Wie gebildet oder wohlhabend die Eltern sind, das beeinflusst die Lebenschancen von Kindern in Deutschland einer Studie zufolge weiterhin stark. Die Bundeszentrale für politische Bildung, das Statistische Bundesamt, das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und weitere Partner legten am Mittwoch in Berlin ihren sogenannten Datenreport 2018 vor. Bei der Vorstellung ihres Sozialberichts legten die Autoren den Schwerpunkt auf die Situation von Kindern und Jugendlichen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt die wichtigsten Erkenntnisse:
Gesundheit: Die meisten Kinder in Deutschland wachsen der Studie zufolge heute gesund auf. Die Kindergesundheit habe sich in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert, heißt es. Allerdings gibt es einen Zusammenhang zur finanziellen Lage der Eltern: Etwa jede dritte arme Mutter raucht während der Schwangerschaft oder stillt ihren Nachwuchs gar nicht. Unter den reicheren Müttern ist beides hingegen nur selten der Fall.
Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen haben den Daten zufolge häufiger psychische Probleme oder sind verhaltensauffällig. Sie treiben auch weniger Sport, ernähren sich ungesünder und rauchen häufiger.
Bildung: Schüler an Gymnasien haben meist Eltern, die selbst mindestens das Fachabitur gemacht haben. Im vergangenen Jahr lag dieser Anteil bei rund zwei Dritteln. Weniger als zehn Prozent der Eltern von Gymnasiasten besaßen dagegen nur einen Hauptschul- oder gar keinen Abschluss. Umgekehrt verhielt es sich hingegen an Hauptschulen: Dort hatten lediglich 16 Prozent der Schüler Eltern mit Abitur und mehr als die Hälfte Eltern mit Hauptschul- oder ohne Abschluss.
Armut: Laut Statistik galten im vergangenen Jahr 15,2 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland als armutsgefährdet. Kinder mit Migrationshintergrund waren mit einem Anteil von 33,3 Prozent deutlich häufiger von Armut bedroht als Kinder ohne (12,7 Prozent). Am stärksten gefährdet seien allerdings Kinder von Alleinerziehenden, heißt es. Als armutsgefährdet gelten für den Bericht Menschen oder Haushalte, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügen.
Freizeit: An Gymnasien und Hauptschulen klagte etwa jeder dritte Schüler über zu wenig Zeit, um Freunde zu treffen. An Realschulen war es hingegen nur jeder fünfte. Unterschiede gibt es auch bei der weiteren Freizeitgestaltung: Während 94 Prozent der Gymnasiasten Sport treiben, sind es nur 81 Prozent der Hauptschüler. Lesen und musizieren sind an Gymnasien ebenfalls deutlich verbreiteter. Bei der Nutzung des Internets oder von Computerspielen fallen die Unterschiede hingegen wesentlich geringer aus.
Familie: Seit 1997 ist der Anteil der Kinder und Jugendlichen in Deutschland von 19 auf 16 Prozent gesunken. Unter den zuletzt 13,4 Millionen Menschen unter 18 Jahren hatten 36 Prozent einen Migrationshintergrund, das heißt sie selbst oder mindestens ein Elternteil wurden nicht in Deutschland geboren. Stetig zurück geht der Anteil der Kinder, die bei verheirateten Paaren aufwachsen, von 83 Prozent im Jahr 2017 auf 74 Prozent im vergangenen Jahr. Etwa 17 Prozent wohnten bei einem alleinerziehenden Elternteil. Ein Viertel der Kinder lebte ohne weitere Geschwister im Haushalt.
Beziehung zu den Eltern: Rund 85 Prozent der Kinder geben an, von ihren Eltern in Entscheidungen einbezogen zu werden, die sie betreffen. Mehr als 90 Prozent sprechen regelmäßig mit ihrer Mutter über das, was sie tun oder erleben. Mit ihren Vätern sprechen rund 75 Prozent regelmäßig darüber. Weitaus geringer ausgeprägt ist die Neigung, über ärgerliche oder belastende Dinge zu reden. Mit ihren Müttern sprechen etwa 75 Prozent der Kinder über solche Themen und mit ihren Vätern rund 55 Prozent.