heinrich an der früheren Wirkungsstätte von Papst Benedikt XVI., am Lehrstuhl für Homiletik und Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg.

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD / ©  epd-bild/Jens Schulze (epd)
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD / © epd-bild/Jens Schulze ( epd )

Mit 20 Stunden pro Woche arbeitet die 25-Jährige dort als Wissenschaftliche Hilfskraft. In den kommenden sechs Jahren wird sie ehrenamtlich eines der wichtigsten Ämter im deutschen Protestantismus ausüben. Mit der deutlichen Mehrheit von 75 der 126 abgegebenen Stimmen wählte die digital im Internet tagende EKD-Synode am Samstag Heinrich als Nachfolgerin von Irmgard Schwaetzer (79) zur neuen Präses - als jüngste in der Geschichte der EKD-Synode. Womit die digitale Synode auch eine "digital native" zu ihrer Vorsitzenden machte.

Heinrich ist in allen Sozialen Netzwerken präsent, organisierte bereits einen "Hackathon" zur Zukunft der Kirche und spricht ganz selbstverständlich von einer "missionalen Kirche", die aus der "Bubble" (Blase) herauskommen müsse. Auf die Frage, wo sie theologisch stehe, antwortete Heinrich in der Pressekonferenz nach ihrer Wahl dagegen ausweichend: "Ich kann meine theologische Ausrichtung nicht benennen." Sie sei "von der Gemeinschaft der Jugenddelegierten" in der Kirche geprägt gewesen. Sie habe viel Kontakt zu freikirchlichen Gemeinschaften, schätze unterschiedliche Rituale und Positionen. "Ich möchte und kann mich keinem Spektrum zuordnen."

In ihrer Vorstellung hatte sie betont: "Als Präses der EKD-Synode stehe ich für eine hoffnungsvolle, integrierende und pragmatische Kirche, die sich immer wieder neu entdeckt."

Heinrich stammt aus einem nichtkirchlichen Elternhaus. Ihre Familie zog nach der Wiedervereinigung von Thüringen nach Oberfranken, wo ihr Vater eine Stelle als LKW-Fahrer erhielt. Zum Glauben kam sie durch den Religionsunterricht an der Grundschule, als Kind ließ sie sich aus eigener Entscheidung taufen. "Meine Mutter hat sich damals mittaufen lassen, aber nie wirklich Halt in der Kirche gefunden", sagt Heinrich.

Nach ihrer Wahl, die für die Familie ebenso überraschend kam wie für viele Medienvertreter, erhielt Heinrich zahlreiche Gratulationen auch aus ihrem persönlichen Umfeld. Und zollte ihrer Kirche Respekt: "Wie verdammt mutig ist eine Kirche, die eine junge Frau in so ein Amt wählt", sagte Heinrich. Sie wolle sich nun möglichst schnell gründlich in die Aufgaben einarbeiten.

Zuvor war sie Jugenddelegierte der 12. Synode der EKD. An der Universität Regensburg studierte sie Philosophie und hat seit 2019 die Masterstudiengänge Digital Humanities und Menschenbild und Werte belegt. Zugleich ist sie stellvertretende Vorsitzende der evangelischen Jugend in Deutschland. 

Quelle:
epd