Die Gebetsanliegen des Papstes für Oktober

Spuren in den Herzen hinterlassen

In seinem aktuellen Gebetsanliegen für Oktober betet Papst Franziskus im Monat der Weltmission "für Freude in der Weitergabe des Evangeliums". Die Freude ist für den Papst ohnehin ein zentraler Begriff und taucht in seinen Gedanken immer wieder auf.

Autor/in:
Prälat Bertram Meier
Mit Freude verbreitet sich die Botschaft des Evangeliums / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Mit Freude verbreitet sich die Botschaft des Evangeliums / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

"Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte." Dieses Urteil über die Christen aus der Feder von Friedrich Nietzsche sitzt. Eigentlich hätte er es wissen müssen. Denn Nietzsche wuchs in einem evangelischen Pfarrhaus auf. Nach seiner Konfirmation besuchte er bis zum Abitur ein kirchliches Internat für besonders Begabte in Naumburg. So hat er christlichen Glauben und christliches Leben aus nächster Nähe miterlebt. Überzeugt hat ihn das allerdings nicht. Im Gegenteil: Als Erwachsener wurde er zu einem der leidenschaftlichsten Bekämpfer des Christentums und der Kirche.

"Die Christen müssten mir erlöster aussehen"

Was Nietzsche an den Christen vermisste, ist die positive Ausstrahlung. "Die Christen müssten mir erlöster aussehen." Verbitterte und Verbiesterte stoßen ab. Traurige und Klagende ziehen keinen an. Es fehlt ihnen an Freude. Es ist wohl kein Zufall, dass für Papst Franziskus die Freude ein Schlüsselwort seines Redens und Handelns darstellt. Wenn man Menschen begegnet, die gerade von einem Gottesdienst oder einer Audienz mit dem Papst kommen, dann strahlen sie meist vor Freude. Freude ist ansteckend. Freude springt über.

Dass Papst Franziskus das Stichwort Freude auch in die Titel seiner Lehrschreiben aufgenommen hat, spricht Bände. Seine Programmschrift über die Erneuerung der Kirche trägt die Überschrift "Evangelii gaudium": die Freude des Evangeliums oder die Freude am Evangelium.

"Nietzsche hätte ein froher Christ werden können"

Und auch das Apostolische Schreiben im Nachgang zu den beiden Bischofssynoden über Ehe und Familie "Amoris laetitia" greift schon gleich am Anfang die Freude auf: "Die Freude der Liebe, die in den Familien gelebt wird, ist auch die Freude der Kirche. So haben die Synodenväter darauf hingewiesen, dass trotz der vielen Anzeichen einer Krise der Ehe vor allem unter den Jugendlichen der Wunsch nach einer Familie lebendig bleibt. Dies bestärkt die Kirche. Als Antwort auf diese Sehnsucht ist die christliche Verkündigung über die Familie wirklich eine frohe Botschaft: "Evangelium".

Ich stelle mir vor, wie anders das Leben des Religionskritikers Nietzsche verlaufen wäre, wenn er Christen mit Ausstrahlung begegnet wäre. Vielleicht wäre aus dem scharfzüngigen, mitunter beißenden Spötter ein froher und glaubwürdiger Zeuge des Evangeliums geworden.

"Christi Visitenkarten"

Paulus hat eine solche Erfahrung gemacht. Aus dem fanatischen Saulus wurde vor den Toren der Stadt Damaskus der Völkerapostel Paulus, ein unermüdlicher Reisender in Sachen Christus, ein Meister der Evangelisierung. An die Gemeinde von Korinth hat er einst geschrieben: "Unverkennbar seid ihr ein Brief Christi, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes" (2 Kor 3,3).

Paulus war selbst ein exzellenter Briefschreiber. Noch heute spüren wir seine ganze Leidenschaft, die seine Epistel zu Meisterwerken macht. Trotzdem gesteht er: Nicht meine Worte - mit Tinte geschrieben - sind wichtig, sondern ihr, liebe Gemeinde, seid der Empfehlungsbrief! Ihr, wenn ihr euch das Evangelium Jesu Christi zu Herzen gehen lasst; wenn die Frohe Botschaft nicht auf Stein stößt, sondern Spuren in Herzen von Fleisch hinterlässt; wenn ihr nicht gegen den Vorsteher, sondern zusammen mit ihm Gemeinde bildet und ein Zeichen der Einheit seid.

Deshalb schreibt Paulus nicht: Der Brief ist "eingeschrieben in euer Herz", sondern "in unser Herz". Damit will er sagen: Der Leib Christi ist eine Einheit, Priester und Laien gehören zusammen. Miteinander formen sie Gemeinde und geben ihr Gesicht.

Gerade im Hinblick auf die Weitergabe des Evangeliums brauchen wir sowohl Einzelne als auch Gemeinschaften, die als Briefe Christi in die Lebenshäuser der Menschen flattern. Es müssen übrigens gar nicht immer lange wortreiche Briefe sein. Vielleicht würde Paulus im 21. Jahrhundert so formulieren: Ihr seid Christi Visitenkarten, und wer auf euch trifft, soll spüren, dass er eine gute Adresse hat.

 


Quelle:
KNA