"Niemand kann die Religion für die Rechtfertigung von Gewalt verwenden", heißt es in dem von Repräsentanten der großen Religionen vorgebrachten Aufruf. Im Namen Gottes zu töten, sei "Blasphemie".
An dem am Sonntag eröffneten Treffen hatten rund 400 Repräsentanten christlicher Kirchen und der großen Religionen sowie Vertreter von Politik und Kultur teilgenommen. Im Mittelpunkt der diesjährigen Zusammenkunft unter dem Titel "Der Mut der Hoffnung" standen der Syrien-Konflikt und die Lage im Nahen Osten. Aus Syrien war unter anderen der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Youhanna X., angereist, der Bruder des im April in Syrien entführten Erzbischofs Boulos Yazigi.
Zu den mehr als 30 Einzelveranstaltungen kamen mehr als 15.000 Menschen. An den öffentlichen Diskussionsrunden wirkten 250 Gäste aus 60 Ländern mit. Am Montag hatte Papst Franziskus die Gäste des Treffens zu einer Audienz im Vatikan empfangen. Redner der Eröffnungszeremonie war unter anderen Italiens Ministerpräsident Enrico Letta. Er bat die Teilnehmer angesichts der Regierungskrise um ein Gebet für Italien.
Das interreligiöse Treffen habe ganz auf der Linie des Friedensappells von Papst Franziskus für Syrien gelegen, sagte der Gründer der Gemeinschaft, Andrea Riccardi, zum Abschluss der Zusammenkunft. Der Syrien-Konflikt habe ein unzureichendes Friedensbewusstsein der internationalen Gemeinschaft vor Augen geführt. Die päpstliche Gebetsinitiative habe jedoch gegen den Zeitgeist die "Revolte des Geistes gegen ein rein wirtschaftliches Denken bekräftigt".
Die internationalen Friedenstreffen werden von Sant'Egidio jedes Jahr in einer anderen Stadt ausgerichtet. Vorbild ist das Weltgebetstreffen der Religionen für den Frieden, zu dem Johannes Paul II. (1978-2005) im Oktober 1986 nach Assisi eingeladen hatte.