Lorraine Kienzle

Lorraine Kienzle / © Angela Krumpen (ak)

Stoffe haben für Lorraine Kienzle immer schon eine große Rolle gespielt: ob im textilen Werken an der geliebten katholischen Nonnenschule oder im Studium an der London School of Fashion. Da klingt es fast schon logisch, dass sie heute bei der Aktion Hoffnung in Rottenburg Stuttgart für Second Hand Läden zuständig ist. Und dass sie als Bild für ihr Leben den Sari als Metapher wählt, auch. 

Von Kett- und Schussfäden im Stoff des Lebens

„Ich habe den Rucksack mit den ganzen Kontinenten mit dabei. Dank des Smartphones auch nah am Herzen, kann ich mit allen in Kontakt sein“, sagt die junge Frau, die mit vollem Namen Vanessa Lorraine Kienzle heißt,  im Rheingarten in Köln und ihre dunklen Locken wehen im Wind. Ihre Mutter, selber Hebamme und Krankenschwester, kaufte noch eine Nähmaschine, als die Wehen schon eingesetzt hatten. Diese Nähmaschine faszinierte sie als Kind „und diese Faszination hat mich nie wieder losgelassen.“

Das Leben als einen Stoff zu betrachten, der wie in einen Webrahmen aufgespannt, lang und länger gewoben wird, liegt ihr nah: „Die Kettfäden habe ich bei der Geburt mitbekommen. Diese Kettfäden sind die Gene und meine Geschichte. Den Rest habe ich, als Schussfäden auf Webschiffchen, selbst in der Hand.“ 

Von Winnenden und dunklem Modder über hellen Farben

Lorraine Kienzle, die aus Winnenden kommt und auch zur Geschichte ihres Heimatortes viel in der Sendung sagt, verbindet Stoffe und Familiengeschichte – z.B. wenn sie das Hochzeitskleid ihrer Mutter, das sie immer geliebt hat, auch auf der eigenen Hochzeit trägt. Oder, wenn sie ihre immer schön gekleidete indische Großmutter hartnäckig nach deren Zeit als Auswanderin in Kenia befragt. Aber nicht nur über diese bunten Farben in ihrem Lebensstoff spricht Lorraine Kienzle gerne.

Sie erzählt mit großer Offenheit auch von der Zeit, als sich dunkler Modder über die hellen Farben ihres Lebens ausgoss – und sie an einer Depression erkrankte. Was ihr dabei geholfen hat und was die Bibel damit zu tun hat, dass sie sich nicht vor einer neuen Depression fürchtet, hören Sie im Audiobeitrag unten auf dieser Seite.

Postkarte aus einem anderen – mitten ins eigene Leben

Am Ende der Sendung zeigt Lorraine Kienzle eine vergilbte Originalpostkarte aus Bethel, einem Mekka der Stoff- und Kleidersammlungen. Die Postkarte ging an ihren deutschen Großvater.

Wobei wir wieder bei Stoffen, den vier Kontinenten und den Kettfäden dieses spannenden Lebensstoffes wären. Viel Spaß beim Hören!