Kapitelsamt im Kölner Dom

Taufe des Herrn

"Stellt Euch immer wieder neu in den Einfluss Gottes", mit diesen Worten appellierte Domkapitular Hans-Josef Radermacher am Fest der Taufe des Herrn an die Gläubigen im Kölner Dom. Gottes Lebensstrom habe sichtbare und greifbare Formen.

Kölner Dom / © Ochlast (DR)
Kölner Dom / © Ochlast ( DR )

Schon Johannes dem Täufer sei es bei der Taufe im Jordan darum gegangen, die Menschen in den richtigen Fluss – also in den richtigen Einflussbereich – zu stellen, predigte Radermacher in dem Gottesdienst. Schädlichen und verderblichen Einflüssen sollten sie den Rücken kehren.

"Der Einflussbereich, in den sich ein Mensch stellt, entscheidet darüber, was aus ihm wird", betonte Radermacher: "Wenn Eltern ihr Kind zur Taufe bringen, wird dieses Kind in den guten Einflussbereich Gottes gestellt." In der Folge komme es darauf an, diesen göttlichen Lebensstrom nicht durch andere Einflüsse zum versiegen zu bringen.

Gemeinde Gottes im Mittelpunkt

"Wo aber fließt dieser Lebensstrom Gottes", fragte der Domkapitular. Gottes Einfluss habe ganz konkrete sichtbare und greifbare Formen, so seine Antwort: "Gott gebraucht menschliche Beziehungen und menschliche Gemeinschaft, um seinen Lebensstrom fließen zu lassen." Radermacher nannte etwa die gemeinsame Feier des Gottesdienstes, gute Freundschaften und hilfsbereite Gespräche.

"Ohne diesen lebendigen Lebensstrom gebe es keine Kinder Gottes", so Radermacher. Das Fest der Taufe des Herrn sei deshalb auch ein Tag, der die Gemeinde Gottes in den Mittelpunkt stelle.

_________

Die drei synoptischen Evangelien (Markus 1,9–11; Matthäus 3,13–17 und Lukas 3,21–22) berichten am Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu von seiner Taufe am Jordan, der Evangelist Johannes kommt nur indirekt darauf zu sprechen (vgl. 1,29–34). Johannes der Täufer hatte zur Umkehr aufgerufen und zur Bußtaufe. Jesus reiht sich in die Schar der Sünder ein, macht sich mit ihnen solidarisch, um von Johannes dem Täufer getauft zu werden.

Als er aus dem Wasser steigt, öffnet sich über ihm der Himmel, und der Vater bezeugt ihn vor der Öffentlichkeit als seinen geliebten Sohn, den er der Welt sendet. Hier wird deutlich, dass die Taufe Jesu zur Epiphanie gehört, die wir am 6. Januar feiern. Der Geist Gottes ruht bleibend auf Jesus, und in der Kraft dieses Geistes Gottes geht Jesus seinen Weg zu den Menschen, lehrt sie, sich für Gottes Gerechtigkeit zu öffnen.

Im Tagesgebet heißt es: "Gib, dass auch wir, die wir aus dem Wasser und dem Heiligen Geist wiedergeboren sind, in deinem Wohlgefallen stehen und als deine Kinder aus der Fülle dieses Geistes leben." Auch uns hat Gott in der Taufe als seine geliebten Söhne und Töchter angenommen und uns seinen Geist geschenkt. In der Kraft dieses Geistes sollen wir unser Leben gestalten und uns als Brüder und Schwestern Jesu erweisen in Wort und Tat.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Januar 2019

 

Im Kapitelsamt zur Taufe des Herrn wurde besonders für verstorbene Domkapitulare und Weihbischöfe gebetet. Musikalisch wurde der Gottesdienst gestaltet von den Herren des Kölner Domchores. Die musikalische Leitung hatten Benedict Nagel und Michael Mies. An der Orgal war Winfried Bönig.

Der heutige Sonntag bildet den Auftakt zur "Zeit im Jahreskreis", die vom Montag nach dem Fest der Tauf des Herrn bis zum Dienstag vor dem Aschermittwoch und vom Montag nach Pfingsten bis zum Samstag vor dem 1. Adventssonntag dauert.


Johannes der Täufer  von Leonardo da Vinci / © Gemeinfrei
Johannes der Täufer von Leonardo da Vinci / © Gemeinfrei
Mehr zum Thema