Schuldzuweisungen für Odessa und Appelle auch von den Kirchen

Keine Alternative zum Dialog

Gegenseitige Schuldzuweisungen auch bei den Kirchen: Nach den Unruhen in Odessa mit 46 Toten wies der römisch-katholische Bischof der südukrainischen Stadt, Bronislaw Biernacki, Russland eine Mitschuld an der Eskalation zu.

Ukraine: Ungewisse Zukunft (dpa)
Ukraine: Ungewisse Zukunft / ( dpa )

"Die Ereignisse in Odessa von Freitag - so tragisch in ihrem Verlauf - zeigen klar, dass hinter diesen Unruhen Kräfte von außerhalb unserer Stadt und unseres Landes stehen", erklärte Biernacki am Montag. Zugleich rief er zu einem Ende der Gewalt in der südukrainischen Stadt auf. Alle politischen Kräfte im In- und Ausland sollten zum Frieden in der Ukraine beitragen.

Der russisch-orthodoxe Moskauer Patriarch Kyrill I. kritisierte die ukrainische Regierung. Schuld an den Dutzenden Toten hätten primär "diejenigen, die einen Krieg gegen ihre eigenen Staatsangehörigen führen", so Kyrill laut "Interfax" (Montag), und weiter: "Die Verantwortung für diese Ereignisse liegt vor allem bei denen, die Gewalt anwenden, statt den Dialog zu führen."

Für Montagabend war ein katholischer Gedenkgottesdienst für alle Opfer geplant. Der genaue Ablauf der Unruhen ist bislang ungeklärt. Die ukrainische und russische Regierung machen sich gegenseitig verantwortlich. Kyrill I. erklärte weiter: "Wir sind besonders besorgt über die Verwendung von schwerem militärischen Gerät, um damit einen zivilen Konflikt zu beenden." Der Grund für die Gewalt seien, wie so oft, auch diesmal eine politisch radikale Einstellung sowie die Verweigerung des Rechts der Bürger auf freie Meinungsbekundung, so die Erklärung.

Keine Alternative zum Dialog

Der Moskauer Patriarch erklärte, es sei unmöglich, nur eine der politischen Positionen als einzig mögliche Antwort für die Probleme der modernen Ukraine zu betonen. Auch er forderte alle Parteien auf, auf den Gebrauch von Waffen zu verzichten und alle Probleme durch Verhandlungen zu lösen. "Die Ukraine braucht zumindest in der kurzfristigen Perspektive Waffenruhe, langfristig aber soliden Frieden", so Kyrill I. Die Ukraine könne "nur heilen und ein gutes Leben für die Bürger bieten, wenn sie Heimat von Menschen unterschiedlicher politischer Überzeugungen ist, die sehr verschieden voneinander sein können".

Es gebe keine Alternative zum Dialog; noch gebe es die Gelegenheit, "aufeinander zu hören und zu versuchen, die aktuellen Widersprüche aufzulösen", heißt es weiter. Es brauche ein "Bekenntnis zu den christlichen, geistlichen und moralischen Werten, die die Menschen der Ukraine geformt und mit Weisheit und Liebe für die Wahrheit bereichert haben".


Quelle:
KNA