Schuldspruch für Zerstörung religiösen Kulturerbes in Mali

Neun Jahre Haft

Der Internationale Strafgerichtshof hat den Islamisten Ahmad Al Faqi Al Mahdi für die Zerstörung religiöser Gebäude in Mali schuldig gesprochen. Erstmals hat das Kriegsverbrechertribunal damit jemanden für die Verwüstung von Welterbestätten verurteilt.

Neun Jahre Haft für Ahmad Al Faqi Al Mahdi / © Patrick Post (dpa)
Neun Jahre Haft für Ahmad Al Faqi Al Mahdi / © Patrick Post ( dpa )

Wegen Kriegsverbrechen ist der Islamist Ahmad Al Faqi Al Mahdi vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) für neun Jahre Haft verurteilt worden. Das Strafmaß ergebe sich auch aus der Kooperation mit dem Gerichten, bemerkten die Richter. Zum ersten Mal in der Geschichte des ICC hatte ein Angeklagter ein Geständnis abgelegt.

Al Mahdi sei an der Zerstörung von fünf Gebäuden beteiligt gewesen. Er selbst hatte am ersten Verhandlungstag im August zugegeben, an der Vernichtung der Mausoleen in Timbuktu durch die islamistische Gruppe Ansar Dine im Sommer 2012 beteiligt gewesen zu sein und die Zerstörung der Weltkulturerbestätten selbst angeordnet und überwacht zu haben. Alle Anklagen des Gerichts seien korrekt. Nach seinem Geständnis hatte Al Mahdi das malische Volk um Verzeihung gebeten.

Verwüstung von Welterbestätten

Er habe ganz bewusst "leichte Ziele mit religiösem und historischem Charakter" ausgewählt, lautete der Vorwurf an Al Mahdi, der Sittenwächter bei Ansar Dine gewesen war. Ein Ziel der Verwüstungen sei gewesen, die Menschen der Region zu schockieren. Chefanklägerin Fatou Bensouda nannte die Taten "einen feigen Angriff auf die Würde und Identität ganzer Völker".

Die betroffenen Bauten gehören seit 1988 zum Weltkulturerbe der Unesco. Im 15. und 16. Jahrhundert war Timbuktu, die "Stadt der 333 Heiligen", intellektuelles und religiöses Zentrum Afrikas. An einer wichtigen Salzhandelsroute entstanden dort zahlreiche Universitäten, Koranschulen, 3 besonders bedeutende Moscheen und 16 Mausoleen. Im Laufe der Jahrhunderte wurden mehrere 100.000 Schriften zum Islam, zu Mathematik, Philosophie und Geschichte verfasst.

In Timbuktu schuf Ansar Dine eine Schreckensherrschaft und versuchte, das islamische Recht, die Scharia, auf grausame Weise durchzusetzen. Die Mausoleen galten als unislamisch, weil darin Menschen als Heilige verehrt würden.

Muslimisch geprägtes Land 

In Mali bekennen sich zwar mehr als 90 Prozent der rund 17 Millionen Einwohner zum Islam. Die Auslegung galt jedoch stets als moderat und tolerant.

Die zerstörten Gebäude von Timbuktu sind unterdessen mittels eines Sonderfonds wiederaufgebaut. Frieden ist trotz mehr als 15.000 stationierten Soldaten der UN-Mission Minusma immer noch nicht in die Region eingekehrt.


Quelle:
KNA