In einem selbstverfassten Gebet erinnerte Franziskus an ausgebeutete Kinder, Familien in Schwierigkeiten und Menschen in entwürdigenden Arbeitsverhältnissen. Der kurzen Andacht mitten im teuersten Einkaufsviertel Roms wohnte auch Bürgermeisterin Virginia Raggi bei. Das Verhältnis zwischen dem Vatikan und der römischen Stadtregierung gilt als gespannt. Nach dem Gebet legte der Papst ein Blumengebinde am Fuß der Mariensäule nieder. Auf dem Rückweg in den Vatikan machte er einen Zwischenhalt an der Basilika Santa Maria Maggiore, um vor der Marien-Ikone "Salus Populi Romani" zu beten. Der Besuch der Muttergottes-Statue zum Hochfest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember gehört zu den festen Terminen des Papstes als Bischof von Rom. Die Figur war unter Pius IX. (1846-1878) aus Anlass der Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis (1854) auf einer antiken Säule aufgestellt worden. Die Lehre besagt, dass Maria von Beginn ihres Lebens an als Mutter Jesu von der Verstrickung in die kollektive menschliche Schuldgeschichte – der sogenannten Erbsünde – ausgenommen sei.
Gottesmutter Maria als Vorbild
Kritik übte der Papst bei seinem Angelus-Gebet zu Mariä Empfängnis an halbherzigen Christen. Wer Gott stets auf die Zukunft vertröste und sage "Morgen bin ich besser, dann werde ich beten und Gutes tun" oder "Entschuldigung, ich kann nicht", der schließe die Türe für das Gute, sagte er Franziskus auf dem Petersplatz. Christen seien bisweilen geradezu Experten im halbherzigen Ja-Sagen.
Das "berühmte 'Ja, aber'" sei eine Ausflucht, um ein Nein gegenüber Gott zu vermeiden. Gott verlange jedoch volle Zustimmung. Als Vorbild für eine uneingeschränkte Bereitschaft für Gott nannte der Papst die Gottesmutter Maria.
Botschaft zum Weltfriedenstag
Unterdessen wurde im Vatikan bekannt gegeben, dass die Botschaft des Papstes zum Weltfriedenstag am 1. Januar am kommenden Montag vorgestellt wird. Der Aktionstag, der zum 50. Mal begangen wird, steht unter dem Thema "Gewaltfreiheit - Stil einer Politik für den Frieden", wie das Presseamt des Heiligen Stuhls mitteilte. Vorgestellt wird die Papstbotschaft von dem für Friedens- und Entwicklungsfragen zuständigen Kardinal Peter Turkson und von Erzbischof Silvano Tomasi, bis zu seiner Pensionierung im Februar Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf.
Das Motto des kommenden Weltfriedenstags war bereits Ende August bekanntgegeben worden. Zur Begründung der Themenwahl hieß es, die immer zahlreicheren Konfliktherde weltweit hätten schwerwiegende soziale Folgen; daher sei jede noch so schwierig scheinende Möglichkeit auszuschöpfen, um Auseinandersetzungen gewaltfrei zu beenden.