Die Darstellung eines Priesters mit einem Hakenkreuz auf seiner Soutane in der "Minsker Prawda" stachele Menschen zu "Feindschaft gegen die römisch-katholische Kirche in Belarus" an, erklärte Weihbischof Alexander Jaschewski (Dienstagabend). Die Zeitung beschuldige den gesamten katholischen Klerus "der Anhängerschaft des Faschismus und des Nationalsozialismus". Das sei eine "vorsätzliche und böswillige Verdrehung der Wahrheit, Verleumdung und Beleidigung".
"Mutation des Glaubens"
Die Regionalzeitung war am Dienstag mit der Schlagzeile "Mutation des Glaubens" erschienen. Die halbseitige Karikatur auf der Titelseite zeigt vier katholische Priester nebeneinander. Die Kreuze auf ihren Soutanen verwandeln sich von links nach rechts von einem normalen in ein Hakenkreuz. Der Priester mit dem Hakenkreuz hält ein weiß-rot-weißes Fähnchen, die Farben der Opposition, und singt das belarussische Kirchenlied "O mächtiger Gott".
Der autoritär regierende Staatschef Alexander Lukaschenko hatte davor gewarnt, dieses Lied zu singen. Die Polizei ging bereits gegen Pfarreien vor, die es in Gottesdiensten sangen. In einer Version des Liedes heißt es am Ende: "Mache mächtig, mache frei unser Land und unser Volk!" Es wird daher als Kritik an Lukaschenko verstanden. Anders als die katholische Kirche sprach sich der orthodoxe Minsker Metropolit Benjamin gegen das aus 1940er Jahren stammende Lied aus.
Repressionen gegen die Kirche
Die katholische Kirche in Belarus erlebt seit langem massive staatliche Repressionen. Der damalige Minsker Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz unterstützte im Sommer 2020 die Demokratiebewegung gegen Lukaschenko. Darauf wurde er im August nach einem Besuch im Nachbarland Polen von belarussischen Beamten an der Landesgrenze abgewiesen.
Erst kurz vor Weihnachten hob die belarussische Regierung das Einreiseverbot auf. Der staatliche Hörfunk brach im Sommer 2020 mit der langen Tradition, die Sonntagsmesse aus der Minsker Kathedrale live zu übertragen. - Etwa zehn Prozent der Belarussen sind katholisch.