Die Wiederaufnahme von Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern mit der Hoffnung auf eine gerechte und dauerhafte Konfliktlösung stand im Mittelpunkt der Begegnung von Papst Franziskus mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag im Vatikan. Eine solche Lösung müsse die Rechte beider Seiten respektieren, heißt es in einer anschließend vom Vatikan veröffentlichten Erklärung. Weiter hätten beide über das Projekt einer Papstreise ins Heilige Land gesprochen; einen Termin nennt die Erklärung nicht. Schließlich sei der Wunsch nach dem baldigen Abschluss des seit Jahren in Arbeit befindlichen vatikanisch-israelischen Vertrags geäußert worden.
Seit über zehn Jahren verhandelt eine vatikanisch-israelische Kommission über offene Rechts- und Wirtschaftsfragen der Kirche in Israel. Dabei geht es auch um Eigentumsfragen beim Kirchenbesitz sowie um eine israelische Besteuerung kirchlicher Schulen, Krankenhäuser und Gästehauser im Heiligen Land.
Treffen in herzlicher Atmosphäre
Es handelte sich um die erste Begegnung von Papst Franziskus mit Netanjahu. Das 25-minütige Treffen habe in herzlicher Atmosphäre stattgefunden, so der Vatikan. Nach seiner Unterredung mit dem Papst sprach der israelische Ministerpräsident auch mit dem vatikanischen Staatssekretär Pietro Parolin und Vize-Außenminister Antoine Camilleri.
Ein Papstbesuch im Heiligen Land könnte nach Ansicht von Beobachtern in der zweiten Maihälfte 2014 stattfinden. Über einen Termin könne erst nach Abschluss der Konsultationen mit allen betroffenen Seiten entschieden werden, hieß es im Vatikan. Reisestationen könnten auch Jordanien und die Palästinensergebiete einschließen.
Der Vatikanbesuch Netanjahus erfolgte unter starken Sicherheitsvorkehrungen. Der israelische Regierungschef hatte am Vorabend in der Synagoge Roms an einer Feier zum Chanukka-Fest teilgenommen. Mit Franziskus sprach Netanjahu auf Englisch und mit Hilfe eines Dolmetschers.
"Wir warten auf Ihre Reise"
Bei der Begrüßung erzählte Netanjahu, dass sein Vater Spanisch gesprochen habe, er selbst dies aber nicht könne. Netanjahus Ehefrau Sarah sagte dem Papst: "Wir warten auf Ihre Reise".
Als Geschenk überreichte Netanjahu dem Papst ein 1995 erschienenes Buch seines vor einem Jahr verstorbenen Vaters, eines anerkannten Historikers, über die Inquisition in Spanien. Es trug die Widmung "Für seine Heiligkeit Franziskus. Ein großer Hirte des gemeinsamen Erbes". Der Autor vertrete die These, dass die Katholiken während der Inquisition die Juden nicht beleidigt hätten, hatte der Regierungschef während des Flugs nach Rom gegenüber mitreisenden Journalisten erklärt. Weiter schenkte Netanjahu einen Silberleuchter samt Ölbehälter. Der Papst revanchierte sich mit einer Keramikdarstellung des Apostels Paulus.